Nachdem am 21. Juni 2017 die Domain www.LuL.to durch das CyberCrimeCompetenceCenter (SN4C) des LKA Sachsen gesperrt und die Seite somit für immer von Netz genommen wurde, kamen erstmals bemerkenswerte Details ans Licht der Öffentlichkeit. Besonders erwähnenswert dabei war die unglaubliche Zahl deren Nutzer, denn die Plattform soll nicht weniger als 30.000 Kunden gehabt haben. Auch der dort angebotene Kontent war beachtlich. Die Ermittler des SN4C konnten im Rahmen von Durchsuchungen insgesamt über 11 Terabyte an Daten sichern. Es wurden auf der illegalen Plattform u.a. 160.000 deutschsprachige E-Books und 28.000 Hörbücher gegen Centbeträge zum Download angeboten, darunter zahlreiche Neuerscheinungen und aktuelle Spiegelbestseller.
So sahen sich aber auch die Autoren mit der für sie schockierenden Tatsache konfrontiert, dass ihre Leser wohl Geld übrig haben für die Bücher ihrer Wahl, nur auf ihre Konten, obwohl es ja von ihnen geschrieben wurde, es ihrem Geist entsprungen ist und es ihnen auch zustehen würde, ist es offenbar nicht geflossen. Nein, es füllte die Taschen der drei gefassten, illegalen Betreiber, die dafür nun mit angemessenen Haftstrafen rechnen müssen.
Nun ist – besonders hier bei uns in den Kommentaren auf der Tarnkappe – viel diskutiert worden über die Unrechmäßigkeit des Erwerbs der Bücher durch die Nutzer von LuL.to. Die Autoren gaben bekannt, dass die Verkaufszahlen ihrer Neuerscheinungen erheblich eingebrochen sind, sobald ein Titel auf illegalen Seiten erschien. Auch gibt es eine Studie von Andreas Kaspar von Counterfights, die diese Aussage mit Zahlen belegt. Bei den Selbstpublishern würde demnach der Anteil der Verluste durch Piraterie bei 30% liegen. Zudem geht dieser Rückgang der Verkaufszahlen einher mit einem Einbruch im Salesrank bei Amazon, der sich ebenfalls ungünstig auf weitere erhoffte Verkäufe und erwartete Gewinne auswirkt.
Die Reaktionen der Nutzer darauf gingen über pures Unverständnis für die Situation der Autoren über Forderungen nach Senkung der E-Bookpreise, die für sie kaum nachvollziehbar hoch wären, fielen doch für die E-Books nicht die gleichen Kosten an, wie für die Druckexemplare. Dennoch sind kaum Preisnachlässe in E-Books für den Endverbraucher spürbar. Auch gab es wohl dort Kunden, denen die offensichtliche Illegalität der Seite nicht wirklich bewusst war. Mit ihren deutlich unter den Verkaufszahlen der Autoren liegenden Preisen, hätten sie wohl aufmerksam werden müssen, auch die FAQ der Seite hätten sie nicht gelesen. So trifft entsprechend ebenso in diesem Fall zu: Unwissenheit schützt bekanntlich vor Strafe nicht. Andere Nutzer waren dankbar, dass sie so günstigen Lesestoff dort erhielten, den sie sich sonst nie hätten leisten können, weil sie über nur geringes Einkommen verfügten. Auch, dass der DRM-Schutz auf manchen Geräten ein Lesen der Bücher verhindert – alles das waren keine Argumente, die die Autoren gelten lassen wollten, als einen Grund, der illegales Downloaden rechtfertigen würde. Zudem ist eine Entschuldigung der Nutzer von LuL.to an die Autoren ausgeblieben.
Die Empörung der Autoren ist daraufhin direkt greifbar gewesen. Auch hat eine Antwort der Selbstpublisher nicht lange auf sich warten lassen: Die entgangenen Gewinne sollen nun in ihre eigenen Taschen zurückfließen. Ihre erste Reaktion bestand also darin, sich zu organisieren, beratend zusammenzuschließen und aufzurufen zu einem weitgehend einheitlichen Handeln. Dabei soll ihre Botschaft überdeutlich bei den Nutzern von LuL.to, die doch zugleich auch ihre Leser sind, ankommen: Sie haben die Absicht, jede nachweisbar begangene Urheberrechtsverletzung zu ahnden. Für die Nutzer, die unvorsichtigerweise weder VPN benutzt, noch ihre Gutscheine bar im Laden gezahlt haben oder auch jene, die sich leichtsinnigerweise dort mit einer realen E-Mailadresse registriert haben, dürfte der Einkauf bei LuL.to nun richtig teuer werden, sobald man sie dort identifiziert hat.
In realen Zahlen ausgedrückt heißt das nun konkret: Es haben sich bisher sechsunddreißig Selbstpublisher, die mit insgesamt 636 Titel auf LuL.to präsent waren, zusammengefunden und sie haben Strafanzeige gegen die Nutzer erstattet, die nachweisbar ihre Werke auf LuL.to erworben und heruntergeladen haben. Nach einer entsprechenden Veröffentlichung der Hamburger Medienrechtskanzlei Gutsch & Schlegel haben sich die Autoren zudem dort fachkundige, juristische Beratung geholt.
Tilmann Winterling, Anwalt dieser Kanzlei führte in einem Interview dazu aus, was für die Autoren in etwa zu erwarten wäre: „Bei 15 Romance-Autoren, die ja recht fleißige Arbeiter sind, kann man vermutlich von mindestens 10 Veröffentlichungen pro Autor ausgehen. Das könnte dann z.B. so aussehen: Schadenersatz 375 € plus Abmahnkosten 2.250 €.“ Weiterhin gab er zu bedenken, dass „die meisten Self-Publisher, die in diesem Genre schreiben, ihre Romane zum Verkaufsstart für mehrere Tage oder sogar Wochen für 99 Cent anbieten. [Man] hätte die kompletten E-Books für 148,50 legal erwerben könnten.“
Nach aktueller Rechtslage, konkret einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes zum Thema Streaming, das aber auch hier seine Anwendung findet, haben User demnach durchaus damit zu rechnen, dass sie für mindestens 5 Jahre strafrechtlich für ihre Käufe bei LuL.to und dem Herunterladen der Bücher belangt werden können. Abgesehen von einer etwaigen Strafverfolgung durch die Staatsanwaltschaft kann folglich jeder Nutzer, dem der Kauf bei LuL.to nachgewiesen werden kann, vom betroffenen Autor in die Haftung genommen werden. Diese Maßnahmen sollen eine abschreckende Wirkung haben und künftig die Lust auf Piratenangebote an preisgünstigen oder kostenlosen Büchern gründlich versalzen.
Bildquelle: Ramdlon, thx! (CC0 Public Domain)
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https://tarnkappe.info/nach-der-sch...rstatten-strafanzeige-gegen-die-nutzer/Quelle
Autor: Antonia
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