[Politik und Gesellschaft] 2012: Über 300.000 "stille SMS" von Bundesbehörden verschickt

Während manch einer die SMS schon voreilig für tot erklärt hat, sind die deutschen Bundesbehörden erst richtig auf den Geschmack gekommen. Verfassungsschutz, BKA, Zoll und Bundespolizei haben laut Heise 2012 insgesamt 328.572 "stille SMS" versendet. Eine stille SMS wird vom Handy des Empfängers nicht wahrgenommen. Behörden nutzen diese Technik, um den Standort des Handys zu ermitteln oder Bewegungsprofile zu erstellen.

Allein im ersten Halbjahr 2013 haben die Behörden 264.648 stille SMS verschickt. Die Gesamtzahl wird also, aller Voraussicht nach, höher liegen als im Vorjahr.

So verteilen sich die stillen SMS auf die Bundesbehörden im ersten Halbjahr 2013:

Behörde	SMS
Zoll	138.779
Bundespolizei	65.449
BKA	39.948
Verfassungsschutz	28.472

Von 2007 bis 2011 haben die Bundesbehörden über 1,7 Millionen stille SMS verschickt. Eine genaue Auflistung findet sich in der Antwort des Innenministeriums an MdB Andrej Hunko von den Linken.

Neben den Bundesbehörden dürfen auch die Landesbehörden die Ortungs-SMS verschicken. So haben die Behörden in Nordrhein-Westfalen 2010 laut Heise insgesamt 255.784 stille SMS an 2.644 Handybesitzer versendet.

 

[simpliziss]

Wie muß man sich das denn technisch vorstellen?

Telefonieren die Handys dann zurück oder bestätigen sie den Empfang und das ist das Signal für die Ortung? Dann wäre also im Handy-Speicher nichts?

 

[gelöschter Benutzer]

ja, der technische Hintergrund würde mich da aber auch mal sehr interessieren...
In Android-Zeiten in denen man fast vollen Zugriff auf sein Handy via root hat sollte doch sowas nachvollziehbar sein.
Liest sich alles wieder so als ob eine "stille SMS" das normalste der Welt wäre und keinerlei Erklärungen bedarf...

 

[Kenobi van Gin]

Zumindest gibt es einen Wikipedia-Artikel dazu. Der ist leider auch nicht besonders ergiebig. Der englische Artikel kann da etwas mehr.

[EDIT:]
Kann er doch nicht. Dachte, der ganze Artikel wäre über Silent SMS. Ist aber nur ein kleiner Abschnitt. Das scheint ein typisch deutsches Phänomen zu sein.

[EDIT2:]
Vielleicht könnte dieser Thread dazu interessant sein.

 

[PaRaDoX]

"Stille SMS" zu senden geht auch für den Otto-Normal-Verbraucher problemlos mit HushSMS.

Da sich ein Smartphone in die nächstgelegenen Funkzellen des Netzbetreibers einbucht, weiß dieser den ungefähren Aufenthaltsort des Smartphones. Durch die Messung der Signalstärke des Smartphones bei einem Funkmast, kann die Entfernung zum Smartphone bis auf wenige Meter genau ermittelt werden. Wenn man nun die Daten von mehreren Funkzellen zur Verfügung hat, kann nicht nur die Entfernung zu einem Funkmast, sondern auch der genaue Ort ermittelt werden. Da es in Städten mehr Funkzellen gibt als auf dem Land, ist in Städten die Ortung oft genauer als auf dem Land.

Eine "stille SMS" kann man sich wie anpingen vorstellen. Die dadurch entstandenen Verbindungsdaten werden beim Provider geloggt und können von den Behörden abgefragt werden.

 

[simpliziss]

Mit anderen Worten: Das Handy bestätigt den Empfang. Allein das Senden einer SMS reicht ja nicht.

 

[Kenobi van Gin]

Jo. Dass das Handy da nix von mitbekommt kann ja nicht stimmen. Laut den von mir verlinkten Artikeln ist auch für den Provider erkennbar, dass eine solche SMS empfangen wurde. Und im verlinkten Thread hat ein Typ ein Skript gebastelt, um diese SMS zu erkennen, Root-Zugriff vorausgesetzt.

 

[PaRaDoX]

Der Empfang wird stets dem Provider übermittlelt, das ist richtig.

Allerdings lassen sich "stille SMS", ohne das Scannen der Logfiles mit o.g. Script, nicht ohne Weiteres feststellen, da kein Signalton zu hören ist und auch kein Mitteilungssymbol angezeigt wird. Und wer überprüft schon täglich seine Logfiles auf auffällige SMS?

 

[DrDuke]

Die werden wenigstens nicht sauer wenn man mal nicht gleich zurückschreibt!

Nicht so wie die Frauen...

 

[borg_drone]

Woraus wir lernen: man sollte nicht nur mehrere E-mail accounts haben sondern auch mehrere Handys, die man je nach Bedarf ein- oder ausschaltet.

 

[Monty]

Der Sinn dieser "stillen SMS" dürfte es vorrangig sein, das Handy zu zwingen sich beim Netz zu melden (sog. "Location Update"). Im Standby sendet das Handy nämlich recht wenig. Der Netzbetreiber kann lediglich über den größeren Bereich ("Location Area") in welchem sich das Gerät zuletzt eingebucht hat Auskunft erteilen. Gerade in ländlichen Gebieten kann das eine sehr große Fläche sein, die auf jedenfall viele Basisstationen umfasst innerhalb derer sich der Nutzer bewegen kann ohne das eine Aktualisierung erfolgen muss. Bei einem Anruf, einer SMS oder was auch immer startet das Netz eine Art Rundruf. Dann erst meldet das Handy sich bei "seiner" Basisstation und man weiß wo es sich genau befindet.
Ansonsten erfolgen solche Location Updates recht selten, spätestens aber natürlich wenn die "Location Area" verlassen wird und sich das Handy in einem neuen Bereich einbucht.

Eine stille SMS zwingt das Handy also Kontakt aufzunehmen wodurch Verbindungsdaten generiert werden, die dann ausgewertet werden. Da es auch noch andere Gründe haben könnte warum das Mobilfunknetz mit dem Handy Kontakt aufnimmt halte ich es für schwierig nachzuweisen, dass dort eine Behördenanfrage hintersteckte . Ein Experte bin ich auf dem Gebiet allerdings nicht.

 

[simpliziss]

Da es auch noch andere Gründe haben könnte warum das Mobilfunknetz mit dem Handy Kontakt aufnimmt halte ich es für schwierig nachzuweisen, dass dort eine Behördenanfrage hintersteckte . Ein Experte bin ich auf dem Gebiet allerdings nicht.

Nunja ...

Immerhin geht aus der Mitteilung des Innenministeriums hervor, daß dese Dinger tatsächlich verschickt wurden.

 

[TBow]

Der Zoll hat mehr versendet als alle anderen zusammen!
Schicken die schon Kaffeesteuerhinterziehern eine Spionage SMS?

 

[simpliziss]

"Zoll" ist eine Tarnbezeichnung für einen Sicherheitsdienst.

 

[PaRaDoX]

"Zoll" ist eine Tarnbezeichnung für einen Sicherheitsdienst.

Und das soll uns jetzt was genau sagen?

Könnte sein, dass sie damit Vertriebswege/Hehlerverbindungen/Kontakte aufdecken wollen.

 

[TBow]

Könnte sein, dass sie damit Vertriebswege/Hehlerverbindungen/Kontakte aufdecken wollen.

Sag ich ja. Die ausländische Kaffeemafia und ihre deutschen Abnehmer sind überall.

 

[PaRaDoX]

Man lässt die kleinen Fische passieren und lässt sie glauben sie wären sicher, während man per "stiller SMS" den Standort herausfindet und den Kontakt zum Zwischenhändler etc. observiert.

 

[Monty]

@simpliziss: Das bezog sich auf nachfolgenden Post. Ich weiß dann zwar das ich so eine SMS bekommen habe, aber nicht warum oder von wem.

Laut den von mir verlinkten Artikeln ist auch für den Provider erkennbar, dass eine solche SMS empfangen wurde. Und im verlinkten Thread hat ein Typ ein Skript gebastelt, um diese SMS zu erkennen, Root-Zugriff vorausgesetzt.

 

[DrDuke]

Ok, jetzt ist auch das amtlich, stille SMS verschicken? Pha.... das müssen nur die Pfeifen von unseren Geheimdiensten/Behörden, die NSA hat sowieso Vollzugriff:

http://www.blick.ch/news/ausland/auch-handys-sind-vor-nsa-nicht-sicher-id2432702.html

Ich weiss, Blick/Bild als quelle ist arm, aber habe gerade kein Bock was anderes raus zu suchen....

 

[godlike]

Das ganze bringt ja aber auch nur was wenn man auf dem Land wohnt. Hier kann ich entweder daheim sein oder bei Mohammed 3 Blocks weiter in der Bombenwerkstatt. Die Funkzelle ist die Selbe