• Hallo liebe Userinnen und User,

    nach bereits längeren Planungen und Vorbereitungen sind wir nun von vBulletin auf Xenforo umgestiegen. Die Umstellung musste leider aufgrund der Serverprobleme der letzten Tage notgedrungen vorverlegt werden. Das neue Forum ist soweit voll funktionsfähig, allerdings sind noch nicht alle der gewohnten Funktionen vorhanden. Nach Möglichkeit werden wir sie in den nächsten Wochen nachrüsten. Dafür sollte es nun einige der Probleme lösen, die wir in den letzten Tagen, Wochen und Monaten hatten. Auch der Server ist nun potenter als bei unserem alten Hoster, wodurch wir nun langfristig den Tank mit Bytes vollgetankt haben.

    Anfangs mag die neue Boardsoftware etwas ungewohnt sein, aber man findet sich recht schnell ein. Wir wissen, dass ihr alle Gewohnheitstiere seid, aber gebt dem neuen Board eine Chance.
    Sollte etwas der neuen oder auch gewohnten Funktionen unklar sein, könnt ihr den "Wo issn da der Button zu"-Thread im Feedback nutzen. Bugs meldet ihr bitte im Bugtracker, es wird sicher welche geben die uns noch nicht aufgefallen sind. Ich werde das dann versuchen, halbwegs im Startbeitrag übersichtlich zu halten, was an Arbeit noch aussteht.

    Neu ist, dass die Boardsoftware deutlich besser für Mobiltelefone und diverse Endgeräte geeignet ist und nun auch im mobilen Style alle Funktionen verfügbar sind. Am Desktop findet ihr oben rechts sowohl den Umschalter zwischen hellem und dunklem Style. Am Handy ist der Hell-/Dunkelschalter am Ende der Seite. Damit sollte zukünftig jeder sein Board so konfigurieren können, wie es ihm am liebsten ist.


    Die restlichen Funktionen sollten eigentlich soweit wie gewohnt funktionieren. Einfach mal ein wenig damit spielen oder bei Unklarheiten im Thread nachfragen. Viel Spaß im ngb 2.0.

Mein Hafttagebuch

Xypro

NGBler

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@cavin:
Es geht mir genauso - Kaffe machen, Telefon aus und entspannt lesen :D

Und was was neue Kapitel anbelangt kann mich mich BurnerR nur anschließen! Auch diese Cliffhanger am Ende machen einfach Spaß auf mehr.
Endlich Arbeit - endlich "ankommen" - direkt erst Anzeichen von Stress - Zack die Kündigung... and NOW??? :eek:

Mach weiter so und lass dich nicht hetzen - Studium geht vor :T
 

DrDuke

Captain..Wayne???

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Jep, auch dem Duke gefällts jedes mal sehr Gut :T:beer:

Auch mag ich Deinen Schreibstil ganz gerne, ist zwar voll gespickt mit Rechtschreibungs-Fehlern, aber genau das macht es erst so richtig authentisch.... :T Und es erinnert mich an meine Texte.... :D:D

Also hör bloss nicht auf mit schreiben und halte uns weiter auf dem laufenden... :)
 

BeSure

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Danke euch für das tolle Feedback :)

Dieses Kapitel ist wieder ein Lückenfüller.
Ein Wunder, dass ich in der Klausurphase die Motivation gefunden habe weiter zu schreiben :D
Ich freu mich schon auf August, da werde ich sehr sehr viel schreiben und das Ganze zum Ende bringen, ich habe noch so einiges mitzuteilen. Aktuell rechne ich mit mehr als 60 Kapiteln.

Viel Spaß beim Lesen.

Kapitel 14 - Dusche, Seife und ...

Nachdem um 6:00 Uhr vom Beamten gecheckt wurde, ob mein Zellenkollege und ich noch leben, verbrachte ich erst einmal einige Stunden im Bett. Meine Gedanken schossen umher, all die Fragen auf die ich keine Antworten hatte brachten mich zur Verzweiflung. Mein Zellenkompane schien das Ganze lockerer anzugehen, als wäre das ein kurzer Urlaubsaufenthalt für ihn. Und tatsächlich war sein Haftaufenthalt für Knastverhältnisse kurz ausgefallen. Obwohl ich den TV bezahlte, befand sich die Fernbedienung bei dem Kahlkopf, ich weiß bis heute nicht, weshalb ich nicht die Initiative ergriff und selber bestimmte, was ich schauen wollte. Vielleicht war mir das zu diesem Zeitpunkt auch egal, ich hatte genug andere Probleme, so dass es mir wohl gar nicht auffiel, dass der Kahlkopf die nächsten zwei Wochen auf meine Kosten lebte, doch dazu in späteren Kapiteln mehr. Der Tag verlief aktionslos, nichts passierte, rein gar nichts. Und dann kam der Hofgang, nachmittags befanden sich dann ca. 80 Häftlinge in einem kleinen, überschaubaren Hof. Zwei Beamten beobachteten die Häftlinge und zum ersten Mal traute ich mich auch meine Blicke in die Runde zu werfen. Es fiel mir sofort auf, dass sich viele Gruppierungen nach Nationalitäten kategorisieren ließen. So waren alle Russen beisammen, saßen seltsamerweise alle in gleicher Stellung auf dem Boden. Ich weiß nicht wie man die Sitzstellung nennt, aber es sah so aus, als würden sie gleich ihr großes Geschäft verrichten wollen. Die Russen schienen einen Großteil der Häftlinge auszumachen, zwar waren die Türken auch gut besetzt, doch schnell erkannte ich, dass es sich dabei viel mehr um Kurden handelte. Ich hatte zwar nie Probleme mit diesen Leuten, doch in der Tat versuchte ich so wenig wie möglich mit ihnen in Kontakt zu geraten, da sie mit Abstand die schlimmsten Taten bezüglich Körperverletzung, versuchter Totschlag etc. hatten. Doch die Türken und Kurden verstanden sich untypischerweise gut, doch viel mehr war es seltsam anzusehen, dass sich zwei verfeindete Gruppierungen sehr gut verstanden. Bis dato hatte ich noch nie von solchen Gruppierungen gehört oder etwas mitbekommen, doch die einen nannten sich die „Red Legions“, hauptsächlich besetzt mit kurdischen Mitgliedern, die Anderen hießen „Black Jackets“, die eher aus einem Mix von Albanern, Türken und ein paar Kurden, bestanden. Irgendwie geschah es dann, dass ich mit den Türken abhing, was zwar kein Problem darstellt, doch nach einer gewissen Zeit hatte ich die Befürchtung in die „Black Jackets“ Bande unbewusst miteingetreten zu sein. Glücklicherweise behauptete sich diese Annahme als falsch, da wohl von mir erwartet wurde, dass ich um den Beitritt bitte, welches ich selbstverständlich nicht tat. Also wieder zurück zum Hofgang: Die Türken riefen mich zu sich, drehten mit mir einige Runden, waren jedes Mal auf das neue fasziniert, als ich meine Story jedem einzelnen von ihnen nochmal erzählen musste. „Aldaaa, Jungs, der hat die Bahn zerstört ey. Ey kann man das immer noch machen? Du musst mal ganz genau aufschreiben, wie das geht.“ Meinte einer der etwas älteren unter ihnen. Es war in der Tat so, dass sich hier einige Kriminelle fanden, die dann draußen zusammen krumme Dinge drehten oder sich gegenseitig Tipps, Tricks und Ratschläge gaben. Bei der JVA handelte es sich um eine Art „Summer School for Crime“, alle waren Experten, alle würden es das nächste Mal besser, größer, richtiger machen und vor Allem das Wichtigste: Niemals würden sie wieder erwischt werden. „Papa ich habe aus meinen Fehlern gelernt.“ Teilte ich einmal meinem Vater während dem Besuch reumütig mit, seine Antwort war ironischer Natur: „Ja, ich bin mir sicher, das nächste Mal lässt Du dich nicht erwischen, jetzt weißt Du ja was Du falsch gemacht hast.“. Am Anfang hatte ich Angst davor gehabt vor den ganzen Muskelpaketen ausgenutzt und ein paar auf das Maul zu bekommen, einfach nur weil ich vergleichsweise dünn und nett war. Doch zumindest wurde ich kein Opfer körperlicher Gewalt, nur Ausnutzen habe ich mich in den ersten Monaten mehr als genug.
Nach dem Hofgang gab es direkt Mittagessen, es sah gut aus, es schmeckte schlecht. Nie begriff ich, wieso das Essen nicht auf normale Art und Weise gekocht werden konnte. Ich verlangte nie ein fünf Sterne Menü, auch nichts, was nach dem Essen meiner Mutter oder Oma schmeckt, ich wollte einfach nur nicht beim Essen kotzen müssen. Ich wollte einfach nur satt sein. Doch die Erklärung war ziemlich simpel: Ein Koch war für mehr als ein Dutzend Häftlinge zuständig, die in der Küche arbeiteten und für die Zubereitung des Essens zuständig waren. Als ich später in der Strafhaft sah, was für unhygienische Häftlinge einen Job in der Küche bekamen, kam es mir jedes Mal bei dem Gedanken hoch. Meistens waren aber Häftlinge aus der Schutzhaft, also Vergewaltiger, Verräter oder sonstige Häftlinge, die Probleme mit anderen Häftlingen hatten, in der Küche beschäftigt. Denn die Schutzhäftlinge konnten nicht ohne Weiteres einer Tätigkeit im Betrieb nachgehen.
Als dann langsam die Freizeit am Abend näher rückte fragte ich mich, wie ich das mit dem Duschen anstellen sollte. Denn bisher hatte ich den Luxus gehabt alleine zu duschen, da ich mich die letzte Zeit in der Strafhaft befand und zum Duschen zugelassen wurde, als alle anderen Strafhäftlinge sich in ihren Zellen befanden. Zudem hatte ich kein Shampoo, doch der jüngere Türke, der mir die Chicken Nuggets gebracht hatte, den würde ich fragen. „Freizeit“ hieß es aus den Lautsprechern und alle Türen öffneten sich automatisch. Gleich gingen die Schreie (viel mehr Freudenschreie) los und es wurde auf einmal Still, jeder hörte auf die Durchsage „Coskun, Calik, Fischer, …., bitte ins Büro“. Das waren die Glücklichen heute Abend, die ein Brief oder Sonstiges erhielten. Diese Durchsage machte mich nach einer Weile süchtig, denn den ganzen Tag fragte ich mich, ob mein Name aufgerufen werden würde und als dann alle paar Wochen mal mein Name aus der Durchsage ertönte, fühlte ich mich so, als hätte ich einen 6er im Lotto. Jedes Mal rannte ich zum Büro und holte erfreut mein Brief ab. Am Anfang war ich mehr als froh, wenn es sich dabei um Verteidigerpost handelte, nach einer Weile war mir jedoch klar, dass jede Verteidigerpost nur schlechte Nachrichten enthielt. Briefe von meiner Familie hob ich mir für die Zeit nach der Freizeit auf. Nachdem die Tür sich schloss öffnete ich ganz sanft den Brief und erkannte manchmal die süße Schrift meiner kleinen Schwester, manchmal die schöne Schrift meiner älteren Schwester und manchmal das lustige, gebrochene Deutsch meiner Mutter. Jedes Wort löste Emotionen in mir hoch, die Briefe las ich mir mehrmals durch. Enttäuscht war ich darüber, dass ich von keinem einzigen Freund einen Brief bekam, wirklich kein einziger hatte mir geschrieben. Ich wusste nicht weshalb niemand nach mir gefragt hatte. Doch viele andere Häftlinge teilten dasselbe Leid, wenn nicht sogar schlimmeres. Ich hörte Häftlinge weinen, ich las Briefe von anderen Häftlingen, und alle weinten wegen demselben Grund: Scheidung, Trennung, Beziehungspause usw.
Heute bekam ich allerdings keinen Brief, es würde sowieso erst einmal vom Amtsgericht kontrolliert und weitergeleitet müssen, dies würde einige Wochen in Anspruch nehmen. Also lief ich im Flur umher und huschte in den einen Freizeitraum rein, in der sich nichts außer ein paar Tische und Stühle befanden. Dort waren unsere Türken, es war wohl Friseur-Tag. Alle hatten sich versammelt, waren Oberkörperfrei, einer hatte ein Rasierapparat und schnitt einem nach dem Anderen die Haare, wie am Fließband. „Olum, was sind das für Haare? Komm ich schneid sie dir.“ Ich wusste nicht, ob das eine Falle war und ob er mir evtl. eine Glatze schneiden wollte, ich war stets misstrauisch gegenüber anderen Mithäftlingen. Ich begriff mit der Zeit, dass die Meisten keinen Ärger wollten, sondern nur ihre Zeit absitzen und gehen wollten. Später konnte ich die wirklich Gefährlichen mit denen, die nur so tun, gut unterscheiden. Meist waren die Gefährlichen diejenigen, die ruhig waren.
Er ließ sich viel Zeit beim Schneiden meiner Haare, als würde er alles Millimeter genau bemessen. Und tatsächlich, als ich mich im Spiegel sah, war ich positiv überrascht. Noch nie hatte ich solch einen Haarschnitt gehabt, generell wusste ich nicht, wie ich mit meiner Kopfbehaarung umgehen sollte. Die komplette Hygiene, vom Haarstyle (inkl. Nutzung von Haarwax, und nein, es war kein Kanackenhaarschnitt) bis hin zur Nutzung von Creme, sowie Enthaarung von Scharmhaaren, lernte ich in der Haft erst richtig kennen. Denn bei so viel Zeit beschäftigte sich eigentlich so gut wie jeder mit seinem Körper, die Einen mit Fitness, die Anderen mit Hygiene, ich gehörte zum Letzterem.
Nachdem ich mich bedankte, kam schon das, was ich vermutet hatte: „Beim Einkauf holst mir dann einen Tabakbeutel.“ Meinte der Türke. „Geht klar.“, mir blieb nichts Anderes übrig, doch er hatte ja auch dafür meine Haare geschnitten. Glücklicherweise lieh er mir auch sein Shampoo. Schnell ging ich in meine Zelle, nahm mein Handtuch und huschte in die Dusche. Vier Duschköpfe befanden sich in der Dusche, also war für vier Leute Platz und es waren drei Leute unter der Dusche. Ich zog mich aus und wollte gerade in die Dusche, als der eine Türke, welche schon damals mein Haftbefehl als Erstes sehen wollte, mich anschrie: „Alter! Was machst Du da! Geh und zieh Dir was an amina koyiim.“ Ich war geschockt, die hatten alle Unterhosen an. Schnell zog ich meine Unterhose auch an und fragte dann ob das ok ist. Als ich dann auch unter die Dusche durfte fingen die an zu lachen: „Haha, alder, hier will keiner deinen Schwanz sehen. Willst Du das man dich vergewaltigt oder was? Dann geh rüber zur anderen Dusche von den Russen, die duschen immer nackt.“ Ich war eigentlich froh darüber, dass man mit Unterhose duschte: „Ja sorry wusste ich nicht. Find das mit der Unterhose auch besser.“ Der Türke hieß Savas: „Aber wenn Du den unbedingt sehen willst, ich kann’s Dir zeigen!“ lachte er. „Äh, nein man.“ „Haha, oglum ich mach Spaß.“ Ich ließ mir schön Zeit beim Duschen, das war das Einzige gute Gefühl das ich an diesem Tag genießen durfte. Die Freizeit war schnell um, ich konnte gar nicht glauben, dass es sich dabei um drei Stunden handelte. Bevor die Zellentür zu ging, kam kurz Savas noch in meine Zelle: „Hey, morgen zupfen wir deine Augenbrauen, sonst musst Du McDonalds noch Lizenzgebühren bezahlen!“ Er ging wieder fort, die Zellentür ging mit einem freundlichen Lächeln des Beamten zu. Ich befand mich vor dem Spiegel und dachte mir nur, dass ich erstens schöne Augenbrauen habe, zweitens die Mitte schon etwas zupfen könnte und drittens, dass ich bestimmt nicht so metrosexuelle Augenbrauen wie die Alle haben wollte. Als ich mich in mein Bett lag wurde mir plötzlich etwas bewusst: Mein Leben lang hatte ich darauf geachtet kein Haram-Fleisch, also Fleisch, dass den islamischen Vorschriften nicht entspricht, zu essen. Doch in dieser Woche hatte ich viel Fleisch dieser Sorte gegessen. Auch hatte ich meine Augenbrauen bisher nie gezupft, da unser Prophet das anscheinend verboten hatte, doch ich zog das nun in Erwägung. Es war etwas Paradox, viele Leute finden in der Haft zu Gott und/oder Allah, auch ich habe viel in der Haft gebetet, weil ich hilflos war und der Allmächtige der Einzige war, der mich hätte hören können. Aber noch nie in meinem Leben war ich so nicht-muslimisch bzw. unreligiös unterwegs wie während meiner Haftzeit. Und das, obwohl ich vorher streng religiös erzogen wurde. Ob dies nun etwas Positives oder Negatives ist kann jeder selbst beurteilen, ich will da keinem zu nahe treten. Ich weiß nur, dass mein Leben nach der Haft nicht dieselbe ist, wie das Leben davor. Die größte Änderung die ich in der Haft vollzogen habe ist die religiöse Überzeugung.
 

BeSure

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@n87
Um es etwas kurz zu halten, da das Thema eigentlich Tabu für mich ist:
Ich habe in der Haft gemerkt, dass ich mein Leben lang so gelebt habe, wie es von der Gesellschaft/Familie/Bekannten/Verwandten gern gesehen wurde. Dabei habe ich nie das gemacht, was ich selber wirklich wollte. Eins davon war wohl die Religion. Ich glaube zwar immer noch an Allah usw., aber das hält mich nicht mehr davon ab Sachen zu tun, die nicht gern gesehen werden, wie z.B. das Nicht-Fasten im Ramadan. Ich merke aber auch, wie ich in letzter Zeit immer abgeneigter zu religiösen Aussagen/Themen reagiere und mich das ganze Thema nervt.
Vor der Haft war ich ziemlich religiös, kein Schluck Alkohol getrunken, nur Fleisch von der Moschee gegessen, jedes Wochenende zur Moschee gegangen, Versen aus dem Koran auswendig gelernt usw.

Aber tut das Thema bitte nicht weiter aufgreifen. Ich weiß, wenn's um Religion geht kann man viel diskutieren. Ich dachte nur, dass dies ein wichtiger Aspekt für meinen "Wandel" den ich in der Haft vollzogen habe ist, deshalb habe ich das kurz aufgegriffen.
 

Doc Lion

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Aber tut das Thema bitte nicht weiter aufgreifen. Ich weiß, wenn's um Religion geht kann man viel diskutieren. Ich dachte nur, dass dies ein wichtiger Aspekt für meinen "Wandel" den ich in der Haft vollzogen habe ist, deshalb habe ich das kurz aufgegriffen.

Dennoch würde mich interessieren, wie du als - einst - gläubiger Muslim erst straffällig werden konntest? Widerspricht sich das nicht irgendwie?
 

cavin

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Danke für ein weiteres Kapitel!

So waren alle Russen beisammen, saßen seltsamerweise alle in gleicher Stellung auf dem Boden. Ich weiß nicht wie man die Sitzstellung nennt, aber es sah so aus, als würden sie gleich ihr großes Geschäft verrichten wollen.

Russenhocke nennt sich das, meistens in Verbindung mit Kippe, Bier und Sonnenblumensamen kauend.
 

BeSure

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@DocLion
Ich erzähl Dir mal was mir vor ein paar Jahren bei eine Verkehrskontrolle passiert ist:
Polizist: "Führerschein und Fahrzeugschein bitte."
Ich: "Bitte schön."
Polizist schaut mich an: "Haben Sie Alkohol getrunken?"
Ich, völlig verwirrt: "Nein?! Ich bin doch Moslem!"
Der Polizist schaut mich an, schaut seinen Kollegen an und fängt an zu lachen....

Nach deiner Logik, die etwa meiner damaligen Logik vom obigen Beispiel entspricht, sollte es in islamischen Ländern gar keine Gefängnisse geben, da die dort alle schön brav sind?

Achja, und das "- einst - " kannst Du wegstreichen, ich bin immer noch Moslem, habe nirgends behauptet, dass ich keiner mehr wäre. Nur die Bedeutung meines Glaubens hat in letzter Zeit abgenommen, ist aber nicht am Null-Punkt angelangt :P

@cavin
Haha, danke! Hätte ich mir denken können. Russen + Sitzen = Russenhocke xD Mich wundert's immer noch, wie die den ganzen Hofgang lang so sitzen konnten ohne Schmerzen zu bekommen.
 

Doc Lion

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Nach deiner Logik, die etwa meiner damaligen Logik vom obigen Beispiel entspricht, sollte es in islamischen Ländern gar keine Gefängnisse geben, da die dort alle schön brav sind?

Nicht gleich übertreiben. Das habe ich nicht behauptet. Zudem gibt es immer einen gewaltigen Unterschied zwischen wirklich frommen Menschen und denen, die nur nach außen hin so tun, als wären sie es. Schein-Heilige eben. Das meine ich, zu deiner Beruhigung, nur allgemein und ist nicht auf dich bezogen.


Achja, und das "- einst - " kannst Du wegstreichen, ich bin immer noch Moslem, habe nirgends behauptet, dass ich keiner mehr wäre.

Weshalb so aggressiv?
Ich lese von dir, dass du früher ein gläubiger Moslem warst, jedenfalls in wohl konventionellem Sinne. Wer das von sich behauptet, sollte sich, nach meinem Verständnis, doch an Recht, Gesetz und Scharia halten. Oder nicht?

Ein ernsthaft gläubiger Christ sollte das, in ähnlicher Form, doch auch.

Daher meine Verwunderung, auf Grund DEINER Aussage. Mehr nicht. Hättest das einfach erläutern können, ich bin nur neugierig gewesen.
 

BeSure

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@Liam
Nein, habe ich noch nicht probiert. Müsste ich mal tun, brauche nur noch die passende Gesellschaft dazu :D

@Doc Lion
Hätte ein paar Smileys einbauen sollen. Wenn ich meinen Text so im Nachhinein lese liest sich das echt etwas "aggressiv" :D
Liegt aber vielleicht daran, dass ich mich bei so religiösen Themen gleich in einen Schutzmodus begebe und mich sofort angegriffen fühle, also nichts gegen Dich :)
Habe Dich jetzt aber besser verstanden und entschuldige mich für meinen "Ton".

Jedenfalls bitte ich jetzt nicht mehr auf das Thema Religion weiter einzugehen :D
 

Sorianumera

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Hey hey, bin aufgrund dieses Threads hier im Forum gelandet und habe gleich komplett alles durch gelesen.

Danke Ates, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst, es ist extrem spannend und ich freue mich auf August, wenn du weiter schreibst.

Ich schreibe gerade an einem Roman, in dem es um einen querschnittsgelähmten Schwerverbrecher in Haft geht (in einer alternativen Welt) und bin deshalb natürlich besonders neugierig über deine Erfahrungsberichte, um authentischer schreiben zu können.

Da ich selbst sehr gerne schreibe und schon viel geschrieben habe, würde ich dir anbieten, deine Geschichte Korrektur zu lesen. Ich bin weder Lektor oder Verleger, aber recht gut in deutsch und mir macht Korrekturlesen sehr viel Spaß. Auch finde ich, deine Geschichte könnte echt Chancen zur Veröffentlichung haben. Du schreibst sehr lebendig und interessant.

Also wenn du Lust darauf hast, gib einfach Feedback. Ich bin auch nicht böse, wenn du ablehnst.

Grüßli, Sorianumera
 

Xypro

NGBler

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In der Bibel steht ja auch geschrieben "Wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein" - glaub das trifft auf jede Religion zu. Von daher ist jeder Gläubige, ungeachtet seiner Religion und Ausprägung seines Glaubens, auch in der Lage eine Sünde/Straftat zu begehen.

Ich finde du kannst das Thema Religion ruhig mit einfließen lassen. Sie ist immerhin ein Teil von dir und somit von deiner Geschichte. So wie viele das Thema Knast nur aus Medien kennen, kennen viele auch das Thema rund um deine Religion nur oberflächlich. Solange die Fragen (die sicherlich viele haben) in Verbindung mit deiner Geschichte stehen finde ich die auch interessant.

Ich glaube auch, wenn du mit dem Thema Religion so umgehst wie mit deiner Zeit in Haft, also kritische oder spitzzüngige Fragen so behandelst wie die zu deinen Taten, wird es das Ganze noch interessanter machen ;)
 

BeSure

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  • #119
Hi Leute,

war im Urlaub und hab es doch nicht geschafft, wie vorgenommen, im August viel zu schreiben. Bin dann doch etwas zu faul und wollte mich auch etwas erholen :)

Kapitel 15 – Einkaufszettel: Einmal Gruppenmitgliedschaft bitte

Wenn ich so zurückdenke, kommt es mir so vor, als wären die Tage in der Haft wie im Flug vergangen. Doch in Wirklichkeit entwickelte ich ein in der Haft ein völlig anderes Zeitgefühl, alles schien in Slow – Motion zu laufen. Alles dauerte, alles brauchte seine Zeit und der Tag war unheimlich lang. Dies war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb ich anfangs in Freiheit von Kopfschmerzen geprägt war, denn draußen tickt die Uhr ganz anders. Ich fühlte mich in der Haft wie in einer Zeitmaschine, jeder Mensch draußen entwickelte sich, erlebte Neues, machte die verschiedensten Erfahrungen und wurde erwachsener. Ich jedoch erlebte nichts, jeden Tag dasselbe Gerede, jeder wollte draußen Geld machen, keiner sah etwas Falsches in dem was er getan hatte, jeder hatte Zukunftspläne, kriminelle Zukunftspläne. Ich hatte allerdings keine Zukunftspläne, vielmehr blickte ich in die Vergangenheit. Wer war ich? Was hatte mich zu dem gemacht, was ich heute bin? Warum war ich so? Wie hatte sich mein Leben im Laufe der Zeit entwickelt? Was war der bisherige Sinn, den ich im Leben sah? Ich blickte in die Vergangenheit und sah mich, der der Meinung war nur mit viel Geld Ansehen und Anerkennung zu bekommen. Mit Geld lässt sich alles kaufen, das war mein Gedanke. Aber dann wusste ich nicht, dass Gesundheit, Freiheit und wahre Liebe nichts mit Geld zu tun hat. Liebe? Ja, Frauen kann man sich sicherlich mit Geld angeln, ob es dann wirklich die Richtige ist, mag jedem selbst überlassen sein. Doch eins ist sicher, die wertvollste Frau auf der Welt ist die eigene Mutter, man kann sich mit Geld nicht die Liebe der Mutter kaufen. Man kann nicht in ein Restaurant gehen und sagen: „Bringen Sie mir bitte eine Suppe, die soll genauso schmecken wie die von meiner Mutter, und auch mit Liebe gemacht werden. Ich zahl alles was Sie wollen.“ Das geht einfach nicht, man kann sich kein Parfüm kaufen, dass nach der eigenen Mutter riecht, keine Decke, die einen so warm hält wie die Umarmung der eigenen Mutter. Mutter, Vater und Geschwister – Familie, dafür lohnt es sich zu leben, dafür lohnt es sich Zeit zu investieren, dafür lohnt es sich zu weinen, zu lachen – nicht für Geld, sondern für die Familie. Zusammen am Tisch zu sitzen und zu gemeinsam zu essen, das ist wertvoller als jeder Tisch in einem 5-Sterne-Restaurant. Und nun saß ich auf einem Plastikstuhl, gebeugt auf einen kleinen Holztisch und sah mir die große Einkaufsliste an: „Ich check das nicht, wie bestell ich denn jetzt hier?“
Der Kahlkopf, mein Zellenkollege, Dauerhäftling, erklärte mir alles: Also Du hast hier auf dem blauen Zettel alle Artikel mit Artikelnummern und den Preisen. Du trägst dann auf dem weißen Zettel hier die Artikelnummer und die Menge ein, die Du bestellen willst. Nachher gibst Du dem Beamten dann einfach deinen weißen Zettel ab. Nächste Woche kommt dann das was Du bestellt hast. Du darfst halt nur so viel bestellen wie Du frei verfügbar auf deinem Konto hast ... lass mal sehen ... ach du Scheiße, Du hast ja übel viel drauf, 190 EUR!“
Mein Vater hatte mir das Geld überwiesen, das war wohl der Höchstsatz den man pro Monat als U-Häftling bekommen durfte, Strafhäftlinge durften so gut wie nichts von außen überwiesen bekommen, denn sie mussten arbeiten gehen. Allerdings dauert es keinen Monat, bis ich dann den heiß begehrtesten Job bekam, den man in einer JVA bekommen kann. „190 EUR habe ich ja übel schnell ausgegeben, so teuer wie die Waren hier sind, das ist doch unfair. Alleine für Schokolade werde ich bestimmt 50 EUR ausgeben, ich brauch die Nervennahrung, sonst werde ich noch verrückt hier. Wie viel hast Du denn?“
Er hatte nicht einmal einen Einkaufszettel bekommen, ich Idiot hätte gar nicht erst fragen sollen, das war eine Art Einladung: „Ich hab’ noch kein Geld, aber hab’ ja schaffen angefangen, im nächsten Zwischeneinkauf habe ich auf jeden Fall Geld. Du, kannst mir eine Dose Tabak bestellen, ich kauf Dir dann im nächsten Einkauf was dafür?“
Ich überlegte nicht lange, es war selbstverständlich für mich einem Zellenkollegen was zu borgen, immerhin wollte ich nicht 24 Stunden mit einer Person verbringen, der ich einen Gefallen ausgeschlagen hatte. Doch ich irrte mich, die 20 EUR für die Tabakdose bekam ich nie wieder, erneut Lehrgeld, eines von vielen Malen. Das Problem lag hauptsächlich darin, dass der Wert von 20 EUR in meinen Augen viel niedriger erschien, als es in der Haft der Fall sein sollte. In der Haftanstalt ist man mit 100 EUR Einkauf pro Monat schon einer der Reicheren und kann sich, wenn man sogar Raucher ist, ein paar Süßigkeiten leisten. Ich als Nichtraucher war mit 190 EUR also mehr als gut bedient. Doch es gibt Dinge auf der Einkaufsliste, die kann man nicht auf den weißen Zettel schreiben und bestellen:
„Hey Emre, hast Du einen Einkaufszettel bekommen?“ der Savas und seine Türken standen vor meiner Zellentür, es war Freizeit, die Türen waren für ein paar Stunden geöffnet.
„Ja, 190 EUR.“ Das war auch der Eintrittspreis. „Gut, schau mal, du kannst mit uns zusammen kochen und essen, aber wir kaufen alle gemeinsam ein. Gib uns deinen Einkaufzettel, wir kaufen dann Nudeln und das ganze Zeug. Du kannst Dir dann selber was für 50 EUR kaufen.“
Es war eine gute Entscheidung meinen Einkaufszettel zu geben, denn ich hatte somit die endgültige Mitgliedschaft bei den Türken ergattert. Denn eine gemeinsame Kochgruppe hieß automatisch auch: „Dieser Junge gehört zu uns, wir kaufen zusammen ein, wir kochen zusammen, wir essen und lachen, weinen zusammen.“ Im Endeffekt zahlte ich immer etwas mehr als die restlichen Gruppenmitglieder, hauptsächlich dem zu verschulden, dass ich Nicht-Raucher war. Aber es hatte auch seine positiven Seiten, ich konnte abends immer was Gutes essen, auch wenn es meistens Nudeln waren, so schmeckten diese im Gegensatz zum Anstaltsessen. Leider war ich auch immer das Opfer, der abspülen durfte. Es dauert einige Zeit, bis ich aus mich hinauswuchs und nicht mehr die Rolle des Neulings hatte, doch diese Zeit fühlte sich lang, sehr lang an. In dieser Zeit hatte ich viele neue, auch schreckliche, Personen kennen gelernt, gewöhnte mich an den Haftalltag und bekam wöchentlich Besuche von meinen Eltern. Sie weinten jedes Mal, machten mir Hoffnung und fragten mich, ob es mir gut ginge. Jedes Mal frage ich sie, wie es meiner kleinen Schwester ging, wie es meinem Bruder in der anderen Anstalt ging und machte auch ihnen Hoffnung, dass ich sicherlich bald rauskomme. Diese Zeit war lang, die Hoffnung war da, und dann war sie weg, nämlich als mein Anwalt mich das erste Mal besuchte, nach knapp einem Monat: „Junge, was habt ihr euch bloß dabei gedacht? Was haben Sie sich bloß dabei gedacht? Ich habe mit ihrem Vater geredet, Sie spielen jetzt keine Rolle! Ihr Bruder, er ist noch jung, er muss raus!“ mein Anwalt hatte einen großen Ordner dabei, meine Ermittlungsakten. „Das heißt ... ich mach ein Geständnis?“. Er blätterte in den Akten, holte tief Luft und blies sie wieder raus: „Ja, genau das heißt es.“
 

Arrowrelo

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@BeSure
Hey ich wollte mich erstmal bedanken das du echt deine Zeit im Knast mit uns mitteilst. Habe mich jetzt extra wegen diesem Thread angemeldet xD hoffe du schreibst weiter. Ich habe nur eine kleine Frage da du ja Türke bist wie haben die ganzen Menschen in deiner Familie reagiert ? Ich meine außer deine Mutter Vater und Geschwister wurdest du angesprochen von deiner Tante, Onkel, Cousin etc Gab es Leute die vllt meinten rede mit ihm nicht er ist Kriminell gewesen ? Wenn dir das zu persönlich ist ignoriere einfach meine Antwort :) Ich wünsche dir noch alles gute Weiterhin
 
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