Kaiser Akihito ist der erste japanische Kaiser seit 200 Jahren, der abdankt. Der 85-jährige 125. Kaiser verlässt zum Monatsende den Thron; sein Sohn Naruhito wird als sein Nachfolger inthronisiert. Dabei spielen drei Gegenstände eine entscheidende Rolle: Schwert, Edelstein, Handspiegel. Die drei um die 2000 Jahre alten Artefakte sind tief in der japanischen Mythologie verwurzelt und laut Gesetz untrennbar mit dem Thron verbunden. Lediglich die Kaiser sowie Hohepriester der Shinto-Religion haben die Throninsignien gesehen. In der Öffentlichkeit zu sehen sind sie nur verpackt. Der Chrysanthementhron gilt als ausgesprochen traditionell.
Für Angestellte bringt die Inthronisierung 1 1/2 Wochen Freizeit. Die Inlandstourismusbranche brummt, auch Hochzeitsplaner freuen sich über zahlreiche Buchungen. So haben auch die Japaner was von der Inthronisierung, die sich nicht für den Kaiser interessieren.
Für die IT-ler gibt es jedoch eine wichtige Umstellung, fast mit dem Wechsel ins Jahr 2000 zu vergleichen. Seit 1.400 Jahren wird in Japan jede Kaiserregentschaft mit einer neuen Herrschaftsdevise begleitet. Die Reiwa-Ära (Guter Frieden) beginnt, wie jede neue Regentschaft, im Jahr 1. In offiziellen Dokumenten aller möglichen Institutionen wird nicht der gregorianische Kalender verwendet, sondern die Zeitrechnung der Kaiserären. Folglich müssen Informationssysteme aufs Jahr 1 umgestellt werden. Dies ist zum ersten Mal der Fall seitdem der Computer die Gesellschaft durchdrungen hat.
Um den Übergang angenehmer zu gestalten, wurde der neue Äraname bereits einen Monat im Voraus verkündet und nicht wie früher am Tag der Inthronisierung. Die Umstellung wird trotzdem teuer, vor allem wenn sie in den Systemen nicht vorgesehen war. Dies kann vor allem bei Telefonzellen, Fax-Geräten und anderen alten Geräten interessant werden.
Quelle: https://www.golem.de/news/neue-kaiseraera-in-japan-das-jahr-1-problem-1904-140875.html