• Hallo liebe Userinnen und User,

    nach bereits längeren Planungen und Vorbereitungen sind wir nun von vBulletin auf Xenforo umgestiegen. Die Umstellung musste leider aufgrund der Serverprobleme der letzten Tage notgedrungen vorverlegt werden. Das neue Forum ist soweit voll funktionsfähig, allerdings sind noch nicht alle der gewohnten Funktionen vorhanden. Nach Möglichkeit werden wir sie in den nächsten Wochen nachrüsten. Dafür sollte es nun einige der Probleme lösen, die wir in den letzten Tagen, Wochen und Monaten hatten. Auch der Server ist nun potenter als bei unserem alten Hoster, wodurch wir nun langfristig den Tank mit Bytes vollgetankt haben.

    Anfangs mag die neue Boardsoftware etwas ungewohnt sein, aber man findet sich recht schnell ein. Wir wissen, dass ihr alle Gewohnheitstiere seid, aber gebt dem neuen Board eine Chance.
    Sollte etwas der neuen oder auch gewohnten Funktionen unklar sein, könnt ihr den "Wo issn da der Button zu"-Thread im Feedback nutzen. Bugs meldet ihr bitte im Bugtracker, es wird sicher welche geben die uns noch nicht aufgefallen sind. Ich werde das dann versuchen, halbwegs im Startbeitrag übersichtlich zu halten, was an Arbeit noch aussteht.

    Neu ist, dass die Boardsoftware deutlich besser für Mobiltelefone und diverse Endgeräte geeignet ist und nun auch im mobilen Style alle Funktionen verfügbar sind. Am Desktop findet ihr oben rechts sowohl den Umschalter zwischen hellem und dunklem Style. Am Handy ist der Hell-/Dunkelschalter am Ende der Seite. Damit sollte zukünftig jeder sein Board so konfigurieren können, wie es ihm am liebsten ist.


    Die restlichen Funktionen sollten eigentlich soweit wie gewohnt funktionieren. Einfach mal ein wenig damit spielen oder bei Unklarheiten im Thread nachfragen. Viel Spaß im ngb 2.0.

[Politik und Gesellschaft] Türkei marschiert in Rojava ein

Am Dienstag den 8ten Oktober 2019 begann die Türkei mit Luftangriffen in der Region Rojava in Nord-Ost-Syrien. Am Mittwoch überquerten dann türkische Bodentruppen die Grenze.

Laut dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan soll der als "OperationPeaceSpring" bezeichnete Einmarsch ins bürgerkriegsgebeutelte Syrien dazu dienen, "einen Terror-Korridor an der Südgrenze zu verhindern und Frieden in die Region zu bringen". Neben offiziellen Truppen des türkischen Militärs sind an dem Einsatz auch Rebellengruppen beteiligt, insbesondere die "Freie Syrische Armee" FSA, die zu Kriegsbeginn zu den gemäßigten Rebellen zählte und vor allem aus Deserteuren bestand, die Assad absetzen wollten. Die FSA verlor aber immer weiter an Bedeutung und ist heute kaum mehr als ein Markenname für türkisch gestützte Rebellen.

Wichtigstes militärische Ziel ist die Besetzung der Grenzregion zum Irak im Nord-Osten, um Nachschubwege der kurdischen YPG/YPJ zu blockieren. Die kurdische Volksverteidigungseinheiten (YPG sind Männer, YPJ Frauen) gelten in der Türkei als terroristische Organisationen. Beschuss wird aus allen größeren Grenzstädten gemeldet.

Während die Türkei erklärt, sie wollen eine Safe Zone einrichten, in die 3 Millionen syrische Flüchtlinge aus der Türkei zurückkehren können, hat in den Grenzgebieten eine Flucht der Zivilbevölkerung nach Süden begonnen.

Der Angriff auf die kurdischen Gebiete Nord-Syriens wurde von der Türkei schon länger und wiederholt angekündigt. Mit dem Abzug der US-Amerikanischen Bodentruppen aus der Region ist der passende Zeitpunkt nun gekommen.

Der UN Sicherheitsrat wird am morgigen Donnerstag dazu tagen.

Quellen:
- Al Jazeera
- https://syria.liveuamap.com/en
 
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Gelöschter Nutzer3

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Danke euch für die gute Auflistung inklusive Quellen. Wie ist Sputnik eigentlich einzuordnen? Bezüglich (russischen) Medien hört man ja immer von "Propaganda".
Beides Lesen ist vmtl. am Besten, dennoch die Frage.
 

BurnerR

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Verfolge das nicht genau, aber die Russen gehen bei medialen framing / spinning sowie straight Propaganda ja deutlicher systematischer vor.
Ich versuche mir immer auch unabhängig von massenmedien mir ein Bild zu machen. Aber es ist schwierig manchmal. Im Prinzip muss man dafür deutlich mehr lesen z.B. 1-2 (internationale) Zeitungen mit guter Reputation oder 1-2 Magazine. Habe ne zeitlang mal Foreign Affairs gelesen. Das ist ein US Think Tank den ich aber stets sehr ausgeglichen fand. Haben leichten hang zum sozialismus(?). Aber sehr professionelle Artikel. Aber da ist dann ein Artikel halt einfach mal 20 Seiten lang und auf englisch und pro quartal gibt es ein kleines "Büchlein" aka Ausgabe.

Ich denke die Hauptfalle in die man nicht tappen darf ist, sich zu früh eine gefestigte Meinung zu bilden.
Und die Komplexität nicht unterschätzen. HIer in dem Fall sind Kurden ja nicht gleich Kurden, Perschmerga ungleich YPG. Und nur weil Perschmerga / YPG verbündete sind/waren macht sie das ja nicht automatisch zu 'Freunden der Demokratie und des Humanismus', beides europäische Erfindungen und nur begrenzt ein Exportschlager bisher.
 

Shodan

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Wie ist Sputnik eigentlich einzuordnen? Bezüglich (russischen) Medien hört man ja immer von "Propaganda".

Sputnik hat vom Kreml vorgegebene Einschränkungen und Leitmotive und fällt damit in die Definition von "Propaganda", ich würde es aber nicht dem "Kampfbegriff Propaganda" zuorden, der ein "komplett unvertrauenswürdig" impliziert.

Beispiel:
Gibt man "Rojava" in die Suchfunktion ein, findet man das Wort, wenn von Twitter zitiert wird und das Zitat verfälscht werden müsste. Das schließt wohl auch das Streichen von "Hashtaglisten am Ende" ein, die ich eher als Noise betrachte. Eine eigene Nutzung des Wortes findet man erst in einen längeren Artikel von April. Der dreht sich darum, wie die USA versucht Syrien zu spalten und warum das schlecht für die Zivilbevölkerung ganz Syriens ist. Es steht dort in Anführungszeichen und in einem Kontext, der impliziert es sei ein quasi schon gescheitertes Experiment gewesen.
D.h. es wird gerade so oft genug genannt, um die Suchenden auf die Sputnik Berichte zu Syrien aufmerksam zu machen, aber einen "Türkei marschiert in Rojava ein" Formulierung würden Sputnik wahrscheinlich nicht mal zitieren. Mir teilt das insbesondere auch mit, dass Russland eine Anerkennung als "Staatskonstrukt" nicht einmal diskutieren will. Dabei geht es aber weniger um "so tun als gäbe es das nicht" sondern mehr um "die Stimme Russlands soll im Ausland nicht den Eindruck erwecken, Russland erkennen es an.".
Diese Form von staatlicher Kontrolle wird es bei allen Themen geben, und entsprechend vorsichtig muss man mit dieser Quelle umgehen. Abgesehen davon sind es aber erstaunlich hochwertige Nachrichten, die bevorzugt Fakten, welche die russische Position stützen, präsentieren. Es ist ein Dualismus aus Staatskontrolle und journalistischem Qualitätsanspruch. Ich denke die Russen sind zu stolz um "die Stimme Russlands" für Demagogik und FakeNews zu nutzen. Man könnte sogar sagen, der Staatseinfluss bezahlt professionelle Journalisten", aber im Zeitalter des Clickbait-Journalismus klingt mir das zu positiv für ein fragwürdiges Konzept, denn "professionell" beinhaltet eine ordentliche Schulung was wie gesagt werden darf oder soll.

Zur Verbindung YPG -- PKK habe ich nichts konkretes bisher.
Ich sehe Rojava als "uneheliche Tochter der EU und der PKK, die sich ihren westorientierten Lebensstil der Tatsache verdankt, dass Onkel Sam sie mit dem SUV zur Schule gefahren hat."
Rojava ist nicht mit der PKK identisch und auch die PYD (größte politische Partei) und die SDF ("offizielles Militär") sowie die YPG und YPJ (kurdische Milizen in der SDF) sind es ebenfalls nicht, auch wenn die Türkei das so sieht.
Man muss hier auch die schnelle Entwicklung betrachten: die YPG/YPJ wird gerne als "bewaffneter Arm der PYD" bezeichnet, was sau gefährlich klingt, von mir aber unter "technische Schulden die stetig zugunsten der SDF refactored werden" geführt wird. Dennoch etwas, was beobachtet werdne muss. Langfristig sollte eine Partei weder eine eigene Miliz haben, noch brauchen.

Zur YPG bzw. PYD habe ich das hier gefunden:
https://www.hrw.org/report/2014/06/19/under-kurdish-rule/abuses-pyd-run-enclaves-syria
...
Hat sich das mit der Demokratie evtl. bisschen gebessert?
Ein guter Überblick zur Menschenrechtslage findet sich auch in der deutschsprachigen Wikipedia Mit direktem Bezug zu deinem Link:
Allerdings stellt HRW in dem Bericht auch klar, dass die der PYD nachgewiesenen Menschenrechtsverletzungen weitaus weniger eklatant und verbreitet seien als die seit 2011 der syrischen Regierung und den übrigen Rebellengruppen nachgewiesenen.
Die Lage soll wohl seit 2014 auch besser geworden sein, u.a. weil Rojava internationalen Organisation wie Geneva Call hinzugezogen hat um Aufsicht und Ausbildung z.B. in Sachen Kriegsgefangenenlager zu führen. Es ist also die Selbstreflektion vorhanden (im Worst Case nur dank Druck von Außen), dass die Milizen das alleine nicht hinbekommen.

Wäre ganz interessant ob schlüsselpersonen verwandt sind, im selben Clan, abgewandert sind, wie eng die miteinander arbeiten, solche Geschichten.
Da bin ich auch überfragt. Die Grenzen zwischen Türkei und Syrien sind gerade mal hundert Jahre alt, von "Clanbeziehungen" ist daher auszugehen. Viel interessanter sind aber Fragen wie "Sitzen in der YPJ Frauen in wichtigen Positionen, die Waffenschmuggel aus Syrien in die Hinterlande der Türkei organisiert haben?" Völlig unabhängig davon, ob diese dort von Verwandten entgegen genommen wurden, oder nicht, wäre das nämlich ein Fall, in dem die Türkei mit ihren Vorwürfen recht hätte.

Rojava versucht sich eine "genossenschaftliche Wirtschaft" aufzubauen. Ich gehe davon aus (Spekulation) dass es da, und bei öffentlichen Ämtern, auch Fälle von Nepotismus geben wird. Der "demokratische Konföderalismus" verteilt aber strukturell möglichst viele kleine Schlüssel, was die Chance erhöht, das so Fälle dabei sind, aber auch deren Auswirkung reduziert.

Grundsätzlich stimme ich aber zu: Als Deutsche können wir eigentlich immer eine "Entnazifizierung" empfehlen, in der Täter und Täterinnen von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ermittelt und belangt werden.
 

BurnerR

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Ich kann da die Türkei insofern verstehen, als das sie sicherlich keine Lust haben eine PKK-freundliche Enklave oder De-facto-Staat im Hinterhof zu haben. Auch das man nicht darauf wetten will, dass a) die westliche Orientierung langfristig erhalten bleibt und b) das ganze nicht von radikalen übernommen wird in 10 Jahren. Demokratie ist in letzter Konsequenz ein Kulturgut, dass sich nicht sicher spontan etablieren lässt.
Wie nah sie der PKK gerade wirklich stehen. Oder ob es direkte Kooperation seinten YPG/YPJ offizieren gibt. Die Türken wissen das sicherlich sehr genau, aber sind für diese ggf. eher unwichtige Details.
Das ganze erinnert mich doch ein wenig an ein anderes Land im nahen Osten, wo ebenfalls eine Bevölkerungsgruppe gerne einen eigenen Staat hätte.
 

Shodan

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Breaking News: Die syrische Armee unter Assad hat Rojava in Absprache mit der SDF betreten um gemeinsam die Grenze gegen die Türkei zu verteidigen. Russische und syrische Jagdflugzeuge patrouillieren den Luftraum.

Mazlum Kobani (Commander-in-chief of the SDF): "We know that we would have to make painful compromises with Moscow and Assad. But if we have to choose between compromises and the genocide of our people, we will surely choose life for our people."

Südlich der Stadt Tabqa am "Lake Assad" hatte das syrische Militär sich wohl ebenfalls gesammelt, eventuell mit dem Ziel das "Tabqa Military Council", einer SDF Einrichtung, zu stürmen, falls keine Vereinbarung erreicht wird. Anekdote zu der Stadt: Nachdem der IS dort besiegt wurde haben sich die Amerikaner den Militärflugplatz angesehen, den Kopf geschüttelt und lieber nördlich des Euphrat einen Stützpunkt mit provisorischer Landebahn errichtet.
 

BurnerR

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Absolut verrückt.
Ja klar, das ist nichts anderes als eine Invasion durch ein Nachbarland, das nicht gerade dafür bekannt ist, keine Genozide zu begehen.
Hat die Armee denn Kapazitäten die Türkei da effektiv aufzuhalten?
 

KaPiTN

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Wieso ist eigentlich die Rede von der Angst wegen des Bündnisfalls?
Es ist doch die Türkei, die hier einen Angriffskrieg führt.
Sollten da die verteidigenden Armeen die Grenze überschreiten, sähe ich darin keinen Angriff und somit keine Voraussetzung für Artikel 5.
 

Metal_Warrior

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Ein NATO-Bündnisfall ist ausgeschlossen, da die Türkei der Aggressor war. Selbst wenn also Assad mit Russland zusammen Ankara und Istanbul in Schutt und Asche legen, kann die NATO und die UN nur achselzuckend zuschauen und zur Besonnenheit mahnen...
 

Firla

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Selbst der „Bündnisfall“ nach Art. 5 des Nordatlantikpakts löst für Deutschland keinen Automatismus aus.
 

Shodan

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Ja klar, das ist nichts anderes als eine Invasion durch ein Nachbarland, das nicht gerade dafür bekannt ist, keine Genozide zu begehen.

Die Menschen in Quamschli haben auf der Straße gefeiert, als die syrische Armee ankam und auch in Al Malikiya werden sie wohl auch herzlich erwartet.
Warum?
800px-New_church.JPG

Eine der Kirchem in Al Malikiya.
Wo sind eigentlich die restlichen Armenier und Assyrer hin? Sind ja nicht alle im Osmanischen Reich umgebracht worden.
Kleineres Übel.

Der Plan die "Grenze Rojava - Irak" zu besetzen dürfte im Eimer sein, wenn die SAA (syrische Armee) Al Malikiya ganz im Nord Osten im Dreiländereck Türkey, Rojava, Irak befestigen wird. Das ist bisher aber noch nicht passiert.

Hat die Armee denn Kapazitäten die Türkei effektiv aufzuhalten?
Nicht ohne russische Luftunterstützung. Laut Stratfor ist Syrien in der Lufverteidigung aufgeschmissen (und das ist verdammt noch mal untertrieben, 2007 wurde ein Nuklearreaktor zerbomt, die sind komplett wehrlos) und bei der SDF sieht es noch schlechter aus. Die USA hatten den Luftraum übernommen und denen wohl keine hochmoderne "Anti-NATO-Tech" in Form von Radarsystemen, Boden-Luft-Raketen oder gar Kampfjets gegeben. In dem Stratfor Artikel geht es um die Probleme in der Abwehr der israelischen F16, aber ich gehe einfach mal davon aus, das die türkische F16 nicht signifikant anders ist.

Am Boden? Eventuell, je nachdem wie viel "eigenes Equipment" die Türkei riskieren will.

Das syrische Militär hatte damals viele Gebiete an Daesh verloren, aber da gab es keine wirklichen "Grenzgebiete", sondern viele kleine Brennpunkte. Und das Militär ist zum Teil ja auch desertiert. Wenn es diesmal nicht "hinter der Front" wieder anfängt heftig zu krachen, dann wird es ein Stellungskrieg. Die Türkei wird versuchen den Ost-West Motorway4 (M4) zu kontrollieren und alles nördlich davon.

(20 Meilen Zone :rolleyes: Blödsinn)

Südlich von Girê Spî/Tal Abyad, das die Türkei inzwischen erobert hat, liegt am M4 die Stadt Ayn Isa. Dort hat die SAA den von den Amerikanern inzwischen geräumten Stützpunkt nach 5 Jahren wieder übernommen. Der M4 schlängelt sich ein wenig. Ayn Isa ist die südlichste Stadt an dieser Autobahn. Die Intention Syriens ist klar: auf keinen Fall darf die Türkei den M4 durchgehend besetzen. Dabei geht es um den infrastrukturellen Wert, und um die Möglichkeit die vorhandene Autobahn zu einer befestigten Grenze auszubauen.

Weiter östlich, südöstlich von Ras al-Ayn, das die Türkei weiterhin bombadiert, hat die SAA am M4 Stellung bezogen. Seit vorgestern versucht die SDF dort nach Westen in die gerade erst besetzten Gebiete vorzurücken, die Stadt ist aber umstellt und wird fallen.

Direkte Konfrontation zwischen der SAA und der Türkei gab es bei Manbij. Die Stadt liegt im Norden, wo der Euphrat in Nord-Süd Richtung verläuft, ein gutes Stück westlich des Flusses, ebenfalls am Motorway 4. Strategischer Plan der Türken war es diese Stadt zu erobern und bis zum Euphrat vorzurücken. Jetzt patroulliert die russische "Militärpolizei" zwischen den Fronten um zu deeskalieren.

Am Euphrat im Süd-Osten Syriens knallt es auch. Es heißt, dass ein "unidentifiziertes Flugzeug" vier Angriffe auf eine iranische Miliz geflogen ist.
Fast direkt an der Grenze zum Irak, bei Abu Kamal, wurden ebenfalls iranische Milizen von "unidentifizierten Flugzeugen" bombadiert. Der Statfor Artikel lässt mich vermuten, dass es Israel war.
Etwas weiter flussaufwärts, gibt es einen Brückenkopf am Ostufer, mit Bahnhof in Khusham, als "strategische Tiefe" für den Militärflughafen bei Deir ez-Zor am Westufer. "pro-Assad Truppen" sollen mit Artillerie die SDF in den Dörfern südlich von Khusham angegriffen haben und wurden daraufhin von Koalitionstruppen (?!) beschossen. Jetzt gibt es aus den nördlich liegenden Dörfern Fotos, die Syrer mit Transparenten, und amerikanischen und französischen Flaggen zeigen. (Suchbilder: zählt die Frauen!) Auf der anderen Seite des Flusses sind iranische Milizen.
Als die SDF mit amerikanischer Hilfe am Euphrat entlang bis zur irakischen Grenze vordrang haben die USA da auch mal Russen getroffen. Im "Governate Deir ez-Zor scheinen sich so viele ausländische Kampfverbände aufzuhalten, die könnten spontan eine UN Blauhelm Basis gründen.


In den Weltmedien umfangreicher beleuchtet wurden zwei Ereignisse:

Am Samstag den 12 Oktober wurde die 35 jährige Politikerin Hevrin Khalaf beim Verlassen von Tal Abyad aus dem Auto gezogen und am Straßenrand erschossen. Eine türkisch gestützte Miliz hatte zuvor einen Kontrollposten an der Straße erobert und sich beim Gefangene Erschießen gefilmt und die Videos auf Twitter veröffentlicht. Schlechte Handyvideos auf denen nicht viel zu sehen ist. Die Türkei dementiert die Sache und geht sogar soweit, das als False-Flag zu bezeichnen, während die Washington Post es als Kriegsverbrechen betitelt. Hevrin Khalaf hatte in der Vergangenheit diplomatisches Geschick im Kontakt mit den USA und England gezeigt. (CNN)


Die Organisationsgebäude am Flüchtlings-/Gefangenenlager bei Ayn Isa wurde erst mit Mörsern und dann von bewaffneten Kämpfern angegriffen, ein Büro brannte, und Hunderte sind aus der "Secure Zone" geflohen. ISIS hat sich über ihre News Agency "Amaq" dazu bekannt. In Zeltlager sind vor allem Frauen und Kinder untergebracht, (76% weiblich) in der Secure Zone vor allem Familien ausländischer Jihadisten. Darunter auch einige, von denen die europäische Boulevardpresse noch Archivfotos hatte. [not linking those, it's all crap]. Siehe Deir ez-Zor campaign # civilian exodus. Siehe ReliefWeb siehe UNiFeed "isis famlies"' - it's complicated.


Tarik Jasarevic, spokesperson, World Health Organization (WHO):
“The national hospital in Ras Al-Ain is currently out of service and the national hospital and two health centres in Tel Abyad are also currently non-functional. Health facilities in camps hosting displaced people in Mabruka, Ain Issa and Ras Al-Ain were also evacuated, with additional facilities under threat as the conflict rapidly moves forward.”

Assad wäre gut beraten den Schulterschluss mit den zivilen, UN gestützten Hilfsorganisationen in Rojava zu suchen, bevor die Lage eskaliert, während seine Leute die Wache (in der Region) übernehmen. Spielt er seine Hand gut, könnte das seine Trumpfkarte in der Diplomatie mit Europa werden, während es der EU die Möglichkeit gibt sich mit humanitärer Hilfe, statt mit Waffenlieferungen zu beteiligen, was dort innenpolitisch gut ankommt. Ein solches Ausbrechen aus dem Blockdenken würde Erdogan vielleicht bemerken lassen, wie sehr er die Türkei diplomatisch isoliert hat,

Wenigstens eine positive Nachricht am Ende: laut UN waren Ingenieure an der Allouk Water Station und planen diese bald wieder funktionsfähig zu haben.
 

Shodan

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Es gibt eine instabile Waffenruhe für 5 Tage. Die Vereinbarung passt auf eine Din A4 Seite und wurde zwischen den USA, der Türkei,Syrien und der SDF ausgehandelt. Sie sieht vor, dass die YPG/YPJ sich zurückzieht, ihre schweren Waffen abgibt und die Türkei ihre nicht genau definierte Sicherheitszone erhält. (M4) Die SDF interpretiert das vereinbarte Gebiet als "zwischen Tel Abyad und Ras al-Ayn. Dafür beendet die USA ihre Sanktionen gegen die Türkei. (Stratfor)
Die Waffenruhe hielt nicht mal einen Tag, die Türkei hat die umzingelte Grenzstadt Ras al-Ayn wieder bombadiert und versucht ihren Einfluss östlich davon entlang der Grenze auszuweiten. (AFP - Agence France-Presse)

Sechs Patienten, gemischt militärisch und zivil, wurden mit Verdacht auf chemische Verbrennungen eingeliefert. Die UN Chemiewaffeninspektoren sind informiert. Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) ist Syrien in aktiv, seit dieses 2013 die Chemical Weapons Convention (CWC) angenommen hat. (The Guardian)

Ansonsten ist es an den Türkei <-> Rojava Fronten ruhig.

Um die Wasserversorgung bis zur Reparatur der Stromversorgung der Alouk Water Pumping Station aufrecht zu erhalten sind 16.000 Liter Treibstoff über mehrere Tage für die Backup-Generatoren notwendig. UNICEF braucht für die Versorgung eine Deeskalation der Kampfhandlungen für mehrere Tage.
Von Damaskus wurden in den letzten Tagen 40 Tonnen medizinische Güter nach Quamshli geflogen um die Krankenhäuser in Tal Tamr, Al Hasakeh und Qamishli zu unterstützen. (UNiFeed, UNICEF)


Im Süden der Provinz Idlib, an der "innersyrischen Beobachtungsposten-Grenze" werden weiterhin russische Bomben und syrische Artilleriegranaten gemeldet. (Karte, deren Quellen z.B. Twitter).

In Idlib hat das Schuljahr wieder angefangen.
( Video 1, ) Die "Kastoun School of Hama Free Education". Das ist 35km entfernt von Idlib (city), noch vor dem russischen Beobachtungsposten. Ein landwirtschaftlicher Grünstreifen am Fluss Orontes, an der die Idlib / Hama Grenze begradigt wurde. (Video 2) :unknown: Google-Übersetzung der Beschreibung: "Schwierigkeiten und Herausforderungen für das Bildungsministerium in den befreiten Gebieten mit Beginn des neuen Schuljahres". Den Ton verstehe ich nicht, aber die Bilder sind gut. (Quelle: Sada News 24 - Syrien - Entmilitarisierte Zone Idlib) Interessant vor allem für diejenigen, die Idlib als Sammelbecken für Dschihadisten, Salafisten und Islamisten verstehen.




Zur Situation der Schulen in Rojava sind "no news" wahrscheinlich good news. Der Trend dort über Jahre:
Classes are taught in multiple languages: Kurmancî, the local Kurdish dialect, Arabic, and Syriac.

Students are educated about their own cultures and histories as well as those of others, which reasserts their own suppressed identities and builds tolerance of others. Rather than the authoritative style of education that characterised the Syrian regime, students are also encouraged to participate actively, with opportunities for feedback and discussion at all levels of the education system.

Underpinning all of this is what is referred to as a “new mentality”, one based on the values of a “democratic nation”. These are embedded in class discussions with topics that include “how different nations can live together” and “how we can bring peace to our society and all nations in our area”.

- The Conversation - Elise Boyle Espinosa - H2 "A new education system"

Krieg hat sich verändert. Erinnert mich ein wenig an HongKong


Korrektur: "16.000l Fuel on a daily basis"
 
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Es gibt eine instabile Waffenruhe für 5 Tage. Die Vereinbarung passt auf eine Din A4 Seite und wurde zwischen den USA, der Türkei,Syrien und der SDF ausgehandelt. Sie sieht vor, dass die YPG/YPJ sich zurückzieht, ihre schweren Waffen abgibt und die Türkei ihre nicht genau definierte Sicherheitszone erhält. (M4) Die SDF interpretiert das vereinbarte Gebiet als "zwischen Tel Abyad und Ras al-Ayn. Dafür beendet die USA ihre Sanktionen gegen die Türkei. (Stratfor)
Klingt wie ein reines innenpolitisches Manöver. Erst einmal Sanktionen gegenüber Türkei, dann verhandeln, dann der Türkei zu 100% entgegen kommen, dann Sanktionen aufheben 'haben erfolgreich verhandelt, können Sanktionen daher jetzt wieder aufheben. What a great day.' Ach und die YPG und SDF gibt es ja auch nocht.. die bitte Waffen abgeben und das Gebiet räumen, danke. So wird Frieden gemacht.

Den Ton verstehe ich nicht, aber die Bilder sind gut. (Quelle: Sada News 24 - Syrien - Entmilitarisierte Zone Idlib) Interessant vor allem für diejenigen, die Idlib als Sammelbecken für Dschihadisten, Salafisten und Islamisten verstehen.
Ja klar ist eine Stadt in erster Linie eine Stadt mit Geschäften, Taxis und Schulen. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht gleichzeitig ein Sammelbecken für Dschihadisten und Salafisten sein kann.


Besten Dank für deine Updates. Deine Infos landen oft nicht anderweitig in meinem News-Feed.
 

KaPiTN

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Ich dachte, ich hätte mich damit abgefunden, daß er ein Idiot ist, aber hier schafft er es noch mal, mich sprachlos zu machen:


 

Shodan

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@BurnerR: Ich meine fast immer das "Governat Idlib" bzw die "Demilitarisierte Zone Idlib" nicht die Stadt selbst.

@KaPiTN: Trump räumt den nahen Osten. Und es kann sein, dass er gründlich Räumen wird. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die AirForce für alle Eventualitäten einen Plan haben möchte, auch für den Abzug der Nuklearwaffen aus Incirlik in der Türkei. Inzwischen wird aber aktiv dafür argumentiert, so die AirForce Times. Werden sie abtransportiert, wird die Turkei weder in die EU kommen, noch in der NATO bleiben. Dann gibt es eine "Putin-Erdogan-Assad" Achse.

Als nächstes wird es östlich von Ras al-Ayn (markiert) losgehen am Fluss Khabur. Bei Tell Tamer steht die SAA am M4,
Das sind ~ 20 Meilen "Sicherheitsgürtel" ab der Grenze bis zur Autobahn.

 
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Shodan

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  • #35
Amerikanisch-Türkischer Deal: Al Jazeera hat den Text.
Die Türkei und USA bleiben in der NATO, die Grenzen bleiben gleich, es gibt eine Sicherheitszone in Syrien, die Türkei muss Daesh als Terroristen bekämpfen, das Anti-Terror Vorgehen unterliegt strikten Einschränkungen. In der Zone sind die Menschenrechte und religiöse und ethnische Minderheiten zu achten, Zivile Infrastrukturen nicht zu beschädigen und gemäß UN Resolution 2254 zu handeln.

Russisch-Türkisches Abkommen: Englischer Text bei The Defense Post. Außerhalb der Gebiete der türkischen Offensive werden Russland und Syrien alle YPG "Elemente" und ihre Waffen aus der 30 Kilometer Zone entfernen, sowie aus Manbij und Tal Rifat, also den Gebieten westlich des Euphrat. Syrien und Russland werden diese dann patrouillieren. In Tel Abyad und Ras Al Ayn + 32 km Zone bleibt der Status Quo erhalten, also das türkische Militär und ihre Milizen.
Russland und Türkei werden das Adana Agreement umsetzen, den Astana Mechanismus nutzen und die Aktivitäten des Konstitutionellen Kommitees unterstützen.

Adana Agreement: 1998 - Damascus beendet das Asyl von Abdullah Ocalan, liefert diesen aus, schließt die paramlilitärischen PKK Ausbildungslager, betrachtet diese fortan als Terroristen und errichtet eine direkte Leitung zwischen den Sicherheitsapperaten beider Staaten zum Zweck gemeinsamer Koordination bei der Verfolgung der PKK. Andernfalls hätte die Türkei angegriffen.
-- mfa.gov.tr


Astana Mechanismus: In den von Russia, Turkey und Iran organisierten Konferenzen in Astana ausgearbeitetes Framework für den Friedensprozess. Eine Teilnahme der kurdischen "Democratic Union Party" (PYD größte Partei, wird von der Türkei durch ein Veto blockiert. Diese konnte sich von Russland überzeugen lassen akzeptable Vertreter anderer kurdischer Parteien zu der ~ 1500 Personen Konferenz in Sochi und zum Konstitutionellen Kommitee, zuzulassen.
-- sdf-press.com - Dezember 2017



Konstitutionelles Kommitee: Eine UN organisierte verfassungsgebende Versammlung. 45 Personen, je 15 der Regierung Syriens, 15 der Opposition und 15 der Zivilgesellschaft, bereiten Vorschläge vor und 150 Personen gleicher Verteilung stimmen über diese ab. Eine 75% Mehrheit ist erforderlich.
-- news.un.org 30.09.2019

Es heißt die syrische Opposition habe Russland ersucht die syrische Regierung zu überzeugen und den UN Plan zu retten.


“After eight and a half years of war and conflict we actually have some positive news,” envoy Geir Pedersen told Reuters in an interview on the sidelines of the U.N. General Assembly.


Geneva am 30 Oktober abwarten und Tee trinken :coffee:
 

Shodan

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Der Abzug der Amerikaner ist wohl nicht ganz so vollständig.

Sputnik:
- Pentagon-Plan: USA wollen offenbar Truppen zum Schutz von Ölfeldern nach Syrien schicken
- „Staatliches Banditentum“: Russisches Verteidigungsministerium zu Ölfeld-Plan der USA in Syrien
- Russlands Verteidigungsministerium veröffentlicht Beweise für US-Ölschmuggel in Syrien – Fotos

Östlich des Euphrat, Richtung Irak, weit mehr wie "20 Meilen" südlich der Grenze.

Trump hat mitgeteilt, dass ein beim Namen nicht genannter US-amerikanischer Konzern den syrischen Kurden helfen könnte, Öl zu gewinnen.

Earlier this week, Trump said at the White House that he wanted to "keep the oil" for the U.S.

"We'll work something out with the Kurds so that they have some money, so that they have some cash flow. Maybe we'll get one of our big oil companies to go in and do it properly," he said.

...

In addition to the oil field mission in eastern Syria, the U.S. is also committed to maintaining the Al-Tanf garrison on the Jordanian border at the request of Israel and Jordan, both Trump and Esper said earlier this week.
(military.com),
 
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