Die US-Webseite The Intercept hat am 5. Juni ein internes, vertrauliches Dokument des US-Geheimdienstes NSA über mutmaßliche russische Cyberangriffe veröffentlicht – und damit offenbar die anonyme Quelle verraten. Nur kurze Zeit nach dem Erscheinen des Artikels wurde eine 25-jährige Frau, Angestellte eines privaten NSA-Dienstleisters, aus dem US-Staat Georgia wegen der Weitergabe vertraulicher Informationen durch das FBI festgenommen, wie das Justizministerium am Montag in Washington mitteilte.
Das auf den 5. Mai datierte und als „Top secret“ eingestufte NSA-Dokument, hatte zum Inhalt, dass Hacker mit Verbindungen zum russischen Militärgeheimdienst GRU über Monate hinweg versuchten, in US-Wahlsysteme einzudringen. Bis kurz vor der US-Präsidentschaftswahl am 8. November habe es mittels Cyberspionage wiederholt Versuche gegeben, Informationen über die bei der Wahl eingesetzte Hard- und Software zu erlangen. Dazu seien unter anderem Phishing-E-Mails versendet worden um Schadsoftware zu platzieren. Außerdem habe es Versuche gegeben, Login-Daten zu stehlen. Wie erfolgreich der Versuch gewesen sei und welche Daten möglicherweise gestohlen wurden, bleibe allerdings unklar, heißt es in dem NSA-Bericht. Demnach hat der russische Militärgeheimdienst doch weitgehender in die Wahl einzugreifen versucht, als bislang bekannt. Jedoch lässt sich die mögliche Schlussfolgerung, ob die Hacker so das US-Wahlergebnis beeinflusst hätten, trotz der neuen Veröffentlichung bislang nicht beweisen.
Das schnelle Enttarnen der Quelle liegt möglicherweise auch am Vorgehen von „The Intercept“. Die Journalisten haben laut dem FBI auf Bitten der NSA eine Kopie des geleakten Dokuments vorgelegt. Das soll den Ermittlern dann Rückschlüsse auf die Quelle ermöglicht haben. Sicherheitsforscher Rob Graham hat in einem Blogeintrag erläutert, wie Überwachungsfunktionen in Farbdruckern der Whistleblowerin zum Verhängnis geworden sein könnten: Es ließe sich mit der Anleitung der sogenannte Machine Identification Code (MIC) analysieren, mit dem das veröffentlichte NSA-Dokument eindeutig zu einem bestimmten Drucker und einer bestimmten Druckzeit zurückverfolgen lässt. Ferner ließen die internen Überwachungssysteme der NSA erkennen, dass das Dokument sechsmal ausgedruckt worden war. Nur eine dieser sechs Personen hatte laut FBI von ihrem Desktop-Rechner aus per E-Mail mit The Intercept kommuniziert.
Reality Leigh Winner, die mutmaßliche NSA-Leakerin, war laut FBI erst seit dem 13. Februar bei der Firma Pluribus International, eines NSA-Dienstleisters, tätig. Davor soll Winner in der Air Force gedient haben. Bereits am 3. Juni wurde die Frau zu Hause verhört, wobei sie gestanden haben soll, das fragliche Dokument ausgedruckt und an ein Onlinemedium geschickt zu haben. Das US-Justizministerium hat Klage eingereicht, die Whistleblowerin ist unter dem Espionage Act angeklagt worden, damit droht ihr nun eine mehrjährige Haftstrafe.
„Die Veröffentlichung von geheimem Material ohne Autorisierung gefährdet die Sicherheit unserer Nation und untergräbt das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Regierung“, verurteilt Vizejustizminister Rod Rosenstein die Publikation. Die Regierung von Präsident Donald Trump hatte das Justizministerium zuletzt angewiesen, verstärkt gegen die Weitergabe vertraulicher Informationen vorzugehen.
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Autor: Antonia
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