7.Effektgeräte und Effekte
7.1 Verzögerungseffekte
7.1.1 Delay
7.1.2 Hall
7.1.3 Chorus
7.2 Dynamikeffekte
7.2.1 Kompressor
7.2.2 Limiter
7.2.3 Noise Gate
7.3 Equalizer
7.3.1 Shelving Filter
7.3.2 High- / Low-Cut Filter
7.4 Sonstiges
7.4.1 Nahbesprechungseffekt
7.4.2 Rückkopplung
7.4.3 Kammfiltereffekt
7.1 Verzögerungseffekte
Wie der Name bereits schon erahnen lässt, sorgen Verzögerungseffekt für ein Verzögern der Schallsignale, beispielsweise um einen räumlichen Höreindruck künstlich nachzustellen oder zu unterstreichen. Unter normalen Aufnahmebedingungen kommt es an verschiedenen Orten zu verschiedenen Effekten, so klingt es in einer Kirche anders als in einem Wohnzimmer und dort anders als in einem Wald. Der Grund liegt unter anderem in den verschiedenen Reflektionsmöglichkeiten des Schalls.
Im Schnelldurchlauf gibt es hier einen groben Überblick über die gängigsten Verzögerungseffekte:
7.1.1 Delay
Wiederholung bzw. Verzögerung des Schalls, die Zeit um die das Signal verzögert werden soll und wie hoch der Anteil dieses Signals soll kann in der Delay-Time und im Feedback-Level eingestellt werden.
Es sind auch Mehrfachverzögerungen möglich, im Idealfall könnt ihr euch anhand des Songtempos orientieren, dass im Gerät oder Programm in BPM (Beats per minute) angegeben wird.
7.1.2 Hall (Reverb)
Mit dem Hall (Reverb) Effekt lässt sich ein digitaler Hall zu deiner Audioaufnahme hinzufügen. Es gibt verschiedene Hall-Variationen. Der Spring Reverb simuliert den Hall einer Hallfeder, ähnlich heute noch in Gitarrenverstärkern zu finden, eher scheppernd und für perkussive Instrumente nicht geeignet.
Plate Reverb simuliert den Hall einer Hallplatte und bietet sich besonders bei Gesang an. Room Reverb simuliert die natürliche Hallerzeugung in einer Hallkammer und eignet sich im Gegensatz zum Spring Reverb sehr gut für perkussive Instrumente.
Der Hall-Effekt eignet sich besonders zur Simulation des Nachhalls in großen Hallen und Kirchen usw.. Mittels verschiedener Parameter lässt er sich prima für individuell der eigenen Bedürfnisse anpassen.
Der Early Reflections Level ist entscheidend für empfundene Raumgröße, Room Size gibt Auskunft über die Laufzeit der Reflektionen, wohingegen mit der Reverb Time die Dauer des Nachhalls festgelegt werden kann. Mit dem High Cut Parameter können Frequenzen einer bestimmten Höhe im Nachhall abgeschnitten werden.
7.1.3 Chorus
Wird vor allem verwendet um den Sound etwas anzudicken zum Beispiel von Gitarren und Gesang. Es empfiehlt sich mit diesem Effekt zu geizen, da er schnell zu einem unnatürlichen Klang führen kann. Er ist variabel in der Verstimmung (Depth; Modulationstiefe) und der Geschwindigkeit (Speed; Modulationsgeschwindigkeit).
7.2 Dynamikeffekte
Ein kleiner und grober Überblick über die wichtigsten Dynamikeffekte.
7.2.1 Kompressor
Der Kompressor dient dazu, die Dynamik einzuschränken und Audiosignale zu verdichten, sprich den Unterschied zwischen den lautesten und leisesten Anteilen. Er dient dazu, ein ausgewogenes und homogenes Klangbild zu schaffen, beispielsweise um die Dynamik eines Schlagzeugs zu begrenzen und den Unterschied zwischen den hohen und tiefen Saiten eines E-Basses auszugleichen, aber auch bei Gesang kann der Kompressor sinnvoll sein. Hohe kurze Peaks, die zu einer Senkung der Gesamtlautstärke führen, können mit einem Kompressor prima bearbeitet werden.
Die Parameter:
→ Threshold
Grenzwert der festlegt, ab welchen Wert das Signal in Dynamik beschränkt werden soll
→ Ratio
Gibt das Verhältnis der ursprünglichen Amplitude zur Amplitude nach der Kompression an, das Signal oberhalb des Threshold kann hier auch ganz einfach gekappt werden.
→ Attack
Die Angriffszeit kann in Millisekunden angegeben werden und bestimmt, wie schnell der Kompressor auf Pegelsprünge ansprechen soll
→ Release
Die Rücklaufzeit, sie gibt an wann der Regelverstärker nach einer Pegelreduzierung zurückgeregelt werden soll
→ Make-up Gain
Kann das komprimierte Signal beispielsweise auf 0 anheben bzw. verstärken
7.2.2 Limiter
Der Limiter oder auch Begrenzer soll vor einer Übersteuerung des Signals schützen und den Pegel mittels eingestelltem Grenzwert auf eine bestimmten Wert limitieren. Einsatz unter anderem vor digitalen Aufnahmegeräten oder Endstufen.
7.2.3 Noise Gate
Das Noise Gate bzw. die Rausschsperre ist ein Limiter in die andere Richtung und dämpft Signalteile unterhalb des bestimmten Threshold ab. Beispielsweise im Beschallungsbetrieb; Mikrofone schalten automatisch stumm, sobald sie nicht mehr genutzt werden.
7.3 Equalizer
Der Equalizer (Entzerrer) ist ein wichtiges Werkzeug um den Frequenzgang und verschiedene Frequenzbereiche zu bearbeiten. Er kann dabei helfen Störsignale herauszufiltern, Bereiche betonen oder separieren. Bei den verschiedenen Frequenzbereichen des gesamten Klangbildes wird beim EQ von Bändern oder Q gesprochen.
Den Equalizer gibt es in zwei Ausführungen, dem parametrischen Equalizer und dem grafischen Equalizer.
Beim grafischen Equalizer, wird der Equalizer in einer Grafik dargestellt und kann anhand dieser relativ intuitiv bearbeitet werden. Die verschiedenen Frequenzbereiche haben feste Mittelwerte, die Frequenzbreite ist aber geringer als beim parametrischen EQ und Veränderungen wirken sich immer nur bis zum nächstgelegenen Regler aus.
Grundsätzlich ist eine Mehrzahl an Frequenzbändern von Vorteil, insbesondere bei der Ausmerzung von Störgeräuschen unter der Prämisse, am eigentlichen Klangbild möglichst wenig Qualität zu verlieren. In der Regel gibt es 10, 16 oder 31 Frequenzbänder.
Mehr Flexibilität bietet das parametrische Pendant, hier lässt sich die Bandbreite eigens festlegen. Dadurch wird ein detaillierteres Arbeiten ermöglicht, da mit breiten als auch schmaleren Bändern gearbeitet werden kann.
Merke: Es empfiehlt sich bei der Verstärkung eine große Bandbreite, sprich einen kleinen Q-Wert zu wählen und bei einer Reduzierung eine kleine Bandbreite, dass heißt einen hohen Q-Wert.
7.3.1 EQ: Shelving Filter
Im Deutschen auch als Kuhschwanz-Entzerrer bekannt: Alles ober- bzw. unterhalb einer bestimmten Frequenz kann hier verstärkt werden. Für den oberen Bereich ist der High-Shelf für den unteren der Low-Shelf Equalizer verantwortlich.
7.3.2 EQ: High-Cut / Low-Cut Filter
Der High- bzw. Low-Cut Filter schneidet alle Signale ab ober- bzw. unterhalb eines festgelegten Wertes. Die Low-Cut Funktion bietet sich unter anderem dazu an, Griff- und Windgeräusche zu dezimieren.
7.4 Sonstige
7.4.1 Nachbesprechungseffekt (proximity effect)
Was ist der Nahbesprechungseffekt?
Der Nahbesprechungseffekt ist ein entscheidender Faktor für die Positionierung des Mikrofons. Er beschreibt eine Anhebung der tiefen Frequenzen, durch Verringerung des Abstandes von Schallquelle zu Mikrofon. Betroffen sind davon primär Frequenzen unterhalb von 200 Hz.
Wie drückt sich der Effekt aus?
Tritt eine Sängerin oder ein Sänger nah an das Mikrofon heran und besingt es unter Umständen mit Lippenkontakt, erzielt man ein sehr warmes Stimmergebnis. Je weiter sich vom Mikrofon entfernt wird, desto schriller und aggressiver wirkt das Stimmbild. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Mikrofon-Positionierung vor dem Speaker einer Gitarre.
Wann tritt der Nahbesprechungseffekt auf?
Der Nahbesprechungseffekt tritt nur bei gerichteten Mikrofonen auf (Niere, Superniere, Keule, Acht etc.). Je stärker die Richtwirkung, desto ausgeprägter der Nahbesprechungseffekt. Eine Keule begünstigt/ermöglicht das Auftreten des Effekts daher eher als eine Niere. Mikrofone mit Achtercharakteristik bieten die besten Voraussetzungen für den Nahbesprechungseffekt.
Wie kann ich ein Auftreten des Nahbesprechungseffekts vermeiden?
Durch einen größeren Abstand zwischen Mikrofon und Schallquelle oder ein weniger gerichtetes Mikrofon, kann der proximity effect verhindert werden. Alternativ kann auch die Verwendung eines Low-Cut Filters dienlich sein, der die tiefen Frequenzen beim Nahbesprechungseffekt filtert und abschwächt.
7.4.2 Rückkopplung
Was ist eine Rückkopplung?
Die Rückkopplung (auch Feedback) ist oftmals als lauter und unangenehmer Pfeifton wahrnehmbar, der unter Umständen auch eine Beschädigung der Lautsprecher zur Folge haben kann. Bei der Rückkopplung handelt es sich um eine Tonschleife die sich selbst ans Limit treibt. Sie entsteht, wenn das Signal eines Mikrofons über einen Verstärker und Lautsprecher ausgegeben wird und das Mikrofon das Signal aus dem Lautsprecher erneut aufnimmt. Es durchläuft dann immer und immer wieder den Kreislauf Mikrofon -> Verstärker -> Lautsprecher, schaukelt sich hoch und resultiert in einem Pfeifton.
Wie kann die Rückkopplung vermieden werden?
Mikrofon und Lautsprecher sollten möglichst weit auseinander und voneinander abgewendet stehen und der Abstand zwischen Schallquelle und Mikrofon sollte gering gehalten werden. Es empfiehlt sich die Verwendung eines gerichteten Mikrofons, damit dem Schall der Lautsprecher nicht Tür und Tor geöffnet werden.
7.4.3 Kammfiltereffekt
Beim Kammfiltereffekt handelt es sich um die Auslöschung von eingehenden Audiosignalen. Es gibt zwei Möglichkeiten, wann der Kammfiltereffekt auftritt:
Fall 1: Zwei Mikrofone nehmen das gleiche Schallereignis auf und werden in eine Monospur gemischt
Fall 2: Ein Mikrofon ist direktem und reflektierenden Schall ausgesetzt
Fall 1:
Zwei Mikrofone werden in einem Abstand von 17cm zueinander positioniert und die Schallquelle sendet einen 1 kHz Ton - es ergibt sich eine Wellenlänge von 34cm, was für eine halbe Wellenlänge 17cm und damit den Abstand der beiden Mikrofone ergibt.
Die Folge: Während das erste Mikrofon einen positiven Impuls aufnimmt, kommt beim zweiten Mikrofon ein negativer Impuls an. Das positive und negative Signal löschen sich beim Mix in eine Monospur gegenseitig aus. Bei 5, 7, und 9 kHz wiederholt sich der Effekt.
Kurzum: Sobald der Mikrofonabstand ein ungerades Vielfaches einer halben Wellenlänger beträgt, löschen sich die Signale aus. Die Nutzung eines Automatikmischers wäre hierbei eine mögliche Lösungsstrategie.
Fall 2:
Wenn der Wegunterschied zwischen dem direkten und reflektierenden Schall in Fall 2 ein ungerades Vielfaches einer halben Wellenlänger ergibt, löschen sich auch hier die Signale aus. Dadurch, dass der reflektierende Schall weniger stark wie der direkte ist, fällt der Effekt zwar etwas schwächer, aber dennoch merkbar aus.
Zur Umgehung des Problems hervorgerufen durch den reflektierenden Schall, empfiehlt sich die Nutzung eines Grenzflächenmikrons, welches nahe der reflektierenden Fläche positioniert wird. Aus dem reflektierenden Schall wird direkter Schall und der Kammfiltereffekt kann umgangen werden.