Re: ALG1 läuft aus - Was tun?
Setz Dich erst mal in Ruhe hin und überdenk Deine Situation. Mit Kritik, die durchaus rein konstruktiv gemeint ist, hab ich ja nicht gespart.
Fakt ist, du bist derzeit in einer finanziell schlechten Situation mit noch schlechteren Zukunftsaussichten. Also musst du was ändern.
Der erste Punkt, an dem du schrauben kannst und sogar musst, sind halt Deine Ausgaben:
- Handyverträge so schnell wie möglich abstoßen
- Netflix kündigen (Du hast dadurch auch mehr Zeit für sinnvollere Dinge)
- Brauchst du den Webspace wirklich?
- Am wichtigsten aber: Versuch die Kreditkartenschulden abzubauen. Besser noch, du gibst die Kreditkarte zurück und wandelst den Kredit in einen Ratenkredit mit niedrigeren Zinsen um.
Dann such Dir einen Job als Junior-Entwickler. Die meisten Jobangebote auf den üblichen Plattformen (Monster, indeed, jobs.meinestadt.de, stellenanzeigen.de) sind von Headhuntern (Personalvermittlungsagenturen). Da hast du wenig Chancen. Headhunter spammen Dich erst zu, wenn du Profi mit langer Erfahrung bist (20 Jahre alt + 10 Jahre Berufserfahrung als Seniorentwickler…). Die wollen aber keine Neulinge. Und außerdem bestehen >90% aller Headhunter-Jobanzeigen aus nichtssagenden Bullshitbingo-Begriffen und Anforderungen, die ein Jahresgehalt von 100k€ rechtfertigen würden. Ich bekomme über Xing 1-2x pro Monat ein Jobangebot. Eines der letzten war: Suche Admin für Linux (Puppet, Monitoring, Scripting), Windows (AD, Group Policies), Datenbanken (Oracle). Das Gehalt wäre 30% niedriger gewesen als mein aktuelles. Als ich der Frau zurückgeschrieben hab, dass sie eigentlich 3 Admins sucht, kam sogar eine einsichtige Antwort zurück. Du wirst zudem bei Headhuntern auch nie eine Stellenausschreiben finden, in der NodeJS-Entwickler gesucht werden. Das wird immer ein schwammiges Geblubber sein, bei dem du nicht direkt herauslesen kannst, was deren Kunde eigentlich will.
Such stattdessen nach Jobangeboten direkt bei Unternehmen auf deren Webseiten. Dazu solltest du Dich nicht auf NodeJS festnageln. Such nach Junior-Entwickler im Webbereich. Und lass Dich nicht von überzogenen Stellenanforderungen abschrecken. Z.B.
das da klingt doch ziemlich gut. Über
Kununu erfährst du zudem auch noch etwas über die Probleme in der Firma. Dazu musst du allerdings das Bashing frustrierter Ex-Mitarbeiter und die Lobeshymnen der Social-Media-Abteilung rausfiltern.
Und wenn ein Umzug in eine andere Stadt nicht in Frage kommt, dann probier's mit einem anderen Land: Österreich und Schweiz zahlen besser und haben auch bessere Sozialsysteme (Rente, Krankenkasse). In den Niederlanden kann man auch tolle Sachen finden.
Warum reite ich so darauf rum:
Ich war nach dem Abi planlos und kam dann irgendwie in eine Sparkasse rein, in der ich eine Lehre absolviert hatte. Nach 1 Jahr Arbeit hat mich das mehr und mehr frustriert. Also hab ich den Job hingeschmissen und Informatik studiert. Allerdings stamme ich aus einer Region, in der es kaum Jobs gibt. Nach dem Studium (ich war Langzeitstudent: 9 Jahre) bin ich dann relativ schnell in ein westdeutsches Ballungsgebiet umgezogen. Eine Rückkehr in meine alte Heimat ist keine Option. Zu gravierend wäre der Abstieg (Gehalt, Infrastruktur, generelle Möglichkeiten). In meinem alten Freundeskreis gibt es durchaus Leute, die in ihrem kleinen, begrenzten Leben stehengeblieben sind, obwohl sie die Chancen gehabt hätten. Und schon allein durch die Verbindungen und Möglichkeiten, die sich mir in der Uni erschlossen hatten, wurde die Welt für mich wesentlich größer.
Die meisten erfolgreichen Leute werden reich, weil sie eine Firma besitzen und andere Leute ausbeuten.
Ich hab viel Respekt vor Leuten, die eine Firma gründen und erfolgreich damit werden. Neben dem Risiko investieren diese Leute auch oft 60 oder mehr Arbeitsstunden pro Woche mit Verzicht auf Urlaub. Und niemand zwingt Dich, (dauerhaft) bei einer Ausbeuterfirma zu arbeiten. Als Sprungbrett kann es aber allemal dienen.
Das heißt ich habe nur Anspruch auf ALG2, wenn mich meine Eltern rausschmeißen? Und was mache ich jetzt, wenn ich in zwei Wochen keine Arbeit finde? Soll ich mir jetzt oder später die Kugel geben?
Das wäre die bequemste Methode. Ist aber nicht sehr sinnvoll und klingt nach einer ungeheuren Portion Selbstmitleid. Das Problem, vor dem du stehst, ist Dir ja schon seit Monaten bekannt. Jetzt wird's halt eng, weil du es immer vor Dir hergeschoben hast, ohne irgendwas zu unternehmen.