Mich wundert dass hier immer nur von Obst/Gemüse vom Bauern die Rede ist - bei Fleisch ist der Unterschied mindestens genau so groß.
Mir persönlich wäre grade bei Fleisch eine höhere Qualität und artgerechte Haltung der Tiere wichtig. Wenn ich mir aber so manche Doku über "Bio" Lebensmittel ansehe, bin ich mir nicht mehr sicher, ob das was ich mir unter Bio vorstelle, in Wirklichkeit überhaupt noch (finanziell rentabel) machbar ist. Bei den Massen an Fleisch die täglich konsumiert werden, muss man sich wahrscheinlich einfach eingestehen, dass die Tiere nicht "in einem Streichelzoo" aufwachsen können, oder sie der Bauer täglich auf der Weide freundlich begrüßt; Bio oder auch nicht. Wenn ich dafür nicht zu faul wär, würd ich mich sowieso nur vegan ernähren.
Ich tu mir grundsätzlich oft dabei schwer, abzuschätzen, ob etwas nur wegen dem tollen Namen teurer ist, oder wirklich höhere Qualität dahinter steckt. Letztens im Baumarkt die billigste Tacker-Maschine von LUX gekauft. Dachte mir, ich brauch das Ding eh nur alle heiligen Zeiten, da reicht der Billigsdorfer Tacker. Der war - keine Übertreibung - nach dem zweiten Einsatz kaputt und ich hab eigentlich nichts damit gemacht, ausser ein paar Schnüre an einem Holzbalken zu fixieren. Vor zwei Wochen dann wieder im Baumarkt und will mir einen neuen Tacker kaufen; nur welcher ist der Richtige? Obi hat
15 Tacker zwischen 15,-- und 140,-.- Euro. Wo beginnt hier die "Qualität"?
[img=right]https://www.picflash.org/img/2015/09/15/IMG_20150914_1727066394HH.jpg[/img]Ich bin grundlegend schon kein Mensch, der sich leicht von alten Dingen trennt und würde Dinge lieber reparieren lassen, als sie wegzuwerfen. Meine Hose hier ist eine der obgenannten Billig-Jeans von H & M. Ich trag sie seit etwa 6 Jahren
ständig. Als ich sie gekauft hab, hatte sie noch keine Löcher, aber so lange sie weniger Löcher hat, als die neuen Hosen von H & M, trag ich sie weiter.
In diesem Sinne wollt ich auch meine Geschirrspüler reparieren lassen, als er vor dem Sommer eingegangen ist. Eigentlich gar nicht mein Geschirrspüler, sondern der war schon in der neuen Wohnung, als ich vor zwei Jahren eingezogen bin. Beim Installateur angerufen, ob er schnell vorbeikommt ihn reparieren; vielleicht ein wenig naiv von mir. Er meinte, er hätte in der nächsten Woche Zeit für eine "Besichtigung". Anfahrt kostet EUR 75,-- und der Kostenvoranschlag EUR 15,--, der wär dann aber gratis, wenn ich die Maschine reparieren lass. Also schon mal EUR 90,-- OHNE Reparatur. Natürlich hätt ich ihn lieber reparieren lassen, aber auf
Willhaben gibt es alleine in Wien mit heutigem Stand 275 funktionstüchtige, gebrauchte Geschirrspüler ab EUR 50,-- zu kaufen. Da muss ich nicht zweimal überlegen, ob ich jetzt 150 Euro für die Reparatur oder 50 Euro für einen neues, altes Gerät ausgebe.
Was Computer, Laptop oder Handy betrifft, kommt für mich eigentlich nur noch refurbished Ware (
z. B. hier) in Frage. Hat man zwar ein gebrauchtes Gerät oder ein Vorjahres-Modell, trotzdem alles tip top gereinigt, ggF. repariert und meist zwei Jahre Garantie für einen Bruchteil des ursprünglichen Preises. Wir haben im Vorjahr für Freunde und Bekannte etwa 10 Lenovo Laptops für jeweils ca. 250 Euro aus der Konkursmasse einer pleitegegangenen Firma gekauft, SSD Platten und RAM eingebaut und bis heute kein einziges Problem damit gehabt. Gleichartige Rechner hätten neu mindestens doppelt so viel gekostet.
Ich bin generell ein großer Fan davon, Dinge, die man nicht täglich braucht, gemeinsam mit Freunden anzuschaffen. Ich habe eine Menge "Spielsachen", die ich verwenden kann, die hätte ich mir alleine (aus Geiz) einfach nie gekauft. Das sind so Sachen dabei wie "unsere" Xbox, die kleine Siebdruck-Werkstatt, Turntables, Beamer alle möglichem Midi Controller, usw. Mit einigen Leuten mach ich das seit beinahe zehn Jahren und es gab noch keinen einzigen Streit wegen einer unserer gemeinsamen Anschaffungen (klopfe auf Holz).
Kollegen von mir, die in der Stadt leben und zur Arbeit mit der Straßenbahn fahren, haben sich ihre Autos gemeinsam gekauft. Die erste Runde hat das vor etwa zwei Jahren gemacht und ich hätte auch noch von keinen Problemen gehört. Die haben einen gemeinsamen "Google"-Kalender und dort tragt man sich ein. Erhaltungskosten werden geviertelt, jeder tankt was er verfährt und für Unfälle gibt es eine Vollkasko Versicherung. Natürlich gilt bei solchen Sachen immer Fair-Use und man muss sich die Leute, mit denen man soetwas macht, gut aussuchen.
Mir kommt vor, das "Sharing" trifft den momentanen Zeitgeist und viele Leute sind dafür aufgeschlossen. In Zeiten, wo die Ausbildung immer länger dauert und viele Leute mit 30 noch immer ein Einstiegsgehalt verdienen, können sich viele einfach nicht alles leisten, was in der Glotze angeboten wird und möchten es trotzdem haben. Die Generation unserer Eltern hat dafür noch fette Kredite von der Bank bekommen, das haben wir "leider" auch nicht mehr. Somit bleibt eigentlich nicht viel übrig außer zu teilen oder zu verzichten.
Für die böse Wirtschaftskrise halt eigentlich ein ziemliches Problem. Politiker möchten so gerne die Wirtschaft ankurbeln, aber dem wird halt genau durch sparen, reparieren, teilen und langfristiges Investieren in Qualitätsprodukte entgegengewirkt. Als gute Staatsbürger sollten wir eigentlich nur noch auf Wegwerfprodukte und
Fast Fashion setzen ;P