Gut, ich bin ein wenig vorbelastet, da ich meine Brötchen als Teil der Zulieferkette verdiene, die am "guten, alten" Verbrennungsmotor hängt.
Die Marktdurchdringung wird so schnell nicht kommen. Im Folgenden will ich ein paar Gedankengänge aufzeigen, die mich zu dieser Einschätzung bringen.
Zum einen haben wir das Problem der gegenwärtigen Akkutechnik. Neben dem Lithium werden auch noch div. sog. seltene Erden dafür benötigt. Der Name kommt nicht ganz von ungefähr, sie kommen teilweise nur in bestimmten Regionen dieser Welt vor. China hat unmittelbar bzw. mittelbar (starke Verzahnung mit dem afrikanischen Kontinent) eine große, starke Hand drauf. Mein gefährliches Halbwissen sagt mir, dass bei einer starken und schnellen Marktdurchdringung des alternativen Antriebe die mit dem Abbau nicht nachkommen.
Darüber hinaus sind mir keine konkreten Recycling-Konzepte für Akkus bekannt, die irgendwann ihren Kapazitätszenit überschritten haben. Wir werden irgendwann also einen Berg von Akkus haben und nicht wissen, wo hin damit. Erinnert mich irgendwie an die Kernkraft.
Das nächste Problem ist, woher der bei einen großflächigen Verbreitung benötigte Strom herkommt. Atomkraft wird nicht mehr sein, Kohlekraftwerke sind auch verteufelt. Zumindest so lange, wie sie nicht in Deutschland stehen. Also werden wir Strom aus ausländischen Quellen, mit deren Sicherheit es nicht gerade weit her ist, importieren. Ach ja, Windkraft haben wir im hohen Norden so einiges. Vielleicht hat ja jemand noch das Gezeter um die Stromtrassen im Hinterkopf (Stichwort: Südlink, wo in Bayern die Kabel nun unterirdisch verlaufen sollen).
Mit der Stromversorgung einher geht die Ladetechnik. Die großen deutschen Hersteller von Ladesystemen haben selbst bei der aktuell überschaubaren Nachfrage Schwierigkeiten, teilweise an die Komponenten zu kommen. Für mich sieht es so aus, also ob es noch keinen wirklichen Standard gibt. Die tüfteln vielfach noch daran, auf eine mit einem herkömmlichen Tankstopp vergleichbare Ladedauer zu kommen. Wird für die Komponenten im Auto interessant, da es da ziemlich warm werden wird.
Anderes Thema, was passiert mit den nicht gerade wenigen Arbeitsplätzen, die über die gesamte Zulieferkette am Verbrennungsmotor hängen? Die Auswirkungen betreffen die chemische Industrie, den Metallbau, Hersteller von Schläuchen / Dichtungen, Schwingungstechnik etc. pp. Beim reinrassigen Elektroantrieb fallen viele Komponenten ersatzlos weg bzw werden max. in einer aus heutiger Sicht Low-Tec Lösung benötigt.
Wie ändert sich das Bild der Autobauer? Einige (z. B. Daimler) sehen sich nicht also Auto- sondern als Motorenbauer.
Als Brückentechnologie stünde für mich der Hybrid- bzw. der Brennstoffzellen-Antrieb. Speziell bei der Brennstoffzelle sind die deutschen Anbieter massiv hinten. Zum Vergleich: Von den asiatischen Herstellern gibt es schon seit mehr als 10 Jahren die Brennstoffzelle. Daimler arbeitete seit mehr als einem Jahrzehnt (wahrscheinlich sogar noch länger) an der Serieneinführung eines entsprechenden Autos. Mit dem GLC F-Cell hat man sich ja letztes Jahr zumindest mal mit einem entsprechenden Fahrzeug präsentiert. Die Reichweite des Daimlers liegt laut Pressemitteilung bei ca. 430 km (abhängig von Fahrweise etc.). Deutschlandweit gibt es laut H2 Mobility (
https://h2.live/) nicht mal 50 entsprechende Tankstellen. Ich müsste fast 100 km einfache Strecke zur nächsten zurücklegen. Noch Fragen?
Preislich sind die E-Autos auch nicht wirklich günstig zu haben...
Lange Rede, kurzer Sinn: Nein, in Europa haben die E-Autos keinen Sinn. Anders würde es in den Smog-geplagten Metro- und Megapolen auf dieser allzuflachen Erdenscheibe aus. Erklärt vielleicht auch, warum die chinesischen Hersteller in Sachen E-Mobilität so umtriebig sind.