• Hallo liebe Userinnen und User,

    nach bereits längeren Planungen und Vorbereitungen sind wir nun von vBulletin auf Xenforo umgestiegen. Die Umstellung musste leider aufgrund der Serverprobleme der letzten Tage notgedrungen vorverlegt werden. Das neue Forum ist soweit voll funktionsfähig, allerdings sind noch nicht alle der gewohnten Funktionen vorhanden. Nach Möglichkeit werden wir sie in den nächsten Wochen nachrüsten. Dafür sollte es nun einige der Probleme lösen, die wir in den letzten Tagen, Wochen und Monaten hatten. Auch der Server ist nun potenter als bei unserem alten Hoster, wodurch wir nun langfristig den Tank mit Bytes vollgetankt haben.

    Anfangs mag die neue Boardsoftware etwas ungewohnt sein, aber man findet sich recht schnell ein. Wir wissen, dass ihr alle Gewohnheitstiere seid, aber gebt dem neuen Board eine Chance.
    Sollte etwas der neuen oder auch gewohnten Funktionen unklar sein, könnt ihr den "Wo issn da der Button zu"-Thread im Feedback nutzen. Bugs meldet ihr bitte im Bugtracker, es wird sicher welche geben die uns noch nicht aufgefallen sind. Ich werde das dann versuchen, halbwegs im Startbeitrag übersichtlich zu halten, was an Arbeit noch aussteht.

    Neu ist, dass die Boardsoftware deutlich besser für Mobiltelefone und diverse Endgeräte geeignet ist und nun auch im mobilen Style alle Funktionen verfügbar sind. Am Desktop findet ihr oben rechts sowohl den Umschalter zwischen hellem und dunklem Style. Am Handy ist der Hell-/Dunkelschalter am Ende der Seite. Damit sollte zukünftig jeder sein Board so konfigurieren können, wie es ihm am liebsten ist.


    Die restlichen Funktionen sollten eigentlich soweit wie gewohnt funktionieren. Einfach mal ein wenig damit spielen oder bei Unklarheiten im Thread nachfragen. Viel Spaß im ngb 2.0.

Mein Hafttagebuch

KaPiTN

♪♪♫ wild at heart ♪♫♫♪

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50.000 Euro ist nicht der Schaden, sondern nur das, was er bekommen hat.

Der Bahn ca 50.000 Euro Schaden anrichten, das halte ich ehrlich gesagt fast für vernachlässigbar.

Ich nicht. Das summiert sich mit dem Mist von anderen Idioten und wirkt sich auf das aus, was die Bahn mir jeden Monat abbucht.
 

BeSure

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@Doc Lion
Wie bereits erwähnt. Der Grund, weshalb es manchmal zu sehr ins Detail geht, liegt darin, dass ich mich manchmal mehr an die Ereignisse erinnern kann und manchmal weniger.
Ich versuche hier auch kein literarisches Kunstwerk zu verfassen, ich achte kaum auf meine Schreibweise oder meinem Schreibstil. Gebe aber zu, dass ich auch, wenn ich mich bemühen würde, keine guten Texte schreiben könnte.
Meinen Schreibstil mag ich selber auch nicht.
Doch ich möchte erwähnen, dass es mir hier nur darum geht, meine Eindrücke von der Haft zu teilen.
Dies ist auch der Grund, weshalb z.B. die Aufklärung der Straftat erst später kam, weil es mir hauptsächlich darum geht, der Allgemeinheit ein Bild vom Inneren einer Haftanstalt zu liefern bzw. eines Häftlings.

Die Polizei hat den Bankkautomaten 4 Tage lang observiert.
Ich hatte ein gefälschtes Bankkonto bzw. ein Bankdrop. Die Kunden die das Online-Ticket von mir kauften, überweißten das Geld dann auf diesen Bankdrop. Die Polizei stoß durch ihre Ermittlungen zuerst auf diese Kunden, da ihre persönlichen Daten auf den Online-Tickets hinterlegt waren.
Die Kunden erklärten der Polizei dann den Vorfall bzw. dass sie das Geld an ein bestimmtes Bankkonto überwiesen haben.
Nun stoß die Polizei auf das Bankkonto, durchführte eine Prüfung und nachdem festgestellt wurde, dass es sich um ein gefälschtes Bankkonto handelt, wurde dieser gesperrt.
Doch mein Bankkonto wurde noch nicht direkt gesperrt, vielmehr wurden unter den Kontoauszügen beobachtet, an welchen Standorten bzw. Bankautomaten Geld abgehoben wurde.
Dies war nämlich der einzige Anhaltspunkt den sie hatten um mich zu erwischen.
Da ich den ganzen Betrug rund 1 Jahr lang beging, wurde ich später faul und leichtsinnig.
Dies war der Grund, weshalb ich öfter an dem selben Bankautomaten Geld abgehoben hab.
Die Polizei kam darauf, dass ich den Geldautomaten zwar immer änderte und immer wo anders abhob, doch der eine Bankautomat wurde regelmäßig von mir besucht.
Also haben sie genau diesen Bankautomaten observiert und dies mit Erfolg, denn ich kam erneut an diesen Bankautomaten abheben.

Und ja, Du hast Recht. Die Höhe des Strafmaßes war vielmehr dem "gewerbsmäßigen Betrug" also dem fortlaufenden Betrug zu verschulden. Die Schadenshöhe fiel nicht allzu sehr in das Gewicht.

@KaPiTN
Jap, das was ich bekommen habe war ca. 50.000 EUR.
Der Schaden belief sich ca. auf 150.000 EUR.
Und bei meinem Gerichtstermin kam auch ein Verantwortlicher der Deutschen Bahn, deine Aussage, dass sich dieser Schaden auf die Bahnpreise auswirkt, wurde von ihm indirekt bestätigt.

@all
Bin grad etwas beschäftigt bzw. nicht so in Laune.
Werde schauen, dass ich bald wieder weiter schreibe.
 

kathi

glühs Herrin

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@BeSure:

Du musst hier kein Kunstwerk abliefern. Ich habe deine Zeilen gelesen und mit Spannung verfolgt. Bin mal gespannt wann Du Dein nächstes Kapitel veröffentlichst.

Soll ja auch keine Verpflichtung sein, schreib wann und wie Du lust hast, dann ist die Motivation am Schreiben auch größer.

Gruß Kathi. :)
 

TBow

The REAL Cheshire Cat

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Wenn ich richtig gelesen habe, dann war BeSure mehr als 1 Jahr in U-Haft. Das würde mich interessieren, wie das überhaupt begründbar war. Da muss wohl am ganz großen Rad gedreht worden sein.
 

BeSure

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@TBow
Das ist richtig, ich war 1 Jahr in U-Haft, als ich dann schlussendlich mein Urteil hatte.
Normalerweise muss innerhalb von 6 Monaten U-Haft ein Urteil gefällt oder der Häftling freigelassen werden.
Nur in begründeten Fällen und Außnahmen, kann die U-Haft auf 9 Monate verlängert werden.

Bei mir war es so, dass ich nach 2 Monaten U-Haft ein umfangreiches Geständnis abgab.
In diesem Geständnis waren viele Informationen, die die Polizei nicht wusste.
Die Ermittlungen dauerten dennoch an, vor allem musste das Kriminalamt meine Informationen prüfen etc. und nach 5 Monaten wurde meine U-Haft verlängert.
Die Begründung lag daran, dass sich die Ermittlungen hingezogen hatten, da viele neue Fakten etc. aufgetaucht sind.
Ironischerweise wurde meine Aussage dazu verwendet meine U-Haft zu verlängern.
Da waren z.B. Begründungen wie : "Anfangs waren es 28 Taten. Nach Geständnis des Beschuldigten belaufen sich die Taten bei rund 800 Stück."
D.h., dadurch dass der Umfang der Ermittlungen enorm zugenommen hatte (durch mein Geständnis), wurde die U-Haft verlängert.

Nach 8 Monaten dann wurde meine U-Haft erneut verlängert, diesmal aber nur, weil mir nun ein Gerichtstermin mitgeteilt wurde, dieser jedoch auf 4 Monate später gesetzt wurde, da davor kein Termin frei war.
Dies bedeutete wiederum, dass man mich nicht entlassen musste, da ein Gerichtstermin gesetzt wurde.

Ehrlicherweise habe ich selbst nicht verstanden, wie ich solange auf mein Gerichtstermin warten musste.
Ich weiss nur, dass das Kriminalamt sehr lange für die Ermittlungen gebraucht hat, obwohl ich ein vollständiges Geständnis abgelegt hatte und die Anklageschrift quasi nur mein Geständnis beinhaltete.
 

Xypro

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@BeSure
Gerade weil es kein literarisches Meisterwerk ist, macht die Erzählungen authentisch - ein richtiges Tagebuch. Dort schreibt man auch nach Lust und Lauen - mal emotional geladen, mal lässig..
Und dich verurteilen? Ich meine du hast in erster Linie nur wirtschaftlichen Schaden angerichtet und dann auch nicht Omas um ihr letztes Erspartes gebracht. Ich will es nicht verharmlosen, aber es ist kein irreparabler Schaden. Zumal sind hier ja einige auch nicht mit weißer Weste unterwegs und haben sich schon mal urheberrechtliches Material (natürlich unwissentlich und versehentlich) zugelegt (und sofort wieder entfernt). Deshalb auch das rege Interesse an deiner Geschichte ;)
Ansonsten: Wer unschuldig ist, werfe den ersten Stein.

Fragen bzw Wünsche für weitere Kapitel:
Würdest du sagen, dass dein Geständnis dich letztendlich noch tiefer in die Scheiße geritten hat? Oder wurde die Kooperation auch irgendwie berücksichtigt?
Wurde das Geständnis mit deinem Anwalt besprochen? Und als IT Forum interessiert uns sicherlich auch was die IT Forensik so alles zu den Beweismitteln beigetragen hat.

Freu mich auf weitere Kapitel von dir!
 

alter_Bekannter

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...
Ich dachte eigentlich, dass ich hier irgendwie beschimpft oder niedergemacht werde, weil ich ja ein Krimineller war.
...

Das macht dich nicht einzigartig. Der einzige Punkt indem das dich von den Milliarden anderen Wichsern unterscheidet die für die Scheisse die sie täglich machen nicht mal im Knast sitzen mussten, wäre das die es nicht zugeben und/oder nicht erwischt wurden. Oder noch besser der Scheiss den die abziehen ist gesellschaftlich einfach nicht so stark geächtet (deiner Meinung nach). Gerade bei dieser Art von wirtschaftlichem Schaden gibts sicher für jeden "Kriminellen wie dich" ein paar hundert die durch pure Dummheit gepaart mit Ignoranz ähnlich hohen Schaden anrichten, und euch("böse Schwerkriminelle") in der Summe dadurch locker toppen. Frag mal Leute die im Krankenhaus arbeiten wie viele aus eigener oder fremder Dummheit dort sind.

Was du gemacht hast wird dadurch nicht "ok" aber es ist einfach Heuchelei bei sowas nach zu treten und die ganzen Deppen ungeschoren davon kommen zu lassen. Hinzu kommt dann das wenigstens in gewissem Maße einsichtig bist. Nachtreten wäre also in deinem Fall sogar unproduktiver als bei der angesprochenen Gruppe der ignoranten Idioten. Last but not least hat unser Justizsystem zum Glück Auge um Auge abgelöst. Du hast deine Strafe schon bekommen. Ich will hier keine Dritte-Welt-Scheisse auf der Straße, da zahl ich gerne so viele Abgaben.:unknown:
 

BeSure

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  • #28
Ich freue mich jedes Mal über Feedback, vielen Dank dafür!

@Xypro
Ich beantworte deine Fragen lieber gleich mal direkt.

In wie fern sich mein Geständnis, positiv oder negativ, ausgewirkt hat ist wirklich schwer zu sagen.
Ich weiss nicht, was passiert wäre, wenn ich kein Geständnis abgelegt hätte.
Meine persönliche Meinung ist folgende:
Erstens bin ich heil froh darüber, dass ich komplett alles zugegeben habe, denn nur deswegen kann ich jetzt in ruhe schlafen und habe ein reines Gewissen. Hätte ich noch irgendwelche Taten vertuscht, dann hätte ich täglich mit der Angst leben müssen, dass die Polizei mich wieder einbuchtet, wenn sie darauf gestoßen wären.
Das Hauptziel meines Geständnisses war es, meinen Bruder so schnell wie möglich aus der Haft zu bekommen. Ich wollte, dass die Polizisten begreifen, dass er kein Mittäter war, sondern maximal als "Beihilfe" diente.
Mein Anwalt war ein guter Bekannter meines Vaters, weshalb er auch für ein vollständiges Geständnis meinerseits war, damit mein Bruder raus kam. Auch der Druck meiner Eltern, und auch die Rolle des älteren Bruders brachten mich schlussendlich dazu, ein Geständnis abzulegen.
Als Fazit kann ich nur sagen, dass ich denke, dass das Geständnis keine Auswirkung auf die höhe meiner Straftat hatte und wenn, dann nur gering. Denn die positiven Effekte durch das Geständnis waren eher Dinge wie, dass ich früh Lockerungen bekam.
Auch Straftaten, die genauso gravierend waren und von denen die Polizei noch zu keinem Täter zugeordnet werden konnte, hatte ich zugegeben, wurden fallen gelassen. Also ich sag' es mal so: Ich habe den Betrug 1 Jahr begangen, wurde gefasst und aber nur für den Zeitraum von 5 Monaten verurteilt, denn die restlichen 6 Monate waren Ermittlungsfälle anderer BKA-Behörden und diese wussten nicht, dass ich ebenfalls der Täter war. Als ich auch die restlichen 6 Monate zugab, wurden diese aber fallen gelassen, da ich für die 5 Monate meine Strafe bekommen hatte, ich alles komplett zugegeben hatte usw.
Jedoch hatte ich gehofft, dass ich durch das Geständnis auch eine mildere Strafe bekomme, vorallem deswegen, da ich das Verschlüsselungspasswort meines Rechners preisgab und somit erst den Zugriff zu allen Beweismitteln lieferte.

Womit wir zu dem Punkt "IT-Forensik" kommen.
Also von meinem iPhone konnte die Polizei so einiges wiederherstellen, doch es war nichts nützliches dabei, ausser eine SMS an meinen Bruder, die ihm schlussendlich zum Verhängnis wurde. Doch dieser SMS will ich ein eigenes Kapitel widmen, weshalb ich das hier jetzt nicht näher erleutere, ist jedenfalls echt interessant, was man (der Richter) aus ein paar Zeilen SMS alles intepretieren kann und was eigentlich wirklich gemeint war.
Jedenfalls war mein Rechner mit TrueCrypt verschlüsselt. Ich kenne mich da nicht wirklich aus, habe damals lediglich eine Anleitung befolgt und meine Festplatte komplett verschlüsselt. Als Passwort hatte ich einen 36-stelligen Code, zusammengesetzt aus Zahlen, Buchstaben und Sonderzeichen.
Ich wusste nicht, ob die Polizei in der Lage war, die Verschlüsselung zu knacken, denn bisher hatte ich nur davon gelesen und keine Beweise über die "Unknackbarkeit" gesehen.
Jedenfalls, zwei Monate nach meiner Verhaftung, kurz vor meiner Verhaftung, rief die Bundespolizei beim Rektor der Haftanstalt an und wollte mich sprechen. Da ich mich sowieso bereit erklärt hatte auszusagen, wollten sie von mir das Passwort für den Rechner, da sie diesen bisher nicht knacken konnten. Ich gab ihnen das Passwort und sie kamen in den Rechner rein, womit sie quasi "vorbereitet" zu meinem Geständnis kamen.
Der Bundespolizist teilte mir mit, dass die "IT-Abteilung" gesagt hätte, dass das Passwort bzw. die Verschlüsselung unknackbar sei, die Wahrscheinlichkeit läge bei 0 Prozent.
Ich war selber baff. Sie sagten mir, dass ich deshalb mit einer Strafmilderung rechnen könne, da ich kooperativ war.
Sie teilten mir aber auch mit, dass ein unvollständiges Geständnis, also auch wenn nur ein Punkt ausgelassen würde, dazu führen kann, dass ich keine Strafmilderung erhalte. Dies ist glaube ich auch der Grund, weshalb ich keine Strafmilderung erhalten habe, da ich eine Sache ausgelassen hatte, eine wichtige Sache, doch das ist widerum ein Kapitel, welches ich später veröffentlichen möchte.

Zu meinem Gerichtstermin wurde auch der zuständige IT-Beamte als Zeuge eingeladen.
Die Richterin fragte explizit ob die Verschlüsselung knackbar wäre.
Der IT-Beamte redete wirklich um den heißen Brei, erzählte irgendwas über Bytes und Bits, nichts was der Richterin etwas sagen könnte.
Schlussendlich kam er zu der Aussage: "Alles ist knackbar, die Frage ist nur ob man die nötigen Mittel und die Zeit dafür hat."
Doch die Richterin interessierte sich nicht dafür, dass die Polizei nicht die Mittel dafür hatte (so wie es der IT-Beamte beichtete) und mit Zeit waren keine 2-3 Jahre gemeint, sondern vermutlich Jahrhunderte.
Deshalb fand ich auch folgende Aussage der Richterin völlig absurd: "Für das Preisgeben des Passworts erhalten Sie keine Strafmilderung. Denn es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir die Verschlüsselung geknackt hätten. Sie haben lediglich den ganzen Prozess beschleunigt und sich selbst auch ein Gefallen damit getan."


So, das alles hätte ich auch in ein Kapitel packen können, werde ich auch nachholen, doch ich bleib lieber erstmal bei meinem Schreibfluss und gehe alles der Reihenfolge nach. Ich weiss, die ersten Kapitel handeln über die ersten Tage, doch bald kommen Zeitsprünge von Wochen und Monaten, wo ich nur über interessante Sachen berichten werde. Zudem werde ich auch über Dinge/Vorfällge schreiben, wo ich keine genaue Zeitangabe habe, sondern nur eine ungefähre, also sowas wie Lückenfüller.
Damit ihr einen groben Überblick über meine Vorgehensweise bzw. Schreibweise habt, ich hab' es wie folgt vor:
1. Verhaftung und erste Hafttage/Wochen, Geständniss, erster Besuch etc.
2. Lückenfüller
* (Hauptsächlich) Sachen wie andere Häftlinge und ihre Stories/Taten,
* Vorfälle wie "Schlägerein" (keine Angst, ich habe weder geschlägert, noch wurde ich geschlagen :D ),
* auch mal etwas Lustiges,
* wie Sozialarbeiter ticken,
* Verlust meiner deutschen Staatsangehörigkeit
* oder auch Dinge wie das Dienen als "Vorzeigehäftling" für FSJ-Gruppen
3. Gerichtstermine und Urteil
4. Offener Vollzug
5. Freigängerheim und Studium
6. Entlassung
 

bevoller

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@Alle
Vielen Dank für das gute Feedback.
Ich dachte eigentlich, dass ich hier irgendwie beschimpft oder niedergemacht werde, weil ich ja ein Krimineller war.
Wenn es dich glücklich macht. Du bist ein Arschloch...
Geht es dir jetzt besser? ;)

Ich teile durchaus die Ansicht, dass du einen Schaden angerichtet hast, für den die Allgemeinheit aufzukommen hat (höhere Preise) - und den du sicherlich niemals ersetzen können wirst.
Es geht letztendlich dabei aber "nur" um Geld und nicht um Gesundheit bzw. körperliche/psychische Unversehrtheit oder gar ein Menschenleben. Und du hast deine Strafe verbüßt.
Ich weiß zwar nicht, ob ich dich auf einen Kaffee einladen würde, das ist dann vielleicht doch eine gewisse Vertrauensfrage.
Mit der Verbüßung der Strafe ist die Angelegenheit für mich aber gegessen. Ich wüsste also nicht, wieso man dich jetzt noch niedermachen sollte.

Deshalb fand ich auch folgende Aussage der Richterin völlig absurd: "Für das Preisgeben des Passworts erhalten Sie keine Strafmilderung. Denn es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir die Verschlüsselung geknackt hätten. Sie haben lediglich den ganzen Prozess beschleunigt und sich selbst auch ein Gefallen damit getan."
Was natürlich ganz sicher falsch gewürdigt worden ist. Dein Anwalt hätte vor dem Urteil durchaus darauf hinweisen können, dass das Passwort nach menschlichem Ermessen nicht zu knacken gewesen wäre.

* Vorfälle wie "Schlägerein" (keine Angst, ich habe weder geschlägert, noch wurde ich geschlagen ),
Schade... wir wollen Blut sehen. :D Nee, nichts als die Wahrheit, die reine Wahrheit bitte.

* wie Sozialarbeiter ticken,
Das hört sich doch interessant an.

Zum Schreibstil: Liest sich authentisch - einige Rechtschreibfehler lassen sich aber evtl. mit einer Rechtschreibprüfung (bspw. in Word) vermeiden.

Wenn ich richtig gelesen habe, dann war BeSure mehr als 1 Jahr in U-Haft. Das würde mich interessieren, wie das überhaupt begründbar war.
Vermutlich unter anderem damit.
http://dejure.org/gesetze/StPO/121.html
Und dazu evtl. eine zu erwartende Freiheitsstrafe von mehr als 1 Jahr, wobei die U-Haft ja auf die Freiheitsstrafe anzurechnen ist.
 
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Xypro

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Was natürlich ganz sicher falsch gewürdigt worden ist. Dein Anwalt hätte vor dem Urteil durchaus darauf hinweisen können, dass das Passwort nach menschlichem Ermessen nicht zu knacken gewesen wäre.

Der Verdacht, dass der Verteidiger hier und da hätte mehr machen können beschleicht mich auch schon die ganze Zeit. Kann aber auch nur beurteilen was du bisher geschrieben hast und hab deshalb um mehr Einsicht auf das Zusammenspiel mit dem Anwalt gebeten... Hast geschrieben er sei ein Bekannter deines Vaters, ist er denn Fachanwalt für Strafverteidigung gewesen? Natürlich ist sowas auch immer eine Frage des Geldes :(
 

BeSure

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@bevoller
Haha, ich bin sicher, dass ich kein Arschloch bin, sonst würden mich die Frauen mögen :P
Und hast recht, werde in Zukunft erst alles in Word tippen und dann hier reinkopieren, danke für den Tipp.

@Xypro
Da ich noch recht unerfahren war, was Anwälte betrifft, habe ich eine Menge falsch gemacht.
Der erste Anwalt den ich hatte (Bekannter vom Vater), war Fachanwalt für Verkehrsrecht. Dies ist mir erst später eingefallen, ich habe gar nicht daran gedacht, nachzufragen, in welchem Bereich er spezialisiert ist.
Sofort habe ich den Anwalt gewechselt. Da er mein Pflichtverteidiger war, musste ich dem Gericht ein Antrag stellen und habe einen neuen Pflichtverteidiger bekommen. Dieser war ganz ok, doch ein ziemlich alter Mann.
2 Monate vor meinem Gerichtstermin bittete ich meinen Vater einen Top-Anwalt zu holen und diesmal als Wahlverteidiger und nicht als Pflichtverteidiger einzusetzen. Dies war mein größter Fehler, denn er hat uns (besser gesagt meinem Vater) rund 15.000 EUR gekostet und im Grunde sagte er nur: "Hättest Du dein Geständnis nicht gemacht, dann hätten wir was reissen können, aber so sind mir die Hände gebunden."

Was ich gelernt habe ist, dass wenn man ein Geständnis macht, der Anwalt keine große Rolle mehr spielt.
Und wenn man kein Geständnis macht, dann sollte man sich lieber einen Wahlverteidiger anstatt einem Pflichtverteidiger zulegen.

Das nächste Mal: Better Call Saul :D
 

bevoller

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Und wenn man kein Geständnis macht, dann sollte man sich lieber einen Wahlverteidiger anstatt einem Pflichtverteidiger zulegen.
Das würde ich so pauschal nicht sagen. Damit unterstellst du einem Strafverteidiger, dass er sich weniger Mühe gibt, weil er ja auch nur weniger Kohle bekommt.
Tatsächlich erhält er rund 20% weniger Gebühren als ein Wahlverteidiger. Das weiß er aber a) vorher und kann z.B. b) ein zusätzliches Honorar vereinbaren, um die Differenz auszugleichen.
Ein wesentlicher Vorteil für ihn ist allerdings, dass er sein Honorar ganz sicher bekommt und nicht jahrelang hinterherlaufen muss, weil der Staat im Falle einer Verurteilung ja vorstreckt.
Im Falle eines Freispruchs (oder Teilfreispruchs) kann der Anwalt übrigens zu den normalen Gebührensätzen abrechnen, was durchaus einen Motivationsschub darstellen könnte.

@bevoller
Haha, ich bin sicher, dass ich kein Arschloch bin, sonst würden mich die Frauen mögen :P
Im Knast gibts doch nur Männer oder ? :D
 
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Xypro

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@bevoller:
Seh ich ähnlich - pauschalisieren kann man es nicht. Zumal neue Anwälte oft als Pflichtverteidiger tätig sind um sich erstmal einen gewissen Ruf zu erarbeiten. Die sind unter Umständen auch umso engagierter.
Umgekehrt habe ich aber auch die Erfahrung (nicht Strafrecht) gemacht, dass es sinnvoll ist sich einen Fachanwalt zu holen der in einer größeren Kanzlei tätig ist. Die haben einfach mehr Gehilfen und mehr Wissen (über mehrere Köpfe verstreut) was vieles beschleunigt.

Aber gerade bei Urheberrecht, Online Geschichten ist die Rechtssprechung noch sehr "jung". Gerade alteingesessene Anwälte fehlt das Fachwissen, das teils ja auch sehr technisch ist, um einen Mandanten optimal zu beraten. Deshalb würde ich insbesondere bei den Delikten zum Wahlverteidiger greifen.
'Klassische' Taten wie Diebstahl / Körperverletzung sind dahingegen eher bekannter Standard ;-)

Bin aber gespannt wie es hier weiter geht :T
 

Dorfdisko

Tanz mit mir!

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Ich bin auch der Meinung, dass da bei der Anwaltswahl so einiges schief gelaufen ist.
Ich glaube auch, bei den Vorraussetzungen, dass die U-Haft von jedem besseren Anwalt wesentlich gekürzt hätte werden können.

Wie auch immer, die Länge der U-Haft spielte letztlich keine Rolle, weil die ja auf das Urteil angerechnet wird und es zur Verurteilung kam.

Allerdings denke ich auch, dass das Urteil bei besseren Anwälten milder gekommen wäre.
Ich nehme an, gegen das Urteil wurden auch keine Rechtsmittel eingewandt?


PS: Strafe abgesessen, zweite Chance, also alles gut. Trotzdem, aus meiner Sicht hohe kriminelle Energie gezeigt und damit eine Verurteilung auch verdient.
 

MSX

Retro-Nerd-Hippie

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Wieviel Schulden hast Du nun? Musst Du den Schaden zurückzahlen?
 

eraser

Stinkstiefel

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Ist interessant zu lesen.
Was mich etwas irritiert ist, dass dich deine Eltern zu einem Geständnis gedrängt haben um deinen Bruder zu entlasten. Ich komme da irgendwie nicht ganz mit? Bevor ich da jetzt irgendwas vermute, magst du vielleicht auch hier nochmal Licht ins dunkel werfen. ;)
 

BeSure

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@bevoller und @Xypro
Gebe euch Beiden recht.
Ich blicke bei diesem ganzen Anwaltszeug immer noch nicht durch, hätte ich nochmal die Wahl, würde ich wahrscheinlich wieder den falschen Anwalt wählen.

@Dorfdisko
Die U-Haft wurde zwar angerechnet, aber meiner Meinung nach ist die U-Haft schlimmer als die Strafhaft.
Spontan fallen mir da folgende Nachteile ein, die man in der U-Haft im Gegensatz zur Strafhaft hat:
- Besuchszeit in der U-Haft: Halbe Stunde pro Woche, in der Strafhaft: 1 Stunde pro Woche (Die halbe Stunde extra ist sehr wertvoll)
- Kein Beamter der die Gespräche überwacht bzw. mithört (in der Strafhaft), in der U-Haft wird auf jedes Wort geachtet und gegebenfalls Sachen notiert
- Briefe werden in der Strafhaft nicht kontrolliert, der Hauptvorteil liegt darin, dass die Briefe in den üblichen 1-2 Werktagen beim Empfänger ankommen und nicht wie in der U-Haft nach durchschnittlich 1 Monat.
- Die sogenannte "Beobachtungsphase" für die Lockerungen fängt erst in der Strafhaft an, die U-Haft wird nicht gezählt
Da gibt es sicherlich noch einige Punkte, die die U-Haft von der Strafhaft abgrenzt, aber so auf die Schnelle sind mir die obigen eingefallen.

Gegen das Urteil wurde Revision eingelegt (Da ich beim Landgericht angeklagt war, wird man beim Amtsgericht angeklagt, dann legt man Berufung ein).
Jedenfalls geht es in der Revision darum, dass man meint das Gericht hätte Fehler begangen, dazu zählt aber nicht, dass man mit dem Urteil unzufrieden ist, es geht also um Verfahrensfehler. Beim Amtsgericht geht die Berufung meist durch, da der Fall einfach an die nächste Instanz, also dem Landgericht weitergeleitet wird.
Die Revisionen gehen sehr selten durch, ich habe ca. 4 Monate nach meinem Urteil gewartet, dass ich eine Rückmeldung bezüglich meiner Revision erhalte. Letztendlich habe ich es in der U-Haft nicht mehr ausgehalten und wollte in die Strafhaft verlegt werden, damit ich so früh wie möglich Lockerungen erhalte. Als ich dann die Revision zurückgezogen habe, ist mir die Staatsanwaltschaft wenigstens so entgegen gekommen (laut meinem Anwalt), dass die die anderen Fälle fallen gelassen haben.

@MSX
Schulden an die Bahn habe ich theoretisch ca. 150.000 EUR.
Die Bahn hat glaube ich 3 Jahre nach Rechtskraft meines Urteils Zeit eine Zivilklage gegen mich einzulegen und das Geld zurückzufordern.
Dann müsste ich es bezahlen. Bisher sind 1 1/2 Jahre nach Urteilsrechtskraft vergangen und ich habe noch nichts bekommen.
Ich hoffe, dass auch nichts kommt.
Zumindest hatte der Zeuge von der Bahn auf Nachfrage der Richterin gemeint, dass die noch nicht wissen, ob sie eine Zivilklage gegen mich einreichen werden.

@eraser
Da mein Bruder jünger ist als ich, also rund 5 Jahre, musste ich als älterer Bruder die Verantwortung für das Ganze übernehmen.
Zudem war es auch so, dass meinem Bruder nur eine kleine Teilschuld zustand und es keinen Sinn machte (aus Sicht meiner Eltern und mir), beide Brüder in die Haft zu stecken. Ich kann ja schon einmal vorweg greifen: Mein Bruder wurde am Urteilstag auf Bewährung entlassen. Ich weiss nicht, ob sie ihn auch entlassen hätten, wenn unser Gerichtstermin nach den üblichen maximal 6 Monaten stattgefunden hätte.

So, jetzt schreibe ich mal am nächsten Kapitel weiter und poste es im ersten Beitrag, muss nur kurz noch durchlesen, was ich im letzten Kapitel alles geschrieben hatte :)

--- [2016-03-02 21:52 CET] Automatisch zusammengeführter Beitrag ---

Sorry Leute, irgendwie spackt grad bei mir die Editier-Funktion.
Wäre evtl. ein Moderator so nett und könnte meinen 8. Kapitel auf die erste Seite editieren?



Kapitel 8 – Tränen sind das Blut der Seele

Das Wochenende war endlich vorüber, es tat sich langsam etwas. Nachdem das Frühstück wieder pünktlich um 6:00 Uhr gebracht wurde, legte sich keiner von uns Dreien wieder ins Bett.
„Endlich man, hab‘ meine Zelle schon vermisst“ der Italiener strahle vor Glück.
„Krass wie Du dich auf deine Zelle freust, man denkt schon Du wirst entlassen.“ Ich war verwundert und nach der Aussage ziemlich geschockt: „Bruder was für Entlassung, ich hab‘ noch 8 Jahre vor mir“.
Das war das erste Mal, dass ich konkret von einem Häftling erfuhr wie lange er sitzen musste und dann gleich fast ein ganzes Jahrzehnt.
„Ach Du Scheiße, was hast Du gemacht?“ fragte ich ihn, er schien sich mit seiner Strafe abgefunden zu haben und konnte meinem Gesichtsausdruck die Angst entnehmen, die Angst, dass mich das gleiche Schicksal treffen würde.
„Keine Angst man, ich hab‘ schon viel Scheiße gebaut, 80 KG Gras und vieles mehr. Deins wird nicht so hoch, Du bist ein guter Junge, gehörst hier nicht rein. Bei Betrug kommst mit Bewährung raus.“ Ich war wieder erleichtert, ich klammerte mich fest an der Hoffnung, dass ich nach einigen Wochen auf Bewährung hier rausspazieren würde.
Wir packten alle unsere Sachen zusammen und eine halbe Stunde später kam bereits der Beamte, öffnete unsere Zellentür und forderte uns auf, unsere Sachen zu nehmen und im Flur zu warten.
Alles im Bettlacken eingewickelt, warf ich diesen über meine Schulter und gesellte mich zu der Menge an Häftlingen die im Flur auf Anweisungen von Beamten warteten.
Alle würden jetzt in Stockwerke und Zellen aufgeteilt werden, ich hoffte, dass ich eine Einzelzelle bekommen würde und malte mir gerade aus, wie ich erneut in eine 4-Manns-Zelle untergebracht würde, es war ein schlimmer Gedanke.
Der Beamte schloss währenddessen die restlichen Zellentüren auf und wir warteten bis auch der Letzte aus seiner Zelle kroch, einige waren immer noch am Schlafen gewesen.
Dann sah ich auf einmal erneut meinen Bruder, wir begrüßten uns kurz, als der Beamte dann mit einer Liste kam und schrie, wir sollen alle Leise sein.
Mein Bruder und Ich hörten dem Beamten zu, als er eine Namen vor las und dann unser Name dran kam: „Ates, in den Warteraum hier rechts.“
Wir schauten uns mit meinem Bruder erst einmal fragend an: „Welcher Ates?“ fragte ich den Beamten. „Wie welcher Ates? Gibt es zwei?“
„Ja, mein Bruder und ich.“
„Ach Du Scheiße, ihr seid ja Mittäter. Ab mit Dir in die Zelle, sofort!“
Er packte mich und zog mich in einen Warteraum, in der sich bereits einige Häftlinge befanden.
Meinen Bruder sah ich erst 9 Monate später, ich weiss noch ganz genau wie er an dem Tag im Flur aussah, aber ich weiss auch wie er nach 9 Monaten aussah, sehr schlecht und kaputt.

Der Warteraum war voller Rauch, alle hatten eine Kippe im Mund und zündeten sofort wieder eine an, nachdem die vorige fertig geraucht wurde. Mir wurde schwindelig vor dem ganzen Rauch und alles ging so schnell plötzlich, so dass mir das Kotzen kam. Zudem hatte ich mich das ganze Wochenende zurückgehalten nicht aufs WC zu gehen, dies mit Erfolg, doch ich spürte schon die Konsequenzen die mein Körper daraus zog. Jetzt war mein Gedanke nur noch, dass ich in eine Einzelzelle mit einer eigenen, privaten Toilette kommen würde.
Doch der Warteraum hieß nicht umsonst Warteraum, ich wartete stundenlang, wirklich Stunden.
Wir waren ca. 20 Leute in einer mikrigen Zelle und es wurde ca. im 10 Minuten Takt einer oder zwei von uns geholt. Ich war einer der Letzten, denn meine Zelle befand sich im obersten Stockwerk. Wenn ich jetzt zurückdenke, kann ich mir die lange Wartezeit in dem Warteraum nur damit erklären, dass ein einziger Beamte die Häftlinge in ihre Stockwerke gebracht hat und sich damit Zeit gelassen hat und Häftlinge die sich im selben Stockwerk befanden, hat er gleich zusammen mitgenommen.
Da meine Zelle im obersten Stockwerk war, kam ich auch als einer der Letzten dran.

Als dann endlich der Beamte meinen Namen aufrief und ich meine Sachen nahm, verspürte ich irgendwie Freude, ich konnte mir nicht erklären weshalb, aber es schien wohl daran zu liegen, dass alles besser war als dieser Warteraum in dem es nicht mal Fenster zum Durchlüften gab.

„Entschuldigung, bekomm ich eigentlich eine Einzelzelle?“ fragte ich den Beamten höflich.
„Das weiss ich doch nicht, wart ab, ich lass dich nur in deinem Stockwerk ab.“
„Auf welchen Stock komme ich denn?“
„Stell keine Fragen, wirst schon gleich sehen… auf das oberste Stockwerk“
Er befahl mir in einen Aufzug zu steigen, dieser konnte locker 20 Leute aufnehmen. Während ich im Aufzug wartete und die Tür offen stand, begab er sich zu einer Art „Beamtenbüro“ wo sich zwei weitere Beamten befanden. Er tratschte glaube ich mit ihnen, sie lachten und redeten. Ein paar Minuten hatte ich gewartet, als er dann endlich kam.
Er schloss die Aufzugstür, nahm sein Schlüsselbund mit gefühlt tausend Schüsseln und drehte an einer Art „Freigabeschloss“.
Es gab sieben Stockwerke, er hielt in jedem Stockwerk an und Häftlinge stiegen ein.
Alle hatten einen sogenannten Laufzettel. Auf diesem stand, woher er kam und wohin er gebracht werden musste. Der Beamte war, wie ich im Nachhinein erfuhr, lediglich für das Aufzugfahren zuständig. Er brachte die Häftlinge in die jeweiligen Stockwerke (wenn Sie zum Beispiel vom Arzt oder Sozialarbeiter kamen) und versicherte sich, dass der jeweilige Stockwerksbeamte den Häftling vom Aufzug entgegennahm.
Dementsprechend dauert es ein wenig, bis ich endlich im 7.Stock ankam.
Er ließ mich ab und verschwand auch gleich wieder. Ich stand wie blöd da und wusste nicht wohin.
Eine Beamtin kam dann auf mich zu und fragte wie ich heiße. „Ates, kann ich bitte bitte eine Einzelzelle haben?“.
„Du bist Nichtraucher oder?“
„Ja ich rauche nicht.“
„Sicher?“
„Ja wirklich, ich hab noch nie in meinem Leben geraucht.“
„Gut, dann komm mit.“
Sie brachte ganz weit nach hinten im Flur, zeigte mir die Zelle und rief den Reiniger, der mir Klopapier und Kopfkissen brachte.
„Das Programm für heute siehst Du hier“ Sie zeigte auf einen Plan der an der Zellentür angebracht war. Ich sah mir diesen kurz an.
„Da steht um 14:00 Uhr Abendessen?“
„Ja, Du bekommst das Abendessen mit dem Mittagessen zusammen. Und hast Pech gehabt, der Hofgang für heute ist schon vorbei.“
Etwas traurig war ich nach dieser Aussage schon, doch endlich froh darüber, dass ich meine Privatsphäre hatte und auf das WC konnte.
Sie schloss die Tür zu. Ich richtete meine Sachen, schaute mir den Plan nochmal an. Duschen war nur 2 mal in der Woche angesagt, Hofgang war um 7 Uhr morgens und nach 14:00 Uhr ging nicht mehr die Tür auf, denn Mittagessen und Abendessen wurden gleichzeitig geliefert. Es gab keine Freizeitmöglichkeiten und arbeiten durfte ich auch nicht, da ich eine sogenannte Mittätertrennung hatte.
Ich legte mich hin und schaltete den Fernseher an, als ich alle Kanäle durchgeschaut hatte, um zu sehen, ob es auch türkische gibt, was es in der Tat gab, wurde ich von der Zellentür gestört.
Sie ging auf, es war schon Mittagessenszeit. Ich bekam erneut irgendeine Schüssel mit irgendwelchen zusammen gewürfelten Zutaten und das Abendessen bestand aus Brot und Käse oder wahlweise Salami.
Bevor die Beamtin meine Tür schloss: „Ganz kurz bitte, darf ich mit meinem Bruder in eine Zelle? Wir haben uns schon im Hofgang gesehen und alles besprochen, es macht keinen Sinn mehr uns zu trennen.“
„Ich kann da nichts machen, schreib einen Antrag an den Sozialdienst.“
„Antrag? Wie mach ich das?“
„Steh morgen früh auf, dann bekommst beim Frühstück Anträge, die dann einfach ausfüllen und dann am nächsten Morgen abgeben.“
„Geht klar, danke“

Ich versuchte erneut das Essen runterzukriegen und legte mich auf mein Bett. Ich wollte nicht mehr viel nachdenken, mein Gehirn schien kurz vor einer Explosion zu sein. Mein Wunsch war es nur abzuschalten und irgendetwas im Fernsehen anzuschauen.
Ich war auf einem türkischen Kanal unterwegs und dann kamen meine Gefühle hoch. Es war ein Kanal bzw. ein TV-Programm den wir mit der ganzen Familie regelmäßig ansahen und ich musste daran denken wie ich mit meiner Familie jetzt Zuhause sitzen würde. Und auch daran, was sie wohl jetzt durchmachen müssen, beide Söhne im Knast. Eine Gedankenflut erwischte mich, hinzu war es bereits dunkel geworden, zu meinem Unglück sah ich vom Fenster nur den Innenhof und hörte schreie von Häftlingen.
Ich saß aufrecht auf meinem Bett, sah mich um, ich war endlich allein, schaltete den Fernseher ab und tat das erste Mal das, was wohl alle Häftlinge tun, ich betete zu Gott.
Und dann fing es an, ich hatte eine Gefühlsexplosion, erst ein paar Tränen, dann ein Schluchzen und dann weinte ich los. Es war kein lautes Weinen, doch mein Gesicht war verzogen, Tränen flossen in Strömen und meine Nase lief pausenlos.
Dieser Zustand dauerte eine Weile, bis ich mich dann in mein Bett legte und langsam weinend und schluchzend einschlief und mein Kissen besabberte.

Das war das erste Mal, dass ich in der Haft geweint hatte.
Das war auch das letzte Mal, dass ich in der Haft geweint hatte.
Doch das Schlimmste war, als ich meine Mutter das erste Mal sah, wie sie weinte, als ich sie das zweite Mal sah, wie sie weinte, als ich sie das Dritte, das Vierte, das Fünfte und auch das 30. Mal sah, wie sie weinte … ich brauchte nicht mehr zu weinen, denn sie hatte genug Tränen für uns Beide verschüttet, ich brauchte nur noch stark zu sein, ein richtiger Mann zu sein, ein ehrenvoller Mann zu sein, ein Mann, nein ein Sohn zu sein, den meine Mutter verdient hatte, aufrichtig!
Wenn ich heute da stehe wo ich jetzt bin, wenn ich heute frei bin, dann ist es nur wegen meiner Familie, die mich über die ganze Haftzeit unterstützt hat und zu mir gestanden ist, die mir Kraft verleiht hat und gezeigt hat, dass sie mich lieben.
Auch wenn die Haft mich von meiner Familie für einige Jahre getrennt hat, so hat sich uns näher zusammen gebracht.

Wenn meine Mutter das nächste Mal wegen mir weint, dann hoffe ich, dass es Freudentränen sein werden!
 

MSX

Retro-Nerd-Hippie

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Vielen Dank für die Erklärung zu den noch möglichen Kosten der Sache. Das wird dann wohl noch interessant, ob da noch was kommt, aber ich vermute eigentlich eher nicht, wenn nun schon so viel Zeit ins Land ging. - Oder die Bahn ist halt mal wieder etwas spät dran. ;-) (der Witz war so schlecht, dass ich ihn mir leider nicht verkneifen konnte ;-))
 

Fhynn

Wird jetzt vernünftig.
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Heyo,

du kannst maximal 50.000 Zeichen in einen Beitrag stecken, aber ich spreche mal mit den Literaturkollegen das sie deine Kapitelbeiträge jeweils als Wichtig kennzeichnen so das man eine Art Inhaltsverzeichnis nach deinem Startbeitrag hat :)

Danke für die Einblicke auf jeden Fall!

Lg,
 
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