Kokosprodukte, wie Kokosfett, Palmsaft oder Kokosblütenzucker, sieht man aktuell überall. Veganer, Clean Eater und Steinzeitköstler verwenden Kokosöl oder -fett anstelle von Butter und Sahne, beispielsweise zum Anbraten. Ich bekam vor einiger Zeit ein Kokosdressing, wo man weder weiteres Öl noch Essig braucht - und scheußlich schmeckt. Dazu hätte ich mir noch Kokosfett und -öl nehmen können.
Kokosprodukte sollen angeblich beim Abnehmen helfen, für gute Cholesterinwerte sorgen, vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen bewahren, das Immunsystem stärken und bei Alzheimer zur Heilung beitragen.
Zugleich soll Kokosöl Falten glätten und Hautprobleme bekämpfen. Nur gibt es keine Belege hierfür. Kokosöl enthält sogar viele gesättigte Fettsäuren.
Nichtsdestotrotz sind Kokosprodukte aktuell ein Superfood. Dies wiederum steigert die Nachfrage, was wiederum zu Monokulturen führen kann, wie es schon durch Palmplantagen und durch Avocados der Fall ist. Wer z.B. nach Malaysia reist, wird die Kilometer langen Plantagen sehen. Diese Monokulturen, wo vorher Regenwald war, sind erschreckend und ökologisch alles andere als gesund. Die größten Anbauflächen mit Kokospalmen liegen in Indonesien, den Philippinen, Indien, Tansania, Sri Lanka, Brasilien sowie Papua Neuguinea. Also dort, wo Regenwald wächst. Für kleine Inselstaaten wie Vanuatu, Fidschi und die Salomonen sind Kokosnüsse ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Bisher wird der Kokospalmen-Anbau meist noch von Kleinbauern betrieben. Allerdings beherrschen hier bereits Monokulturen. Da Monokulturen anfälliger sind, werden mehr Pestizide eingesetzt. Witzigerweise bringen Mischkulturen sogar mehr Einnahmen. Zumindest sind Extra-Bewässerungen wie bei Avocados nicht nötig.
Nachdem Palmöl mittlerweile ein schlechtes Image hat, wird vermehrt Kokosöl stattdessen eingesetzt. Nachdem der Ertrag pro Hektar bei Ölpalmen deutlich besser ausfällt als bei Kokospalmen (3,3 Tonnen Öl im Vergleich zu 0,7 Tonnen), wäre ein Austausch jedoch katastrophal. Oder genauer: eine einzelne Kokospalme liefert etwa 10-20 kg Kopra (getrocknetes Fruchtfleisch der Kokosnuss), aus dem Kokosöl gepresst werden kann. Das macht pro Hektar etwa 0,7 Tonnen. Aktuell liegt die Anbaufläche weltweit bei 12 Millionen Hektar, was die ungefähre Größe von Griechenland ist.
Wie so häufig kommt das Geld für das teure Kokosöl natürlich nicht beim Produzenten an, der teils Affen und Kinder zum Pflücken einsetzt.
Kokosfett und Kokosmilch haben natürlich ihre Daseinsberechtigung. Es passt z.B. gut zur asiatischen Küche und ist ein Geschmacksträger. Dafür wird es mehrere tausend Kilometer bewegt. Bei Fett ist es wie immer: das Maß machts. Und davon gibt es in Europa einige Alternativen: Olive, Raps, Lein, Färberdistel, Maiskeim, Sonnenblumen, um ein paar Beispiele zu nennen.