Re: Mit den Auto nach Georgien - Reisetipps
Hallöchen!
Ja, aus der Reise wurde wars. Habe hier sogar noch die Reiseroute gefunden. Jeder Punkt markiert eine Stelle, an der wir geschlafen. Bis auf die Hauptstädte (dort haben wir in Hostels geschlafen), haben wir immer unseren Schlafsack einfach aufn Boden geschmissen und dort geschlafen.
https://www.google.de/maps/@39.3792...ta=!4m2!6m1!1szvyu7YbFAHcU.kd7K-njwMW68?hl=de
Ich habe dir folgenden Bilder gepixelt, habe die anderen jetzt nicht gefragt, daher.
Gerne ein Reisebericht:
Vorbereitung: Eigentlich keine. Wir waren eines Abends zusammen unterwegs und nach einigen vielen Bieren meinte Freund A: "Wir müssen mal wieder zusammen weg.", woraufhin der sichtlich sehr betrunkene Freund B meinte: "Okay, das nächste Land das ich jetzt sage, dahin gehn wir." Ein Weilchen der Stille, bis plötzlich "Geooogiään!" kam. Alle haben zugestimmt. Nun ja, ich war der einzige der sich daran erinnern konnte, aber wir haben es trotzdem in die Tat umgesetzt.
Wir haben uns einen Reiseführer Georgien gekauft, sowie ein Wörterbuch türkisch. Dann ging es auch schon los.
Das Gefährt: Auch wenn man es nicht glauben mag, für unsere Reise stand uns ein 25 Jahre alter VW Jetta II mit knallharten 69 PS zur Verfügung. Das Ding hat ein Kofferraumvolumen, da wird manch Oberklasse-Mercedes schwach. Ich sag es gleich zu Beginn: Das Ding lief wie Schmitzkatz. Wir hatten nur 1 1/2 Pannen: In Georgien ist durch Selbstverschulden das linke Handbremsseil aus der Trommelbremse gerissen und auch in Georgien haben wir wohl einmal richtig schlechtes Benzin getankt, mit dem wir nur maximum 100 km/h fahren konnten. Mehr darf man eh nicht, dafür hat dann die Tankfüllung 1050km gehalten. Das Handbremsseil sollte nicht das Problem sein, nur in Istanbul muss man dann etwas aufpassen, die Stadt heißt ja nicht umsonst Stadt der sieben Hügel. Aber ich kannte von einer früheren Reise ein Hostel, wo das Auto eben parken konnte.
Die Route: Da ich persönlich schon im Balkan vier Wochen unterwegs war, regte ich an, bis nach Istanbul schnell durchzufahren. Der erste Abend endete in Nickelsdorf vor einem Haus, wo etwas grün war. Den monierenden Besitzer, "Was ist denn hier los?", gaben wir keine Achtung.
Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Belgrad. Ursprünglich hatten wir geplant, weiterzukommen, aber die Grenze war komplett dicht. Man erinnere sich, August 2015 war der Beginn der "Flüchtlingskrise" (ich mag das Wort nicht, die Krise haben wir selbst erstellt). Das hat man unterwegs auch intensiv mitbekommen, auch wenn wir selbst dies noch nicht wirklich realisiert haben. Durch die Sperrung wurden wir durch die Dörfer geleitet, wo alles voll von Hilfesuchenden war. Sehr erbärmliche Zustände leider. Aber darum geht der Bericht jetzt nicht.
Abends dann in Belgrad angekommen und am nächsten Tag weiter über Mazedonien nach Thessaloniki. Dort aus der Stadt gefahren, an den Strand und Zack. Schlafplatz gefunden.
Türkei
Am vierten Tag sind wir dann schließlich mit Pauken und Trompeten in Istanbul eingefahren. Bei den Blechinstrumenten handelte es sich leider nur um Hupen und noch mehr Hupen. Istanbuler Berufsverkehr, ein Erlebnis. Wow. Ich möchte jedem, der sein Auto nicht gut kennt oder sich durch andere stressen lässt dringlichst davon abraten, in Istanbul Auto zu fahren.
Istanbul spare ich in diesem Bericht nun aus, ich denke dafür gibt es genug eigene Berichte. Natürlich standen Hagia Sophia, Zisterne, Bazar, die Blaue Moschee und all die anderen Dinge auf der Tagesordnung.
Nach drei Tagen in Istanbul haben wir die Route nach Georgien fortgesetzt. Einen Plan hatten wir weiterhin keinen, lediglich das Ziel Tiflis. Wir wählten also die Schwarzmeerroute. Es ging nach Osten bis Yeniçağa, von wo aus wir von der Autobahn runter sind, und die Bergstraßen nach Norden fuhren. Wir landeten an einem Ort, der sich (laut Google) Bozköy Plajı nennt. Hier war zwar alles voller Touris, das schöne aber: Es waren nur türkische Touris. Keiner, der dich blöd auf deutsch anquatscht.
Zwei Serpentinenschwünge über dem Strand, waren ca. 100 m² Parkplatz. Wir stellten uns drauf, mit der Hoffnung hier unsere Plane auslegen zu können. Es kam jemand, beschwerte sich. Natürlich. Da wir alle drei uns über die Pfadfinder kennengelernt haben, sind wir also was das betrifft, komplett immun. Weggefahren, 5 Minuten später wieder gekommen, keiner mehr da der meckert. Schlafplatz? 1. Klasse!
Die folgenden Tage ging es nun weiter an der Schwarzmeerküste. Die extremen Bergstraßen haben jedoch ihre Zeit in Anspruch genommen, weshalb wir einen kurzen Abstecher übers Inland gemacht haben, damit wir schneller wieder an der Küste sind, wo die Schnellstraße beginnt. Am Abend saßen wir am Strand und haben dann mit Einheimischen aus dem Samowar Tee getrunken. Das bekommt man echt überall. Kurze Pinkelpause an der Tanke? Ein Türke kommt rausgerannt und drückt dir ne Tasse Caj in die Hand.
Manchmal muss man echt gut gerüstet sein, wenn man dort unterwegs ist. Natur vermüllt, Autofahrer bekloppt, Straßen schlecht, Hektik und man selbst? Mittendrin.
Der Weg über die Bergstraße von Cide nach Kastamonu war sehr schön, da die Straße stellenweise verdammt hoch ging. Man hatte eine schöne Aussicht mit zwischendrin haarsträubenden Straßen. Ein schönes Beispiel war die Serpentine, die so steil und eng war, dass in der Innenkurve der Asphalt auf 5 Metern Wegstrecke 2 Höhenmeter gemacht hat. Es stand also quasi nur die Außenspur zur Verfügung, das Chaos könnt Ihr euch sicher vorstellen.
In der Nähe von Göçkün, Mahallesi ließen wir uns an einem Strand nieder. Ein gemütliches Zusammensitzen mit Türken, bekocht werden, gemeinsam Bier trinken, mit Mückenspray versorgt werden. Und das alles: Kostenlos! Und das alles auch: Ohne ein Wort reden zu können, das Wörterbuch wurde uns irgendwo zu anstrengend. Mit Hand und Fuß versteht man sich da am besten. Als uns dann irgendwie mitgeteilt wurde, dass hier wohl gleich noch ein Deutschtürke komme, und ebendieser dann auch kam, war die Freude groß. Das letzte Mal, als sich in das Heimatdorf dieses in Deutschland lebenden Türken, Ausländer verlaufen haben, liegt wohl 10 Jahre zurück. Es stellte sich heraus, dass er KFZler in Frankfurt war und, sobald wir wieder daheim sind, mal von ihm umsonst mein Auto durchchecken lass kann.
Die nächsten 2 Tage zeigte sich die Türkei eher nicht so schön: Die Schnellstraße war unmittelbar an der Strand gebaut, ein dortiges Parken, Nächtigen, sogar Schwimmen war eigentlich unmöglich. Es wurde versmoggt, die Straßen wieder voller und lauter. Es hat dann darin gegipfelt, dass wir in Tirebolu gezwungenermaßen (es war bereits dunkel und da will man eigentlich kein Auto mehr fahren) mitten in der Stadt auf einer Schutthalde geschlafen haben, die über das gesamte Dorf/Stadt ragte. Im Nachinein eigentlich sehr witzig, vor Ort war mir damals nicht so wohl. Das Auto stand woanders, die ganze Nacht hat ein Köter ziemlich heftig gekläfft und aus dem Tal zogen die dicken Rauchschwaden von den Rodungen in die Straßen.
Der Nebel zieht ein.
Am Morgen danach.
Zwischen Kastamonu und Gerze (kurzer Sprung 2 Tage zurück) gab es ein Gebiet, das wir Knoblauch-Mekka tauften. Auf einer Strecke von bestimmt 50km gab es keine 100 Meter Abstand zwischen einzelnen, an der Straße wartenden, Knoblauch-Verkäufer. Tagaus, tagein. Knoblauch verkaufen.
Die dortigen Dörfer waren sogar ganz nett, viele alte Holzbauten, wenn natürlich oft auch schon runtergekommen.
Die Türkei neigt sich dem Ende zu und wir führen das ganze in Georgien weiter. Dafür muss man aber erstmal über die Grenze kommen...
--- [2017-09-09 00:47 CEST] Automatisch zusammengeführter Beitrag ---
Georgien
Und das war zugegebenermaßen mit sehr viel Zeit verbunden. Am gleichen Tag hatte es einen Bombenanschlag auf mehrere Polizeistationen in Istanbul gegeben, die Grenzen waren demnach nahezu dicht. Oder zumindest wurde intensiv kontrolliert. Wir haben glaube ich 4 Stunden dafür draufgehen lassen müssen. An sich nicht schlimm. Wir haben in der Warteschlange junge nette Iraner getroffen, viel gequatscht und uns ausgetauscht. Das Problem an der Sache: Es wurde dunkel. Und es wurde georgisch. Vergesst alles, was ich über türkischen Verkehr gesagt habe. Türkischer Verkehr ist der Himmel auf Erden. Georgischer? Das ist kein Verkehr mehr. Das ist Kreuz-und-quer, machwasduwillst, dickes Auto gewinnt, Hupe, Drängel, Scheiß auf dein Leben.
Nun ja, und diese tolle Gewohnheit mussten wir uns Abends geben. Im Feierabendverkehr. Mit allem auf der Straße, was Lust hat auf der Straße zu sein. Das sin LKWs, Mini-Taxis, große Taxis, PKWs, Radfahrer, die Polizei die es toll findet, mit 20km/h zu fahren, Fußgänger, Reisebussen, Rollerfahrer, Kühe. Ja. Kühe. Und das alles auf der einzigen Straße die es für die Strecke gibt. Sarpi - Batumi. Nur knapp 5km, aber es hat vollkommen gereicht.
Als Ausgleich hatten wir die beeindruckende Architektur als Lohn. Platte, Platte Platte. Man kann Russland ein bisschen schnuppern. Wenn sich eine Stadt von einer Maloche hocharbeitet, zu einem Touristenziel, das selbst Europäer anzieht, indem es z.B.
Brunnen plant, die statt Wasser Alkohol führen, kann man sich ungefähr vorstellen, welche Zeit die Stadt hatte, mit den Anforderungen zu wachsen: Keine.
Am Abend musste also ein Schlafplatz her. Die übliche Taktik hat nicht geklappt, die Schnellstraße war von Bergen umgeben, wo es sich schlecht schlafen lässt. Ein Blick auf die Karte lies ein geeignetes Stück Richtung Meer vermuten, stellte sich aber als Touristenüberlaufener Botanischer Garten raus. Die Schnauze voll gehabt, sind wir einfach den Berg hochgefahren. Doch der hörte und hörte nicht auf, alle paar hundert Meter neues Privatgrundstück, zwischendrin alles abgezäunt mit Haselnussplantagen. Auto abstellen Fehlanzeige.
Also ausgestiegen, geklingelt. Die Hände an den Kopf gelegt, leicht zur Seite neigen, einmal mit dem Finger nach unten deuten für "heute", 3 Finger für 3 Personen und wenn dann noch etwas skeptisch geguckt wurde, halt noch den Daumen zwischen Zeige- und Ringfinger reiben. Das versteht dann meistens jeder.
Also haben wir bei einem älteren Ehepaar genächtigt, für paar wenige Lari, die beiden waren aber natürlich trotzdem happy. Verdienen tun die sonst wahrscheinlich eh kaum was.
Verständigung war nicht möglich, der Mann sprach zwar russisch und georgisch, doch damit konnten wir so viel anfangen wie er mit Deutsch, Englisch und Französisch. Irgendwann stellte sich heraus, dass einer von uns ein paar Brocken spanisch konnte und auch der Mann wohl 3 Jahre in Valenzia lebte, es war also irgendwie möglich, mit Müh und Not, auch tiefsinnigere Gespräche zu führen.
Es gab auch noch zu Essen, super leckere Auberginen-Pfanne und danach natürlich, wie sollte es sein, einen für echte Männer. Also schwupps, den 5-Liter-Plastikkanister mit Selbstgebrannten auf dem Tisch, jedem einen eingeschenkt, wird schon nicht so schlimm sein, runter damit und LECK MICH AM ARSCH HAT DAS ZEUG GEBRANNT. Ich trinke gerne Schnapps, vor allem auch Obstler. Aber den Chacha der uns da aufgetischt wurde brannte alles weg. Und so schön wie es war, gabs halt noch 4 Runden hinterher. Was tut man nicht alles für die Völkerverständigung.
Am nächsten Tag gab es noch gemeinsame Fotos und dann ging es weiter Richtung unserem Ziel: Tiflis. Inzwischen waren wir schon umgesprungen auf den Namen, den dort alle benutzen: Tbilisi, auch wenn er einfach nicht angenehm auszusprechen ist. Nach kurzer Erfrischung natürlich.
Nach kurzer, amerikareifer Polizeikontrolle (der Polizist war fest der Überzeugung, dass wir Gras aus dem Fenster entsorgt hätten, worauf wir antworteten, dass das nur Tabak war, er dann plötzlich der Meinung war, dass er uns verknackt, da wir brennende Zigaretten aus dem Fenster werfen würden, worauf wir antworteten, dass das nur der Resttabak vom Zigarettendrehen war, war er dann plötzlich der Meinung, dass er im Recht ist, weil er auf seine fette Kamera hinter der Windschutzscheibe zeigt, worauf wir antworteten, wir sind uns sicher, auch wenn er eine Kamera hat, woraufhin er dann plötzlich der Meinung war, bei mir (Fahrer) einen Alkoholtest machen zu müssen, der (nach dem vielen selbstgebrannten vom Vorabend zum Glück) 0,0 Promille ausspuckte (mehr wären Knast gewesen), woraufhin er plötzlich der Meinung war, total der coole Polizist zu sein und uns jetzt Filmempfehlungen geben müsste, weil er ja voll der nice Dude sei vong Freundschaftlichkeit her) ging es weiter.
Nach Fahrt durch Gori, Stalins Geburtstadt (die Georgier feiern sich selbst ziemlich dafür, solch einen tollen Hecht in die Welt gebracht zu haben und ignorieren immer die Kehrseite der Medaille) waren wir nach ca. 2 Wochen und 5000 km auf der Uhr dann in Tbilisi. Tbilisi handhabe ich hier wie Istanbul, packe aber ein paar Bilder dazu. Sehenswürdigkeiten werden eigentlich allesamt in den gängigen Reiseführern abgedeckt. Ansonsten lohnt es sich immer einfach zu flanieren.
Ich schreibe dann morgen weiter, heute ist es mir bereits zu spät. Ich hoffe, ich vergesse es nicht.