In einem Gespräch mit FAZ.NET-Digitalchef Carsten Knop auf der Kick-Off-Bühne der Cebit in Hannover meint er: „Wir sind daran so gewöhnt, dass wir nicht mehr merken, wie bizarr und krank das ist.“ Während zahlreiche User der Meinung wären, ohne Social-Media-Präsenz nicht mehr leben zu können, so gibt Lanier den Rat dort auszusteigen und für mindestens sechs Monate darauf verzichten, um auch für neue Projekte offen zu sein und dem Raum zu geben. Er meint, ein Verzicht würde leichter fallen, als angenommen: „Aber das ist eine Illusion: Wenn du versuchst, da rauszukommen, wirst Du feststellen, dass es gar nicht so schwer ist.“ Was für die Allgemeinheit gilt, rät er zudem Donald Trump, denn auch er wäre abhängig von Twitter & Co.: „Ich glaube er hätte einen viel besseren Charakter, würde seine Abhängigkeit geheilt“.
Lanier gibt dabei zu bedenken, dass Demokratie aus Diversität und der Vielfalt im Denken bestehe: „Doch das funktioniert nicht, wenn wir alle im selben System gefangen sind.“ Zwar wären Überwachungsmaßnahmen nichts Neues in der Geschichte, jedoch wäre neu daran, dass man mit der heutigen Technik fähig sei zu einer permanenten Überwachung der User in Kombination mit der Möglichkeit, diese direkt zu manipulieren, sei es beim Einspielen personalisierter Werbung oder auch bei politischen Entscheidungen. Als eine mögliche Lösung, um die Kontrolle über die eigenen Daten künftig zu behalten, nennt der Internetpionier, die Bezahlvariante. User sollten also für die Nutzung der Dienste, die jetzt noch frei sind, wofür sie aber mit ihren Daten zahlen, Geld hinlegen. Es habe sich ja auch bei Diensten, wie Netflix gezeigt, dass das Bezahlmodell klappt und den Vorzug erhält etwa vor werbefinanzierten Modellen.
Jaron Lanier gilt sowohl als Systemmacher, als auch als dessen Widersacher. Er hat in den 80er Jahren beim Computerspielehersteller Atari einen Datenhandschuh entwickelt, mit dem man in einem virtuellen Raum agieren kann und er hat damit den Begriff einer „virtual reality“ geprägt. Lanier ist sehr vielseitig. Er komponiert, spielt Instrumente, hat an Ivy-League-Universitäten Informatik unterrichtet, ist Sachbuchschriftsteller, arbeitet für die Forschungsabteilung von Microsoft und hat 2014 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten. Auch in seinem aktuellen Buch: „Zehn Gründe, warum du deine Social-Media-Accounts sofort löschen musst“, warnt er vor Social Media. Er führt darin genau solche zehn Gründe an, wie „Social Media macht dich unglücklich“, „Social Media tötet dein Mitgefühl“, „Social Media macht Politik unmöglich“ und „Social Media macht dich zum Arschloch“, warum man seine Konten dort löschen sollte.
Bildquelle: geralt, thx! (CC0 Public Domain)
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Autor: Antonia
Originalbeitrag auf Tarnkappe.info