So, ich bin zurück ausm Einsatz, kann also hier auch ein wenig mitplaudern. Interna wirds nicht geben, das hat Feuerwehr so an sich. Trotzdem haben wir natürlich mit den Informationen jongliert und auch so die ein oder andere Erkenntnis gewonnen.
Gleich vorweg: Es war wohl kein islamistischer Terroranschlagsgedöns, auch wenn eine IS-nahe Propagandagruppe "ihren" Terror in Europa feiert.
Los ging das Ganze für uns so um kurz nach sechs, erste Meldung war auch Amoklauf im OEZ. Das ist nicht mein Wachgebiet, aber München hat alles rausalarmiert. Wir sind ja da für unsere Bürger. Erst hieß es drei Schützen, im Verlauf des Einsatzes wurde auch die Zahl der Orte immer wieder erhöht (unter Anderem Stachus/Karlsplatz, Isartor und Hofbräuhaus). Vermutung war zu dem Zeitpunkt, dass die Täter auf der Flucht sind und diverse Punkte in München ansteuern. Das alles hat sich im Laufe der Zeit als Unsinn herausgestellt. Der Unsinn hat übrigens dazu geführt, dass in München tatsächlich Krisenstimmung aufgekommen ist, kleiner Appell an alle: Nicht jeder Knall ist auch ein Schuss, und was man nicht mit eigenen Augen gesehen hat, ist erstmal nicht passiert. Es hätte viel vermieden werden können, wenn nicht haufenweise hysterische Leute jede Vermutung gleich brühwarm an die Einsatzkräfte herantragen, das hilft uns nicht, und euch erst recht nicht. Aufgrund der vermuteten Bewegung der vermeintlich mehreren Schützen hat man dann natürlich den ÖPNV eingestellt und die Leute gebeten, in den Häusern zu bleiben bzw. auf dem laufenden Tollwood-Festival (weil das zu dem Zeitpunkt schnell zur Festung ausgebaut wurde und der Nahverkehr eh still stand). Entsprechend wurden auch Spezialeinheiten eingeflogen und gefühlt jeder zweite Polizist mit MP im Anschlag an die Einsatzorte geschickt.
Was ist wahrscheinlich passiert (was wir so anhand der Örtlichkeiten schätzen):
Der Einzeltäter (ich glaub nicht, dass da mehrere waren, wobei das heiß diskutiert wurde) hat im McDonalds vor dem OEZ die Waffe gezogen und geschossen, ist dann ins OEZ und dort zum Parkhaus, wo er auf dem obersten Parkdeck die kleine Konversation mit dem filmenden Bürger hatte (fand ich übrigens echt geil, Lösung auf Boarisch, auch wenn er vom Dialekt her wohl eher Österreicher war - hat möglicherweise ein paar Leuten das Leben gerettet). Einer unserer Waffenspezialisten (weil Beruf mit Waffen zu tun hat) meinte auch, dass auf die Entfernung zum Filmer jeder Treffer mit der Waffe pures Glück gewesen wäre. Anschließend hat der Täter sich wohl im allgemeinen Trubel (er war wohl tatsächlich nur mit ner Pistole bewaffnet) in Richtung Olympiadorf (eine Studenten-Hochburg) begeben und sich wohl dann selbst erschossen (Toter #9).
Ich war selber in ganz München unterwegs, es war irgendwie schon erstaunlich, wie brav heute die Bürger den Einsatzkräften den Weg frei gemacht haben. Als Freiwillige waren wir auch nicht direkt vor Ort, wir haben hauptsächlich die Gerätehäuser besetzt und gewartet, ob wir gebraucht werden.
So, und jetzt gehen wir alle wieder heim. Es war ein Mensch mit psychischem Knacks und einwandfreiem Deutsch (würde mich wundern, wenn er sich als Sohn oder Enkel von Immigranten rausstellen würde, die reden hier meist ganz anders), der wohl einfach hohl gedreht ist. Der Rest war das Werk von hysterischen SocialMedia-Nutzern, die alles sofort mit dem IS in Verbindung bringen und entsprechend dann die Gefahr überall vermuten (oder das Video mit den Schüssen abgespielt haben, was dann wieder andere Leute hören konnten etc.). Damit kann hier dann glaub auch zu gemacht werden, der Käse ist gebissen. Wie immer ists schade um die Toten, hätte nicht sein müssen, hätte aber wohl realistisch gesehen kaum verhindert werden können - selbst im repressivsten System hätte das niemand sicher verhindern können.