Warum mag man einen bestimmten (Fußball-) Verein? Warum seid ihr Fans?

[PaRaDoX]

Würde auch in den OT-Bereich passen, aber da das Thema sehr speziell ist, hab ich mich für "Sport" entschieden.

Warum unterstützt man z.B. grad DIE eine Mannschaft, obwohl sie vielleicht nicht mal geographisch in der Nähe ist? Wieso hasst man dafür Manschaft XY oder findet sie unsympathisch? Beispielhaft wäre z.B. ein Freiburg Fan aus Kiel.

Wieso kauft man sich Fanartikel über Stadionequipment hinaus? Viele Dinge die sich Fans kaufen sind quasi "sinnlos", genauer gesagt gäbe es das Produkt ohne Vereinsemblem oft billiger, z.B. Tassen oder Mauspads etc.. Macht ja eigentlich keinen Sinn, außer dass der Verein daran verdient.

Wieso opfert man Zeit und Geld für eine Mannschaft, obwohl man gar nicht direkt involviert ist bzw. das Ergebnis kaum beeinflussen kann?

Wieso gibt es Menschen die über das "Fandasein" hinausgehen und sich gegenseitig die Köpfe einschlagen im Namen des Vereins?

Fußball verbindet Menschen unterschiedlicher Herkunft, Geschlechts, Generationen und Gesellschaftsschichten. Man feiert, leidet, feuert an, kauft sich Merchandise usw.. Aber wieso? Ich habe mir als Betroffener schon oft den Kopf darüber zerbrochen.

Dass ich meinen Heimatverein unterstütze, klar. Aber ich kann mir nicht erklären wieso ich z.B. Newcastle United so mag und Schals + Trikots besitze. Ich war auch schon vor Ort bei Spielen, was a) sehr kostspielig war und b) Urlaubstage gekostet hat.

Oder Beispiel NBA: Ich liebe die Houston Rockets! Warum? Weiß ich nicht. War doch nicht nur wegen Hakeem Olajuwon. Oder?

Wieso also tun sich Fans das eigentlich an? Es ist "nur" ein Spiel bei dem 22 Männer einem Ball hinterherjagen.

Das Ganze lässt sich auch auf Fans jeder anderen Sportart übertragen, außer vielleicht der Bereich "Hooligans".

Ich hoffe auf rege Teilnahme!

PS: Ich rede nicht von "Erfolgs- und Eventfans", ohne jetzt auf konkrete Beispiele einzugehen, sondern besonders von Menschen, die schon bittere Niederlagen/Abstiege miterlebt haben und trotzdem ihrem Verein die Treue halten. So wie ich aktuell.

 

[Douggie]

Ich würde den Bereich Hooligans mal ganz ausklammern.

Grundsätzlich scheint das am sozialen Wesen Mensch zu liegen. Wir sind halt keine Einzelgänger und soziale Gruppen tuen uns gut.(Einzelfälle ausgenommen) es gibt damit ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl vor allem bei lokalen Vereinen.

Abseits der lokalen Clubs kann ich dich gut verstehen. Geht mir ja ähnlich.
Da beginnt es damit das man den Sport einfach liebt und man quasi freie Energien abseits des lokalen Vereins hat. Da gibt es dann verschiedene Auslöser die einen evtl zu diesem Verein ziehen oder es ist wie bei Frauen-wo die Liebe halt hinfällt.

 

[PaRaDoX]

"Wo die Liebe hinfällt", ja so kann man das sagen. Besser kann man es eigentlich kaum ausdrücken.

Damals, als ich regelmäßig in England war, waren es vor allem Shay Given und Alan Shearer in seiner Blüte, die mich angesprochen haben. Danach ging es ja kontinuierlich bergab mit Newcastle. Trotzdem mag ich den Verein und er war mir einige Trikots und Schals sowie (ungewollte) Schlägerein in England wert. Angefixt hat mich damals sicher die erfolgreiche Zeit, ich war da 16 oder so, trotzdem habe ich den Verein noch immer im Herzen. Es sieht ja ganz gut aus, dass sie wieder aufsteigen.

Dann noch meine Cottbuser. Heimatverein, die große Liebe! Alles miterlebt, der Aufstieg bis in die Bundesliga, Pokalfinale und dann die fürchterlichen Abstiege. Trotzdem würde ich die BSG für kein Geld der Welt verraten. Aktuell ja Regionalliga Nordost mit Jena als souveränen Spitzenreiter. Trotzdem irgendwie geil, jedes Auswärtsspiel ist ein Heimspiel für uns, rein fantechnisch.

Und dann gibt es so Anekdoten, da kann muss ich einfach sagen geil dass miterlebt zu haben.

Konkret gings darum: Wir haben ein Auswärtsspiel beim BFC Dynamo Ende August, bekannt für seine Hooligans und Gewaltbereitschaft. Unser Fahrer, komplett von der Rolle, fuhr ohne Navi "weil er ja wusste wo er hin muss". Endergebnis war, dass wir direkt vor der BFC Stammkneipe parkten und nicht wussten wo der Eingang zum Gästebereich ist. Also stieg ein Kumpel in kompletter Energie-Montur aus um in der Kneipe nach dem Weg zu fragen. Eigentlich kommt das einem Selbstmord gleich und wir hatten großes Glück dass die ganze Straße voller Polizei war, ich will nicht wissen wie das sonst ausgegangen wäre.

Letztlich haben wir den Eingang gefunden und in der Hitze unseren Verein unterstützt. 1:0 zur Halbzeit. Sehr ärgerlich da wir spielbestimmend waren. Dann der Dreher in der 2. Halbzeit und kollektives Ausrasten.

Auf dem Rückweg musste ich Schal und Trikot verstecken, überall wütende BFC Fans, sogar beim Gästebereich, Polizei war da kaum noch zu sehen.

Trotz der Angst auf die Fresse zu bekommen oder Fanutensilien zu verlieren, ein geiler Abend. Es war einmal mehr wert Fan zu sein. Völlig irrational, aber einfach geil! Dafür lieb ich den Scheiß!

 

[Douggie]

Haha geparkt vorm Berliner Fußball Café (BFC)

War mal bei Union gg BFC, war ein schönes 7:0

Kann das mit Newcastle absolut verstehen. Es gibt auf der Insel echt einen Haufen Clubs die einem, von D aus gesehen l, sympathisch sind.
Ich mag die tyneside Clubs, AFC Wimbledon und Nottingham.

Celtic geht auch klar.

AS Rom is auch so ne Sache
Was da schon an Legenden gespielt haben.

 

[TheOnly1]

Hmm...gute Frage.

Warum ich generell zum Fußball ins Stadion gehe:
Ich mag das Erlebnis. Man hat nen festen Termin und trifft da "seine Leute". Kann sein Bierchen trinken. Das ist ein schönes Ritual und so eine Art "Fels in der Brandung" was Termine und Zeit betrifft.

Warum Borussia Mönchengladbach?
Naja...ich denke das ist "objektiv" tatsächlich schwierig zu erklären. Ich stamme aus der Region, meine Familie, meine Freunde sind alle, wenn sie fußballinteressiert sind, Gladbach-Fans.
Da wächst man dann so rein.
Auch als Nicht-Fan betrachtet, finde ich den Verein sympatisch. Dort wurde und wird sich alles selbst erarbeitet. Ohne große Sponsoren, ohne Schulden (inzwischen) und ohne Investoren.
Man hat das neue Stadion selbst gebaut und finanziert, man hat den Namen nicht verkauft. Da wird mMn einfach seriös und bodenständig gearbeitet. Das gefällt mir.
Dazu die glorreiche Historie...da schwingt immer irgendwie so etwas "mystisches" mit...keine Ahnung...ist schwierig zu erklären.

 

[Douggie]

Dem letzten Absatz kann ich als Schalke Sympathisant nur zustimmen.
Ausserdem bin ich immernoch neidisch auf Stindl.

Da wird tolle Arbeit gemacht in Gladbach.

 

[PaRaDoX]

Absolut nachvollziehbar!

Für mich ist Fußball auch die Auszeit vom Alltag. Man ist unter Gleichgesinnten und während des Spiels einfach nur bei dieser einen Sache, kein Alltagssorgen, keine zwischenmenschlichen Differenzen etc. pp.. Einfach nur Fußball!

Aber ich frage mich, was haben z.B. RB Leipzig "Fans" vor 2009 gemacht? Wieso sind die plötzlich "Fans" und was waren sie vorher? Als Fan einen Verein wechseln? Never ever (zumindest aus meiner Sicht)! Einen Verein nur wegen des Erfolgs plötzlich unterstützenswert finden? Geht auch nicht. Was bleibt also? In meinen Augen sind das keine richtigen Fans sondern sog. "Konsumenten" die jetzt einfach auf den, zugegebenermaßen, fahrenden Zug aufspringen. Die Bude bei Leipzig ist ja regelmäßig voll, es gibt also trotz der Traditionalisten, genug Leute die sich zu RB hingezogen fühlen.

Einerseits find ich es ja toll dass der Ostfußball mal oben mitmischt, andererseits ist es traurig, dass das eben nur möglich ist weil ein Milliardär enorme finanzielle Mittel ins das Konstrukt pumpt. Da bleibt einfach der Sport selbst, das faire Messen mit dem Gegner, auf der Strecke.

Mal fernab dieser Diskussion: Bloß gut dass der Platz bei RBL 2 am Donnerstag nicht bespielbar ist, ein Spiel unter der Woche um 13:30 Uhr ist ein Schlag in die Fresse eines jeden (Cottbus-) Fans. Da ist man schon die Mannschaft die die meistens Fans sowohl zu Hause als auch auswärts hat und da legt man ein so wichtiges Spiel mitten unter die Woche auf eine absolut weltfremde Zeit. Man wollte wohl um jeden Preis verhindern dass wir auswärts Heimspiel haben!

 

[FrostAgent]

Liebe.

 

[TheOnly1]

Liebe.

Das fasst es eigentlich ganz gut zusammen.

 

[Hector]

Ein Thema, welches ich als absolut Sport-Desinteressierter Mensch absolut nicht nachvollziehen kann. Es ist mir schlicht ein Rätsel, wie man Fan eines Vereins sein kann. Wobei ich es interessant finde, dass es oft so ist, dass man Fan des Vereins seiner Stadt ist. (Aber natürlich nicht immer). Quasi der Patriotismus, den man als Deutscher selten auslebt, wird hier dann zum Lokalpatriotismus. Das ist mir eben grundsätzlich zuwider.

Andererseits verstehe ich es voll und ganz, wie man Fan einer Serie oder einer Band sein kann. Und in dem Punkt ist es wahrscheinlich dann gar nicht so unterschiedlich.

 

[TheOnly1]

Quasi der Patriotismus, den man als Deutscher selten auslebt, wird hier dann zum Lokalpatriotismus. Das ist mir eben grundsätzlich zuwider.

Halte ich für relativ weit hergeholt...

Zumal...

Andererseits verstehe ich es voll und ganz, wie man Fan einer Serie oder einer Band sein kann. Und in dem Punkt ist es wahrscheinlich dann gar nicht so unterschiedlich.

...man die gleiche Debatte dann auch zwischen StarTrek und StarWars Fanatikern führen könnte. Zum Beispiel.

Ist für mich aber beides, wie gesagt, absolut weit hergeholt.
Menschen haben Hobbies -> Fußball ist ein Hobby
Menschen mögen manche Dinge und manche nicht (teilweise ohne rationale Gründe) -> So ist das eben bei Vereinen

Dahinter direkt wieder irgendwas negatives sehen zu wollen erschließt sich mir nicht so wirklich.

 

[Hector]

@TheOnly1: Ich meinte ja, es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass Leute aus Stadt X meistens auch für den Verein aus dieser Stadt schwärmen. Ich bin jedoch nicht auf dem Todesstern geboren, mag Star Wars dennoch.
Aber wieso schwärmen die genau für DIESEN Verein aus ihrer Stadt?

 

[TheOnly1]

Aber wieso schwärmen die genau für DIESEN Verein aus ihrer Stadt?

Wie gesagt: Teilweise gibt es dafür schlicht keinen rationalen Grund und teilweise ist das eben einfach so, dass man da als Kind mit reingezogen wird vom Umfeld.
Wenn ein Verein aus deiner Gegend kommt und alle schon Fan von diesem Verein sind, dann ist es oft so, dass du das dann auch wirst.
Das trägt sich dann einfach von Generation zu Generation weiter.

 

[Douggie]

Denke auch das das unterstützen der lokalen Vereine durch das reinwachsen und durch das Umfeld kommt.
Klar is auch das du als Kind von einem Elternteil natürlich zuerst vor Ort ins Stadion geht und da is man da halt angefixt. Man kann nicht alles rational erklären.

 

[musv]

Einen Favoritenverein hab ich eigentlich nicht. Ein bisschen häng ich an der alten alten Heimat. Aber die werden sich vermutlich dieses Jahr aus der 2. Bundesliga wieder verabschieden.

Dann gibt's da noch RB Leipzig. Fan bin ich nicht, find das Team aber aus mehreren Gründen gut. Einerseits kannte die Spieler von RBL vor 2-3 Jahren noch niemand. Plötzlich gehören sie zur Spitze der Bundesliga und werden auch auf europäischer Ebene umworben. Dann stellen sie wenigstens mal eine ernstzunehmende Konkurrenz zu Bayern da. Und zu guter Letzt haben sie noch einen relativ erfrischenden Spielstil. RBL hat der Bundesliga definitiv gut getan. Ja, sie kriegen die Kohle in den Hintern gesteckt. Hinter dem Erfolg steckt aber auch jahrelange harte Arbeit.

Und dann wäre da noch Bayern München. Auf internationaler Ebene wünsche ich denen Titel über Titel. In der Bundesliga hab ich aber den Traum, dass die Bayern wenigstens mal für eine Saison absteigen würden. Zugegeben ist das Traum in dieser Saison nicht ganz realistisch. Aber ich glaub, sowohl der Führungsetage als auch den Fans der Bayern würde so ein Erlebnis auch mal andere Aspekte aufzeigen und etwas mehr Demut lehren.

Da mich Fußball jetzt nicht so brennend interessiert, war ich erst 2x überhaupt bei einem Spiel. Eins davon war beim Chemnitzer FC vor einigen Jahren. War lustig.