Tatsächlich ist wahrscheinlich eine Überwachung nur dann wirklich "sinnvoll", wenn der Überwachte davon nichts weiß. Insofern muss ich accC Recht geben.
Das habe ich aber nicht gesagt und ich kann dem auch nur bedingt zustimmen. Wenn ich einfach nur gewisse Äußerungen unterdrücken will, dann ist es durchaus sogar besser, wenn der Überwachte explizit weiß, dass er überwacht wird. Du sagst ja auch nicht, dass dein Chef scheiße ist, wenn du direkt neben ihm stehst und weißt, dass er es mitbekommt.
In so fern, öffentliche Überwachung kann (sonst) öffentlich (geäußerte) Meinung unterdrücken.
Geheime Überwachung kann eben nicht-öffentliche (genauer: nicht bewusst öffentliche, weil gegenüber dem Überwacher durchaus öffentliche) Meinung zu Tage fördern und dementsprechend ein Vorgehen gegen den Überwachten ermöglichen.
Trotzdem könnte ich mir denken, dass diese Praktiken anderen Staaten als "Ausrede" dienen könnten. Schließlich kann zum Einen nicht vorausgesetzt werden, dass Regierungen wirklich intelligent agieren - heißt in dem Wissen, welche Praxis den stärksten positiven Effekt hat. Auf der anderen Seite sieht man doch perfekt an unserem Beispiel jetzt, dass auch ein "ja, du wirst überwacht" lange nicht zwangsläufig dazu führt, dass die Bevölkerung das glaubt und sich dementsprechend verhält.
Das sollte man differenzierter betrachten. In gewissen totalitäten Staaten wird eben mehr oder weniger direkt und öffentlich gesagt, was erlaubt ist und was nicht, welche Meinung du haben darfst und ob du sie äußern darfst oder nicht. Das mag vielleicht Zensur und Diktatur (gegenüber der Bevölkerung) sein, ist aber immerhin ist es ehrlich und jeder weiß, was er darf und was nicht. In gewissen anderen Ländern bekommst du eine scheinheilige Demokratie mit Menschenrechten und freier Meinungsäußerung und was auch immer präsentiert, sobald du aber das Falsche sagst (und du musst vorher nicht unbedingt wissen, dass es das Falsche ist!), bekommst du dennoch Probleme. Vielleicht wirst du nicht öffentlich wegen deiner Meinungsäußerung eingeknastet, aber du wirst gefickt. Ob das nun etwa durch regelmäßige "Zufallskontrollen" und Leibesvisitation passiert oder dass du still und heimlich aus dem Verkehr gezogen wirst, spielt dabei erst mal keine Rolle.
Und da werden natürlich autoritären Staaten (mit Ausnahme von China vielleicht) wahrscheinlich die Mittel fehlen, Daten so lang aufzubewahren, bis die Verschlüsselung geknackt werden kann.
Gute Crypto knackt man nicht. Daran werden keine Ressourcen der Welt etwas ändern. Das macht auch das NSA nicht, selbst wenn sie das planen.
Was das NSA kann ist Kommunikation verfolgen, etwa dass eine Person x zum Zeitpunkt t mit einer Person y kommuniziert hat. Das reicht auch im Zweifelsfall, wenn man weitere Variablen mitbetrachtet (etwa Standpunkte von x und y, sowie Ereignisse e die in einem gewissen Intervall um t liegen).
Andererseits kann man davon ausgehen, dass etwa das NSA sehr wohl kaputte Crypto 'brechen' kann. Allerdings würde ich das nicht als brechen bezeichnen, denn wenn ich einen Zweitschlüssel für eine Tür besitze, dann breche ich ja nicht das Schloss auf, sondern ich benutze stupide meinen Zweitschlüssel. Da steckt nicht etwa Rechenpower und Gehirnschmalz dahinter, sondern schlicht eine kaputte Crypto.
[Nicht ganz zum Thema, aber man sollte es trotzdem mal erwähnen:]
Andererseits muss man sich auch überlegen, dass die ganze Überwachung erst mal gar nicht so schlimm ist, wie es immer verkauft wird. Klar tut es weh zu erfahren, dass man abgehört wird, wenn man gerade dirty talk mit seiner Geliebten führt, dass man abends nicht alleine ist, wenn man sich zum neusten Porn einen von der Palme wedelt etc. Die Gefahr(en), die ich da für Privatpersonen sehe, sind allerdings nur Nebenprodukte. Etwa, dass durch fehlerhafte Algorithmik zur Gefahrenerkennung auch Unschuldige in Mitleidenschaft gezogen werden[SUP]1[/SUP] und/oder, dass die Daten, die das NSA erhebt eventuell Dritten in die Hände fallen[SUP]2[/SUP]. Denn, sind wir mal ehrlich, da sitzt keiner bei dem NSA, der sich den ganzen Tag und die ganze Nacht anschaut, was du gerade vorm PC treibst [im wörtlichen und übertragenen Sinn!]. Bei den Datenmengen stehen dahinter erst mal leistungsfähige Systeme mit Sprach-, Text- und Bilderkennung, die erst mal einen riesigen Anteil irrelevanter Informationen (beispielsweise deine Kackgeräusche) nach /dev/null leiten. Nur für relevante Informationen wird dann tatsächlich gespeichert und erst wenn ein Algorithmus sagt "das
könnte interessant sein", wird sich ein Mensch daran machen die Informationen zu betrachten.
[SUP]1[/SUP]Wie häufig das passiert, weiß ich nicht, allerdings gibt es ja diesen recht populär gewordenen Fall des kanadischen Geschäftsmanns, der von seinen Kollegen eine SMS erhalten hatte, er solle die Konkurrenz wegsprengen, was von Behörden wohl fälschlicher Weise als Anschlagsoffenbarung interpretiert wurde. [Quelle: Selbst suchen!]
[SUP]2[/SUP]Auch hier habe ich keine Zahlen, kann mir aber durchaus vorstellen, dass sowohl bewusst Daten an die Wirtschaft weitergereicht (verkauft?) werden, genauso wie natürlich auch immer das Risiko besteht, dass sich Unberechtigte Zugang zu den Daten verschaffen. Kein System hat sich bisher als 100% sicher erwiesen, ein so komplexes, wie es die NSA aufgebaut hat und noch aufbaut, ist da sicherlich keine Ausnahme.