• Hallo liebe Userinnen und User,

    nach bereits längeren Planungen und Vorbereitungen sind wir nun von vBulletin auf Xenforo umgestiegen. Die Umstellung musste leider aufgrund der Serverprobleme der letzten Tage notgedrungen vorverlegt werden. Das neue Forum ist soweit voll funktionsfähig, allerdings sind noch nicht alle der gewohnten Funktionen vorhanden. Nach Möglichkeit werden wir sie in den nächsten Wochen nachrüsten. Dafür sollte es nun einige der Probleme lösen, die wir in den letzten Tagen, Wochen und Monaten hatten. Auch der Server ist nun potenter als bei unserem alten Hoster, wodurch wir nun langfristig den Tank mit Bytes vollgetankt haben.

    Anfangs mag die neue Boardsoftware etwas ungewohnt sein, aber man findet sich recht schnell ein. Wir wissen, dass ihr alle Gewohnheitstiere seid, aber gebt dem neuen Board eine Chance.
    Sollte etwas der neuen oder auch gewohnten Funktionen unklar sein, könnt ihr den "Wo issn da der Button zu"-Thread im Feedback nutzen. Bugs meldet ihr bitte im Bugtracker, es wird sicher welche geben die uns noch nicht aufgefallen sind. Ich werde das dann versuchen, halbwegs im Startbeitrag übersichtlich zu halten, was an Arbeit noch aussteht.

    Neu ist, dass die Boardsoftware deutlich besser für Mobiltelefone und diverse Endgeräte geeignet ist und nun auch im mobilen Style alle Funktionen verfügbar sind. Am Desktop findet ihr oben rechts sowohl den Umschalter zwischen hellem und dunklem Style. Am Handy ist der Hell-/Dunkelschalter am Ende der Seite. Damit sollte zukünftig jeder sein Board so konfigurieren können, wie es ihm am liebsten ist.


    Die restlichen Funktionen sollten eigentlich soweit wie gewohnt funktionieren. Einfach mal ein wenig damit spielen oder bei Unklarheiten im Thread nachfragen. Viel Spaß im ngb 2.0.

Gesundheitspolitik

Carsten

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Im Zuge des Wahlkampfes zur letzten Bundestagswahl und auch jetzt gerade wird, zumindest kurzzeitig, mal wieder intensiver über die Notstände in der Pflege berichtet (Beispiel: SpOn: Pflegealltag in deutschen Kliniken Jeden Tag eine neue Katastrophe) .
Ob die Pflege in den Seniorenheimen, in Krankenhäusern, oder wie bei mir im Rettungsdienst - in großen Teilen herrscht Chaos, Überarbeitung, schlechte Ausstattung, fehlendes Personal, schlechte Bezahlung, etc.. und in letzter Konsequenz daraus resultierend eine mangelhafte Pflege und Versorgung. Und Tod - gar nicht mal so selten.

Mein persönlicher Eindruck als Rettungsassistent in der Notfallrettung (in NRW): Diese Probleme in den Bereichen der Pflege bekomme ich gewissermaßen in fast jedem Dienst zu sehen - sowohl in Pflegeheimen, in die wir gerufen werden als auch in den Krankenhäusern/Notaufnahmen, wo wir die Patienten dann hinbringen.
In vielen Pflegeheimen sind Überarbeitung, zu wenig Personal, deutlich fragwürdige hygienische Zustände etc. Normalität. Oft ist es so, dass wir von den Pflegern kaum oder gar keine Informationen über den Bewohner bekommen können (es gibt da allerdings auch deutlich gute Ausnahmen!) oder die Pflegehelfer kaum Deutsch sprechen. Die Antworten bzw. "Ausreden", die wir dann häufig zu hören bekommen, gleichen sich immer: #Pfleger ist von einer anderen Station, #kommt gerade aus dem Urlaub, #Bewohner ist gerade neu in der Wohngruppe, etc. etc.
Sehr häufig macht es auch den Eindruck, dass der Rettungsdienst nur gerufen wird, um kurzzeitig etwas Ruhe zu haben und einen Bewohner weniger versorgen zu müssen. Wir müssen dann für offensichtliche Bagatellfälle ausrücken und die Senioren aus ihrem gewohnten Umfeld reißen - nur, und so läuft es dann häufig, dass diese dann für Stunden in der (überarbeiteten) Notaufnahme liegen, damit sich irgendwann ein Unfallchirurg einen blauen Fleck anschaut.
Dies trägt dann natürlich ebenfalls zu der allgemeinen Überarbeitung bei.

In den Notaufnahmen (wir sehen in der Notfallrettung ja eher nur die Notaufnahmen) zeigt sich (uns) dann ein ähnliches Bild, auch wenn die Probleme etwas anders gelagert sind. Hier ergibt sich die Überarbeitung aus dem fehlenden Personal bei gleichzeitig steigender Patienten/Fallzahlen in den Notaufnahmen. Immer mehr Leute kommen, sowohl selbst auch auch mit dem Rettungsdienst, in die Notaufnahmen - wegen absoluten Nichtigkeiten. Dort stapeln sich dann die Patienten in den Wartebereichen oder auf Betten in den Fluren. Die Räume sind alle belegt und auch wenn echte Notfälle Vorrang haben, melden sich die Notaufnahmen, zumindest die, die es dürfen*, häufig ab. Aufnahmestopp! Wir müssen dann weiter gelegene Häuser anfahren, was dann zur Folge hat, dass die Rettungsfahrzeuge nicht für echte Notfälle/Notrufe zur Verfügung stehen. Da wird dann der 25j. mit seiner Männergrippe durch die Gegend kutschiert - und der Herzinfarkt muss "notgedrungen" warten. Oder sterben.
*Wir haben ein Haus in unserem Einzugsbereich, dass sich - offiziell - nicht abmelden darf, weil deren Geschäftsführung das so angeordnet hat. Die Pfleger fragen die Leitstelle dann häufig vorsichtig, ob es nicht möglich wäre, dass der RTW woanders hinfährt. Es ist ein katholisches Haus, welches - zumindest augenscheinlich - die Notaufnahme tagsüber nur Aufrecht erhalten/am Laufen halten kann, weil dort einige Bufdis/Personen im sozialen Jahr(?) herum laufen und den Pflegern bei einigen Tätigkeiten helfen und Kleinkram eigenständig erledigen. Nachts ist i.d.R. nur ein Pfleger dort - für 8 Behandlungsräume inkl. 1 Trauma/Schockraum.

Verglichen mit den anderen Bereichen der Pflege läuft es im Rettungsdienst allerdings noch recht gut. Aber eben nur gut oder "okay" - weit entfernt von optimal oder dem, was ich mir für so ein teures Gesundheitssystem wünschen würde. Oder was für so ein System adäquat wäre. Wir haben halt wieder ganz andere Probleme, da sich die Arbeit auch gänzlich anders gestaltet. Den individuellen Patienten sehen wir nur eine relativ kurze Zeitspanne - vom Eintreffen am Notfallort bis zur Übergabe in der Notaufnahme.
Ich selbst arbeite im öffentlichen Dienst, heißt, dass bei uns der Kreis die Notfallrettung selbst durchführt. Diese Aufgabe ist also nicht an private Dienstleister wie die bekannten Hilfsorganisationen vergeben.
Dabei arbeiten wir in 12h Schichten, von denen nur 9,75h bezahlt werden, bei einer 48h Woche. Die restlichen Stunden sind "Bereitschaftszeit". Überstunden und die Zuschläge dafür werden bei uns erst seit kurzem vergütet. Damit arbeite ich gewissermaßen noch in der Oberklasse.
In der Regel sieht es bei den privaten/kirchlichen Hilfsorganisationen deutlich schlechter aus (mit Ausnahmen). Es wird oft an der persönlichen und technischen Ausrüstung und Ausstattung, inkl. der Fahrzeuge, gespart. Je nach Organisation wird das Personal (sehr) schlecht bezahlt und es gibt keine Vergütung für Überstunden. 24h Dienste mit einem Tag Pause zwischen den Diensten sind da auch nicht ungewöhnlich.
Es gibt auch deutliche Probleme mit Vorschriften oder gesetzlichen Bestimmungen, welche unsere Arbeit deutlich erschweren. Einen kleinen Teil hatte ich im Drogenpolitik-Thread bereits angesprochen. Bisher ist die medikamentöse Therapie sehr eingeschränkt und auch mit dem neuen Berufsbild Notfallsanitäter gibt es noch deutliche Probleme.
Kurz: Oft darf man einfach nicht helfen, obwohl man es könnte. Wir müssen dann auf den Notarzt warten, bei dem (Personenabhängig) allerdings auch nicht immer sichergestellt ist, dass der sein Handwerk wirklich beherrscht. Oder Deutsch spricht.
Auch können wir keinen Transport ablehnen oder verweigern. So kommt es regelmäßig zu einem Missbrauch der Notfallrettung als Taxi - die Personen stehen dann bereits mit gepackten Taschen an der Straße. Dies führt dann, um den Kreis zu schließen, wieder zu einer deutlichen Überlastung der Notaufnahmen. Und, wie bereits erwähnt, steht unser Fahrzeug dann nicht für einen echten Notfall zur Verfügung.


Wie sehen eure Erfahrungen mit dieser Thematik aus?! Was wären eure Erwartungen an die Politik?
 
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alter_Bekannter

N.A.C.J.A.C.

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Habt ihr keine Möglichkeit die Taxifahrer anschließend zur Kasse zu bitten?
Ich meie es sollte doch leicht nachweisbar sein das bei euch mehr Kosten entstehen als eine Taxi für die doppelte Strecke jemals kosten könnte oder?


Erwartugen an die Politik habe ich seit etwa 10 Jahren keine mehr.
 

Carsten

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Grundsätzlich nein, was wieder seltsame Gründe hat:

In den meisten Fällen wird von den Personen ja sowieso die All-Inclusive-Karte gezogen, also die Krankenversicherung.
Diese Fahrten werden nun von uns mit der Krankenversicherung abgerechnet. Dafür benötigen wir sogenannte T(ransport)-Scheine, welche in der Notaufnahme ausgestellt und von einem Arzt unterschrieben werden. Das Ding an der Sache ist, dass genau dieser T-Schein mit der Unterschrift des Arztes gewissermaßen die "Notwendigkeit" des Transportes bescheinigt. Diese T-Scheine bekommt jeder. Dadurch, dass die Notwendigkeit bescheinigt worden ist, bezahlt auch die Kasse.
Außerdem besteht die Gefahr, dass wir (und das Krankenhaus) mehr Arbeit haben, wenn kein T-Schein ausgestellt werden würde, z.B. durch etwaigen Ärger, weil sich die Patienten oder Angehörigen, wie schon geschehen, bei der lokalen Presse ausheulen. So etwas will das Krankenhaus nicht - und den Kassen ist es egal.

Was ich öfters mache: Auf dem T-Schein trage ich als Kostenträger nicht die Krankenkasse ein, sondern den Patienten als Selbstzahler. So bekommt er die Rechnung - bei uns ~490€ für einen RTW - zwar nach Hause.. allerdings wird er die Rechnung dann wahrscheinlich bei der Kasse einreichen. Nachverfolgen kann ich es dann jedoch nicht mehr.. zumindest hat der "Patient" dann etwas arbeit damit. Am Ende wird wieder die Allgemeinheit diese Kosten tragen. Von den ganzen Kosten der Notaufnahme mal abgesehen, die damit eh schon Minus machen.


Diese Arten von Bagatell- bzw. Taxifahren sind extrem häufig und sehr frustrierend - natürlich auch für die Notaufnahmen. Für allen möglichen Kram wird die 112 angerufen. Die Leute versuchen auch gar nicht, irgendwie anders ins Krankenhaus zu kommen.
 
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alter_Bekannter

N.A.C.J.A.C.

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Gut, ich weiss nicht wie die Scene ist. Aber auf den durchschnittlichen Assi sollte der Selbtzahler T-Schein eine ganz ordentliche Wirkung haben.

Denn so wie das klingt muss man anschließend die Formalitäten ordentlich Regeln oder man muss wirklich zahlen. Sofern die Leute das also danach nicht wiederholt machen kannst du wohl davon ausgehen das die Zähneknirschend gezahlt haben. Die andere Möglichkeit ist natürlich das es da einen raltiv organisierten Assikreis gibt der schon sher genau weiss wie das ganze funktioniert und das bewusst ausnutzt. Die werden im dümmsten Fall Routine mit dem Abrechnungskram haben. Dagegen kann man im kleinen Rahmen einfach nichts machen. Sowas muss aus der Gesellschaft rauswachsen. Das könnte man durch Aufklärung dieser Persoenen aber vielleicht auch etwas beschleunigen, aber rechne nicht mit spürbaren Effekten in den nächsten 5 Jahren.

Es schockt mich einfach kein bischen mehr zu sehen das manche Leute komplett ohne Abstraktionsfähigkeit leben. Mit der entsprechenden psychologischen Manipulation würde man sie auf jeden Fall bekommen, aber dazu müsste man sie wie das halt die Religionen tun intensiv indoktrinieren. Und die ethische Vertretbarkeit davon ist halt ein weiteres Problem.

Oder kurz du wirst damit Leben müssen.

Ich verstehe deine Frustration sehr gut, das ist exakt die Art von Scheisse die mich zum Zyniker gemacht hat.
 

Carsten

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Aber auf den durchschnittlichen Assi sollte der Selbtzahler T-Schein eine ganz ordentliche Wirkung haben. Denn so wie das klingt muss man anschließend die Formalitäten ordentlich Regeln oder man muss wirklich zahlen. Sofern die Leute das also danach nicht wiederholt machen kannst du wohl davon ausgehen das die Zähneknirschend gezahlt haben.
Bei dem einen oder anderen ist dies sicher so - hoffentlich. Allerdings lässt sich das nicht oder nur schwer überprüfen.

Es gibt durchaus viele, die sehr wohl wissen, was sie sowohl am Telefon dem Disponenten als auch uns "sagen müssen", um bestimmte Prozesse auszulösen. "Brustschmerz" oder "Bewusstlos" - und schon hat man sogar einen Notarzt mit im Haus.

In einer der letzten Nächte war auch wieder so ein Fall.. Pat. (w), 18j., "Schluckbeschwerden". Sie kommt uns laufend in der Wohnung entgegen und es sind auch einige Angehörige vor Ort. Es wird berichtet, dass sie seit gestern so eine Art "Kloß im Hals hat". Ansonsten keine Anzeichen für gar nichts. Sie hätte auch ins Krankenhaus joggen können. Auf meine Ansprache hin, dass sie offensichtlich kein Notfall ist, kam eine Stimme aus dem Off: "SIE HATTE EBEN ABER A-T-E-M-N-O-T!".
Ach ja.. natürlich. Natürlich war auch, dass niemand ein Auto oder Führerschein hat. Klar. Die Nachbarn im gleichen Haus, welche auch aus dem selben Kulturkreis stammen, standen bei unserem eintreffen draußen um deren Auto rum. Schwer zu glauben, dass sich da niemand bereit erklärt hätte, mal kurz ins Krankenhaus zu fahren. Es kommt noch ein Begleiter mit - meine Kollege fragt, wie sie denn gedenken, gleich, nach dem sie aus der Notaufnahme wieder entlassen werden, wieder nach Hause zu kommen. Der Begleiter antwortet, dass er dann mal seinen Kumpel anruft - der kann sie abholen.

Klar müssen wir damit irgendwie Leben. Für uns ist es letzten Endes "nur" ärgerlich und frustrierend - für echte und zeitkritische Notfallpatienten, die zeitgleich Hilfe benötigen, kann dies jedoch tragisch enden.

Ein anderer Fall, eine Nacht später. Morgens gegen 3Uhr: "Geschwollenes Auge!". Ok, im ersten Moment mag man noch an eine allergische Reaktion denken - worauf auch immer, mitten in der Nacht. Aber nö. Natürlich nicht. Das Auge ist bereits seit 2 Tagen geschwollen und sie ist bereits in Behandlung damit. Vom Augenarzt hat sie bereits ein Antibiotikum bekommen. Es erfolgt die übliche Ansrache, dass kein Notfall vorliegt und ob sie nicht einfach hätte ein Taxi rufen können. Die Antwort war "Neeee.. Taxi hab ich noch nie gerufen." Ah.. ha. Der Ehemann hat sich dann noch mit eingemischt und ist uns gegenüber laut geworden - dadurch sind deren Kinder wach geworden und "Frau" durfte überhaupt nicht mehr mit uns mit. Der Alte hatte dann wohl keinen Bock, sich um die Kinder zu kümmern. Naja, immerhin, der Einsatz hatte sich dann für uns erledigt. Keine 5 Minuten später bekommen wir einen Folgeauftrag: Telefon-Reanimation.
 
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