• Hallo liebe Userinnen und User,

    nach bereits längeren Planungen und Vorbereitungen sind wir nun von vBulletin auf Xenforo umgestiegen. Die Umstellung musste leider aufgrund der Serverprobleme der letzten Tage notgedrungen vorverlegt werden. Das neue Forum ist soweit voll funktionsfähig, allerdings sind noch nicht alle der gewohnten Funktionen vorhanden. Nach Möglichkeit werden wir sie in den nächsten Wochen nachrüsten. Dafür sollte es nun einige der Probleme lösen, die wir in den letzten Tagen, Wochen und Monaten hatten. Auch der Server ist nun potenter als bei unserem alten Hoster, wodurch wir nun langfristig den Tank mit Bytes vollgetankt haben.

    Anfangs mag die neue Boardsoftware etwas ungewohnt sein, aber man findet sich recht schnell ein. Wir wissen, dass ihr alle Gewohnheitstiere seid, aber gebt dem neuen Board eine Chance.
    Sollte etwas der neuen oder auch gewohnten Funktionen unklar sein, könnt ihr den "Wo issn da der Button zu"-Thread im Feedback nutzen. Bugs meldet ihr bitte im Bugtracker, es wird sicher welche geben die uns noch nicht aufgefallen sind. Ich werde das dann versuchen, halbwegs im Startbeitrag übersichtlich zu halten, was an Arbeit noch aussteht.

    Neu ist, dass die Boardsoftware deutlich besser für Mobiltelefone und diverse Endgeräte geeignet ist und nun auch im mobilen Style alle Funktionen verfügbar sind. Am Desktop findet ihr oben rechts sowohl den Umschalter zwischen hellem und dunklem Style. Am Handy ist der Hell-/Dunkelschalter am Ende der Seite. Damit sollte zukünftig jeder sein Board so konfigurieren können, wie es ihm am liebsten ist.


    Die restlichen Funktionen sollten eigentlich soweit wie gewohnt funktionieren. Einfach mal ein wenig damit spielen oder bei Unklarheiten im Thread nachfragen. Viel Spaß im ngb 2.0.

Ketamin bei Depressionen - ein Experiment

1Bratwurstbitte

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Re: Ketamin gegen Depressionen - ein Experiment

...Vielleicht hast du ja auch nur einen Burnout - leider zu spät - denn der große Hype is ja schon vorbei...
Was hat dich so verbittert?
Du bist sicherlich auch einer der Experten der auf dem Bahngleis steht und "UND HENKE HÄLT" schreit...
Bemitleidenswert deine Einstellung zum Leben und dessen Knospen...
Ich werde heute Abend in der Kirche eine Kerze für dich anzünden, vielleicht findet dich dann die Menschlichkeit wieder...
 

Gast

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G
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  • #42
Re: Ketamin gegen Depressionen - ein Experiment

Schonmal überlegt wo die schwarze Wolke denn herkommt und da mal angesetzt?

Woher die schwarze Wolke - also die eigentliche Depressionsursache stammt, ist bekannt; ich hatte eingangs ja mal die PTBS erwähnt.

@flawless:
Oder meinst du, ein Querschnittsglähmter strengt sich halt auch nur nicht genug an? Und wenn du jetzt meinst, das sei was komplett anderes dann hast du wirklich keine Ahnung.

Ja, so ist es dann eben doch oft und so mancher flüchtet sich dann wegen des Unverständnisses seines Umfelds, das der Meinung ist man solle sich doch einfach selbst an den Haaren aus dem Sumpf herausziehen, in den Suizid. Ich habe einen Freund, der angesichts seiner eigenen depressiven Episode, die aber vielmehr von externen, organisatorischen Faktoren abhing, versucht hat, mir mit "Arschtritten" zu helfen. Ich würde jetzt aber auch gar nicht abstreiten, dass es Formen der Depression gibt, in denen die Betroffenen wirklich einfach mal eine Initialzündung brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen.

Ich würde es jetzt auch überhaupt nicht gut finden, wenn der Thread dazu missbraucht würde, die Validität oder die Pathologie der Depression in Frage zu stellen oder um eigenem Frust Luft zu machen. So eine Meta-Diskussion mit aggressivem Unterton hilft auch den betroffenen Mitlesern hier überhaupt nicht weiter. Würde da auch die Moderatoren drum bitten, da ein Auge drauf zu haben.

@thesplit: Ich danke dir für deine Erfahrungen.
 

C2p

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Re: Ketamin gegen Depressionen - ein Experiment

Schwere Depressionen können mit einem Verlust des Realitätsbezuges einhergehen (Psychose). Die Depression ist keine depressive Verstimmung, wie sie bei exogenen Ereignissen zb als Trauer erlebt wird. Es ist eine echte Krankheit wie Herzinfarkt oder Beinbruch, insbesondere die schweren Verläufe haben keine besonders gute Prognose.
 

flawless

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NR01GOLF11
Re: Ketamin gegen Depressionen - ein Experiment

@Mitch Ryder: Das ganze war vielleicht bisl hart ausgedrückt ich gebs zu. Ich will hier jetzt nur nochmal klarstellen dass ich dich damit in keinster Weise angreifen wollte. Wozu auch ich kenn dich ja gar nicht.

Medikamente unterstützen natürlich - für mich liest sich das aber so als ob du kurz vorm aufgeben bist - und da bedarf es manchmal klarer Worte und glaub mir ich bin da von meinen Ärzten ganz andere Texte gewohnt. Ich zog aus deinen Schilderungen die selben Schlüsse wie Nemokamai und wollte seinen Text jetzt nicht einfach wiederholen. ;)

Denk was du willst. Pfeif dir ein was immer auch notwendig ist damit es dir besser geht.
Wer weiss vielleicht hilfts ja doch was.

Das übliche R0lph bashing von nere, glüh, kathi, etc ignorier ich jetzt einfach mal :D
 

Mista

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Qo'noS
Re: Ketamin gegen Depressionen - ein Experiment

Mal ein kleiner Vorschlag:

Wäre ein Thread zum diskutieren und "aufklären" über Depressionen nicht sinnvoller, anstatt den für andere depressive wohl äußerst interessanten Thread hiermit als Grundsatzdiskussion zu missbrauchen?
 

Gast

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G
  • Thread Starter Thread Starter
  • #48
Re: Ketamin gegen Depressionen - ein Experiment

Wie ging es jetzt denn eigentlich weiter :unknown:

Ich habe die Infusionstherapie nach der zweiten Infusion und auf Anraten des Anästhesisten nicht weitergemacht. Überraschender- und freundlicherweise hat er mir nur eine Infusion in Rechnung gestellt. Bedingung des Arztes war zu Beginn der Ketaminbehandlung, dass ich flankierend ein SSRI hochdosiert einnehme, in meinem Fall Cipralex. Das habe ich getan. Nach ca. einer Woche hat mich das hochdosierte Cipralex unerwartet aus dem ganz tiefen Loch holen können, dieser Zustand ist soweit auch stabil, wenngleich ich von Symptomfreiheit weit entfernt bin. Die Entwicklung des psychiatrisch eingesetzten Ketamins verfolge ich weiter.
 

guteidee

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Re: Ketamin gegen Depressionen - ein Experiment

Wie sieht es finanziell nit einer Ketamin Infusion aus? Ist bestimmt kein Schnapper, bin aber am überlegen es auszuprobieren
 

1Bratwurstbitte

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Re: Ketamin gegen Depressionen - ein Experiment

Nun ja, es scheint dir ja nicht schlechter dadurch zu gehen ( so liest es sich ).
Ich drücke dir die Daumen, dass du ein Mittel oder vielleicht ein Gefühl findest, was dich wieder aufstellt.

Nebenbei möchte ich auch ein wenig Klugscheissen :D und Euch, auf etwas hinweisen. ( ist ja nun wohl noch Jemand mehr geworden in dem T ).

Bei der Substitution von Medikamenten gibt es verschiedene Formen der Zuführung.
Per Oral ( Also über den Mund ), ist da eine der harmlosesten Varianten.

Wenn Medikamente allerdings intravenös ( also mit einer Spritze direkt in die Blutbahn ) verabreicht werden, haben wir meistens immer ein Infektionsrisiko und eine potenzielle Körperstelle, die durch unsachgemäße Verabreichung ziemlich schwer beschädigt werden kann.
Hinzu kommt noch, die hohe Bioverfügbarkeit des Medikaments, also man benötigt teilweise je nach Medikament nur Bruchteile des Stoffes, trotzdem schlägt der Effekt zu 95% Effektiv und teilweise wahnsinnig schnell zu.

Zum Schluss noch die Nebenwirkungen von Ketamin
Als sehr häufige Nebenwirkungen können psychotrope Effekte (Pseudohalluzinationen, unangenehme Träume), Übelkeit und Erbrechen, erhöhter Speichelfluss (Hypersalivation), Sehstörungen, Schwindel und motorische Unruhe auftreten. Daneben wirkt Ketamin als einziges Narkotikum blutdruck- und herzfrequenzsteigernd; dies ist bei spezifischen Indikationen erwünscht. Im Rahmen der Notfallmedizin ist es das einzige Medikament, mit dessen Einsatz kreislaufstabilisierende und narkotische Effekte kombiniert werden können. Der Einsatz bei Patienten mit schwerer koronarer Herzerkrankung (zum Beispiel Herzinfarkt) ist hingegen abzulehnen, weil das Medikament durch Herzfrequenz- und Blutdruckanhebung die Herzarbeit steigert und somit den Sauerstoffverbrauch des Herzmuskels erhöht. Ketamin bewirkt eine Erhöhung von Augen- und Hirndruck, weshalb es bei Verletzungen dort nicht als einziges Anästhetikum eingesetzt werden sollte.[SUP][14][/SUP] Der Muskeltonus der Kehlkopfmuskulatur bleibt unter Ketamin erhalten. Ein sicherer Aspirationsschutz besteht jedoch nicht. In höheren Dosierungen wirkt Ketamin ebenso bronchospasmolytisch.[SUP][15][/SUP]Ketamin kann bei längerfristigem Missbrauch die ableitenden Harnwege schädigen. Es kann zu urologischen Beschwerden (LUTS) und zu einer Blasenentzündung mit Bildung von Geschwüren (ulzerative Zystitis) kommen.[SUP][16][/SUP][SUP][17][/SUP]
In der Routineanästhesie wird Ketamin aufgrund der psychotropen Nebenwirkungen weitgehend abgelehnt. Die Kombination mit einem Benzodiazepin kann aber das Auftreten von Albträumen und Halluzinationen teilweise verhindern. Eine Reizabschirmung ist ebenfalls sinnvoll.
Ketamin als Notfallmedikation kann das Risiko einer Posttraumatischen Belastungsstörung erhöhen.
Die orange markierten Dinge sind wichtige Eckpfeiler, wo entweder schwere Nebenwirkungen, oder zentrale Zusammenhänge sich kreuzen.
( Ich teile für mich selbst Medikamente in eine Skala von 1/5 - 5/5 ein. Wobei 1/5 harmlos ist, ähnlich wie Baldrian-Tabletten, und 5/5 ist ein absolutes Notfallmedikament, da entweder krasseste Nebenwirkungen zu erwarten sind, oder weil es sehr gefährlich in der Anwendung ist ( z.B Zytostatiker ). Eine Ketamin Infusion, schätze ich für mich selbst ohne starke Schmerzen zu haben so als 4,5/5 ein ).​
 
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Chegwidden

Hat sich hochgeschlafen-
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Re: Ketamin gegen Depressionen - ein Experiment

@1Bratwurstbitte: Ich habe jetzt zweimal den Style wechseln müssen, um die Dinge im Spoiler lesen zu können.

Und bitte gib da die Quelle an, denn solche Sätze wie *schätze ich für mich selbst* sind in einem -für uns eh schon kritischen- Medizinthread
nicht so prickelnd. So wie Du gepostet hast, könnte man meinen, Du wärst mindestens Doktor der Medizin. Bist Du? ;)
 

1Bratwurstbitte

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Re: Ketamin gegen Depressionen - ein Experiment

Ich bin ausgebildeter Rettungsassistent meine Liebe :) ...
Mir obliegt es fern, bei solch wichtigen Themen, die Quellen zu unterschlagen.
Wenn man auf die hervorgehobenen Links klickt, kommt man auf die Ursprungsseite, woher die Informationen stammen. ( Vorzugsweise Wikipedia in diesem Fall )

Allerdings darf ich keine Rezepte schreiben, dafür bin ich nicht ausgebildet worden. ( Zum Glück )
Von daher, spreche ich nur Empfehlungen für mich selbst aus, die ich mit anderen Teilen möchte, weil ich davon überzeugt bin, dass sie ziemlich rational / neutral / ehrlich sind.

Und ja, ich bin fürchterlich ... Das weiß ich selber :coffee:, man darf gerne meine Frau fragen, sie ist Expertin im Informationsfluss unterbrechen geworden.
 

badboyoli

only a bad old bastard
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Re: Ketamin gegen Depressionen - ein Experiment

@Chegwidden:

Da ich ja auch einen medizinischen Hintergrund habe, wie du ja weisst, ;) würde ich sagen das die Einschätzung von 1Bratwurstbitte schon passt. Ketamin ist nichts was man sich mal so eben nebenbei reinziehen sollte. Dazu war der Thread hier aber auch nie gedacht. Sondern es ging hier nur um einen Erfahrungsbericht wie die Infusionen beim TS gewirkt haben.
Da er die Behandlung jedoch mittlerweile abgebrochen hat und auf eigene Wunsch derzeit gesperrt ist, mach ich hier mal zu.

/closed

Edit:

Thema aufgrund eines neuen Erfahrungsbericht wieder geöffnet
 
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DerFuchs

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Ketamin bei Depression - ein weiterer Erfahrungsbericht

Hallo liebe Netzgemeinde,

Bisher habe ich mich nicht Wort gemeldet. Dies erschien mir in gewisser Weise auch sinnlos. Die Symptome einer Depression sind hinlänglich bekannt. Zumindest unter den Betroffenen. Und wie viele Betroffene, so war es auch bei mir:
Ich war in mir selbst gefangen.
Keiner verstand mich. Selbst ich verstand mich nicht (mehr).
Und ich war ziemlich einsam und alleine. Isoliert. Da war auch keiner, der so war wie ich. Keiner, von dem ich das Gefühl hatte, er würde wissen, wie sich das anfühlt... Selbst andere Menschen, die ich kennenlernte bei etlichen Psychiatrieaufenthalten gaben mir keinen Mut, da geteiltes Leid in diesem Fall doppeltes Leid war.
Das Gefühl, kein Gefühl zu haben... Ich wünsche es niemanden und ich weiß, dass es nur ein falscher Umstand sein kann, der in so einer Situation dann zur Selbsttötung führt.
Egal ob es ihn gibt oder nicht: Gott sei dank, ich kann wieder etwas fühlen.
Gott, die Menschen, das Leben... Alles war lange Zeit einfach weg. Es war zwar da - aber es war für mich nicht mehr fühlbar. Erreichbar. Ein Film illustriert diesen Zustand meines Erachtens recht treffend. Er heißt: "Die Wand" ... Schau ihn Dir an und Du weißt ein wenig davon, was in Depressiven vorgeht...
Es gibt unzählige Beiträge über diesen Zustand, über welche ich sehr dankbar bin, da ich weiß, wie sinnlos es einem innerhalb einer Depression scheint, überhaupt einen Buchstaben nach den anderen zu reihen...
Wieviel Kraft es kostet und wie nur 1 Milimeter von irgendwas einem gleichzeitig so weit entfernt vorkommt, als seien es Millionen Kilometer.
Natürlich ist das meine eigene Erfahrung. Und natürlich weiß ich nicht, wie es sich bei Dir anfühlt. Und natürlich bin ich gerade auch nicht depressiv und kann Dir deshalb auch nicht sagen, wie es sich für Dich anfühlt -aber wenn es so war wie bei mir, dann ist es die Hölle auf Erden. Es ist eben genau dieses undefinierbare, dieses sich selbst fertig machende, dieses: für alles verantwortlich sein und trotzdem keine Antworten habende... Da sein und gleichzeitig tot sein. Abgestorben. Ein lebender Zombie, wenn es sowas überhaupt gibt... Und es gibt noch weitaus mehr, was man über das Ausdrücken könnte, was das Schlimmste des Schlimmsten ist. Und das mal 1 Million oder mehr. Es ist ein Zustand, in dem der Tot einem im Prinzip auch sinnlos vorkommt. Manchmal erscheint er als Lösung. Aber irgendwo ist da die Gewissheit, das selbst der Tot keine Befreiung ist. Und manchmal ist da ein Aufbäumen und man glaubt, vielleicht ist der Tot doch eine Lösung. Wobei dann die Gewissheit oft kommt, das ein Toter ja nicht sterben kann. Er ist eben tot. Aber eben toter als tot.
Da man schon alles mögliche probiert hat, was man vorher nicht probierte (Sport, Antidepressiva, Kino, Meditation, Yoga) und was keinen Effekt, keine Besserung brachte, so erscheint die Idee, dass auszuprobieren, was man meist nur einmal ausprobiert, einem beinahe sehr plausibel: von der Brücke springen. Vor einen Zug werfen. Schlinge. Strick...
Wie ein Magnet, kann es passieren, dass sich die Gedanken darauf fixieren, in dem Tot eine Lösung zu sehen. Dann kommt Asche endlich zu Asche und Staub zu Staub. Denn wenn man schon tot ist, sollte man es dann nicht vielleicht auch durchziehen?

Es ist nur ein kleiner Unterschied, aber es macht einen riesigen Unterschied für den Einzelnen aus, ob er sich gerade über der Wasseroberfläche befindet, atmen kann und aufs Meer schaut, oder ob er gerade unter Wasser ist. Immer tiefer nach unten gezogen wird und dabei die Gewissheit trägt, dass niemand auf der anderen Seite der Meeresoberfläche ihn sieht. Dort sehen alle nur das Meer und die Wellen, die vielleicht zum Schwimmen einladen. Keiner sieht, wie Du da unten bist und merkst, wie Du immer tiefer in den Strudel der Abartigkeit, Stumpfheit und Sinnlosigkeit gerissen wirst. Wie alles auseinanderfällt. Kein Wort mehr einen Sinn ergibt. Kein Gedanke mehr dem anderen vertraut...
Naja... Sowas halt.
Und ich wünsche mir sehr, dass Du es nicht so schlimm hast, wie es bei mir war.
Und ich hoffe für Dich, dass, falls es für Dich noch schlimmer ist, es auch für Dich einen Weg da raus geben wird.
Denn ich bin mir sicher, die Verantwortung für Deine miese Lage tragen wir alle...
Und ich hoffe, dass Du diese Zeilen liest und vielleicht eine Idee bekommst von Hoffnung. Eine Idee von: ich wache morgens auf und freue mich auf den Tag.
Eine Idee davon, dass es nicht immer grau sein muss. Und grau ist wahrlich eine noch sehr liebe "Farbe" für die farbliche Assoziation, die ich hier mit der Depression verknüpfe...

So...
Jetzt ein paar kurze Eckdaten zu mir:
- Bin mittlerweile 31, männlich
- 2011 hatte ich meinen ersten von vielen Psychiatrieaufenthalten
- Hab es geschaft, ein Studium vor der Depression abzuschließen
- Seit meiner ersten Psychose, mit Diagnosen wie "schizzoaffektive Störung und bi-polar" verfolgte mich dieses ungute Gefühl, für dass es viele Wörter aber kein für mich passendes zu geben schien...
Egal ob andere sagten bi-polar, depressiv, schizophren.
Vielleicht half es mir, irgendetwas zu erkennen, aber es änderte nichts an meiner Situation. An den Umständen. An der Art und Weise, wie ich das Leben seit dem Ausbruch der Erkrankung 2011 wahrnahm. Und ich denke, dass die Vorläufer dieses "Unguten Gefühls der Gefühllosigkeit" schon vorher kamen...
Schön: es gab jetzt einen Bezeichnung für meinen Zustand. Etwas, dass sagte, dass ich eben so war wie ich war.
Aber es änderte eben nichts an dem Zerfall (meines Lebens), dem ich mich nach wie vor ausgeliefert fühlte...
Ärzte gaben mir Medikamente. Zunächst lehnte ich mich auf. Dann arbeitete ich mit ihnen zusammen. Beides hatte nur keinen Effekt auf dieses ungute (Nicht)Gefühl - dass ich mittlerweile ja schon recht ausschweifend versucht habe, irgendwie in Worte zu fassen...
-Ich bekam eine Tochter. Doch selbst dieses Ereignis lies einen Großteil in mir unberührt. Der "Zerfall" meines "ich"s, oder besser meines "selbst"s ging trotzdem voran... Hoffnung und Glauben waren wie Liebe nur Wörter. Bestenfalls. Es Waren nur die Buchstaben, die einen anderen Umstand vermuten ließen. Egal ob es Liebe oder Hoffnung hieß. Es hätte genausogut Karotte oder Schifffahrtskapitän heißen können. Es war gleich. Gleich sinnlos. Gleich wertlos. Das Lachen und Glucksen meiner Tochter, die Geburt meines eigenen Kindes - es ließ mich kalt. Gefühltstechnisch war da nichts, was ich fühlte.
Höchstens Schmerz.
Fühlen. Tja. Beschreibe mal: fühlen. Das ist für so viele Menschen so selbstverständlich. Aber wenn man die eigene Seele nicht mehr fühlt - nur noch irgendein Körper ist, der irgendwie hin und her treibt und sich nicht von den anderen Dingen unterscheidet. Für den Weihnachten, hartes Arbeiten, ein Lottogewinn, Freunde oder Feinde haben einfach alles nur das gleiche erzählten: Sinnlosigkeit.
Schmerz lässt sich nicht in Worten definieren. Er wird gefühlt. Man kann ihn an anderen vermuten. Ihn hineininterpretieren. Der Depressionsschmerz ist ein anderer Schmerz: er ist meines Erachtens nicht wirklich definierbar. Er ist das schwarze Loch in das es selber fällt.

So. Es gehört leider oder Gott sei Dank zu mir, dass ich abschweife.
Ich komm jetzt mal zum Punkt:

Ich bin einer jener Patienten gewesen, die den Eindruck hatten, dass keine der Therapien und Medikamente bei ihm eine Wirkung erzielen.
Welche ich ausprobierte, verrate ich Dir gerne auch in einer persönlichen Nachricht. Auf jeden Fall bin ich durch irgendeinen Zufall auf Ketamin gekommen.
Ich glaube es war der Umstand, der "Blitzwirkung" und der recht hohen Erfolgschance, selbst bei sogenannten ressistenten Depressionsfällen.
Fällen, die es scheinbar noch schlimmer hatten als ich. Die mehr Zeit ihres Lebens depressiv waren, als in einem anderen Zustand...
Die unter Umständen mal eine fröhliche Kindheit hatten und mittlerweile 80 waren. Und dazwischen Depressiv.
Es waren diese Fälle, die mich aufhorchen ließen.
Allerdings gab es von ihnen keine Erfahrungsberichte. Es gab nur in dem ein oder anderen Forum ein paar Links zu den sehr nach "Wunder" (und damit zu schön um wahr zu sein) klingenden vereinzelten Studien...
Ketamin ist meiner Ansicht nach noch immer:
1. nicht bekannt in der Psychiatrie und Psychologenwelt
und 2. diesbezüglich noch sehr unerforscht.
Es gibt eben diese einzelnen verblüffenden Studienergebnisse von denen aber alle zu schön um wahr zu sein klangen...

Ich entschloss mich, der Sache auf den Grund zu gehen.
Ich brachte jedoch nicht viel in Erfahrung.
Meines Erachtens gab es 3 Erfahrungsberichte auf Deutsch, die ich vielleicht bald hier mal verlinken werde. Wovon einer in diesem Forum gepostet wurde, wofür ich sehr dankbar bin - auch wenn bei dem Betroffenen Ketamin wohl keinen Erfolg hatte...

Ich erfuhr weiter, dass es in Deutschland (meines Wissens) nur 2 Orte gibt, an denen eine Ketamintherapie angeboten wird. Einmal die Charité in Berlin und einmal bei einem Arzt in Köln.
Und das war mein Glück. Denn ich weiß nicht, ob ich einen längeren Weg in Kauf genommen hätte. Oder ob sich die Idee verflüchtigt hätte, wenn der Ort ein anderer gewesen wäre.
In Köln wohne ich.

Und das ist der aktuelle Stand:
Nachdem ich nach einem Anruf einen recht ausführlichen Fragebogen zu mir und meiner Person zugeschickt bekam und diesen wieder zurückschickte, bekam ich kurze Zeit später einen Anruf, bei dem mit mir Termine für die Therapie vereinbart wurden.

Heute war der erste Termin.

Beim Arzt besprachen wir nochmal alle Punkte, die auch auf seiner Webseite, der einzigen, die sich zu Ketamin im Bezug auf Depressionsbeweltigung äußert, zu lesen sind.
Und ich hatte die Möglichkeit, alles von mir und der Art und Weise, wie ich die Welt (nicht) wahrnahmen zu äußern...
Was soll ich sagen.
Kurze Zeit darauf hing ich am Tropf.
Und bei mir löste sich in den 40min eine Menge...
...ich bin immernoch perplex.
Allein die Tatsache, dass ich hier schreibe und den Text wohl auch Posten werde, was ich ungefähr 100x vorher in Erwägung gezogen hatte und gleichzeitig wieder aus (hat ja alles sowieso keinen Sinn) undefinierbaren Gründen nicht tat, ist einer kleine Beweis für mich, dass ich im wahrsten Sinne des Wortes wieder am Leben bin. Und zwar ganz. Ich fühl mich wieder. Ich fühle wieder etwas.
Ihr könnt euch nicht vorstellen wie das ist...

Hier also mein Statement:
Ich kann über die Langzeitwirkung von Ketamin noch nichts sagen.
Aber momentan fühl ich mich (großartig). Nicht euphorisch - aber sehr verblüfft.
Ich fühle wieder. Und vor allem kann ich mich auch wieder freuen. Und das ist so eine wunderbare Sache...
Bei mir habe ich eine Wirkung schon innerhalb der Injektionszeit bemerkt.
Es war krass. Und ich denke, dass die Vorsichtsmaßnahmen dabei sehr gut bedacht sind, denn ich fühlte mich sicher. Auch wenn ich alleine wahr, so beobachtete mich der Arzt über zwei Webcams und konnte jeder Zeit einschreiten.
Er kam glaub ich auch 1 bis 2 mal ins Zimmer und erkundigte sich bei mir nach meinem Empfinden.
Und ich lag da wie ein Eisberg, der schmolz. Die Sonne brach im wahrsten Sinne durch die Wolken. Dieser Eisberg, war jetzt kein Klimawichtiger Eisberg, sondern einer, der selbst in der Wüste vorher nicht zu schmelzen begonnen hatte. Und er schmolz.
Genausowenig, wie ich das Gefühl beschreiben kann, wie es ist, kein Gefühl zu haben, fällt es mir jetzt schwer zu beschreiben, wie es ist, wieder zu fühlen...
Allerdings weiß ich, dass mir dieser Zustand besser gefällt.

Da es zur Depression gehört, dass man Dinge anfängt und nicht zuende führt, will ich hier aber den Test aufs Exempel wagen:
Ich habe mir vorgenommen, hier regelmäßig über den weiteren Therapieverlauf zu berichten. Sollte ich das nicht mehr tuen, werde ich das ankündigen, oder ihr könnt davon ausgehen, dass die Depression (leider) wieder zurück gekommen ist...

So geht's weiter:
Momentan fühle ich mich gut.
Werde jetzt mal schauen, wie ich morgen aufwache.
Dann gibt's morgen direkt die 2te Injektion.
Es war abgesprochen, dass wir danach besprechen, ob es eine (positive) Wirkung gibt und ob wir die Behandlung dann fortführen.
Dies würde innerhalb der nächsten 2 Wochen noch ca. 4 weitere Injektionen bedeuten. Danach käme ich dann alle 4 Wochen einmal zum Arzt.
Wie es dann weiter geht, ist noch unklar.
Ich hoffe, dass sich die zeitlichen Abstände zwischen den Injektionen vergrößern lassen, so dass ich vielleicht in einem Jahr nur noch jährlich eine Injektion nehmen muss...

Falls mir grüne Augen am Hintern wachsen, sage ich Bescheid ;)
Nebenwirkungen hatte ich keine. Zumindest keine, die mir bisher (negativ) aufgefallen wären.
Dafür eine Wirkung, von der ich niemals geglaubt hätte, dass sie eintreten würde.

- ich will hier aber auch nicht die Werbetrommel für Ketamin rühren. Es kann durchaus sein, dass das Zeug bei Dir aus irgendwelchen Gründen nicht hilft.
Trotzdem würde ich Dich ermutigen, es zu probieren. Solltest Du Bedenken haben, wäre ich Dir sehr dankbar, über deren Äußerung. Vielleicht habe ja auch ich was nicht bedacht!?!

- und es kann durchaus sein, dass ich langzeittechnisch noch irgendeine Erfahrung mache, die ihr hier dann hoffentlich lesen werdet, welche mit negativ auffällt...

- Ein Wort zu den Pharmakritikern: ich war auch einer. Erst deswegen, weil ich Angst hatte, das Zeug könnte mir meine Persönlichkeit klauen und danach deswegen, weil ich gemerkt habe, dass es bei mir nicht wirkte...
Warum das bei Ketamin anders ist, lässt sich vielleicht nur mit dem "anderen Teil des Stoffwechselsystems im Gehirn erklären"... Keine Ahnung. Aber ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, warum ich beim Zahnarzt nach der Spritze nichts mehr in der Backe fühle oder warum ich es für sinnvoller halte, dass Menschen mit einem Nierenleiden ein Dialysegerät bekommen sollten... Es ist halt meines Erachtens so wie es ist.
Bei mir hast gewirkt. Und ich bin (bisher) aus einem merkwürdigen Albtraum erwacht, von dem ich jedoch weiß, dass es kein Traum war...

Ich freu mich auf Eure Fragen,

Gute Nacht ;)

Michel alias DerFuchs

Ps:
Ich habe diesen Text nicht wirklich korrigiert und in einem runtergeschraubten. Will damit sagen, dass manche Dinge sich vielleicht nicht ganz flüssig lesen oder auch grobe Rechtschreibfehler eingebaut wurden.
Über Hinweise diesbezüglich bin ich dankbar.
 

Gast

Guest

G
  • Thread Starter Thread Starter
  • #55
Re: Ketamin gegen Depressionen - ein Experiment

Hey Fuchs,

wie schon per PN mitgeteilt, finde ich es wirklich toll, dass schon die erste Infusion bei dir so gut angeschlagen hat und dass du deine Erfahrungen hier beiträgst. Tatsächlich decken sich deine subjektiven Erfahrungen teils mit denen der im Thread eingangs verlinkten Studien, die bei Depressionspatienten mit Ketamin durchgeführt wurden. Erfahrungen wie deine, sofern sie denn in dem Ausmaß wie oben beschrieben auch nachhaltig ist, können aufzeigen, welches enorme Potential therapeutisch eingesetztes Ketamin in der Depressionsbehandlung beinhaltet. Vorsichtig hinsichtlich meiner Erwartungen wäre ich iedlglich angesichts eines möglichen, nicht unkritisch zu sehenden manischen Peaks nach der ersten Infusion, aber sollte dies der Fall sein, wäre vermutlich spätestens heute bereits die große Ernüchterung eingetreten.

Wie du selbst sagst, ist die allgemeie Dokumentationslage an Erfahrungen im Deutschen Internet dünn bis nicht vorhanden, nicht zuletzt deswegen landet unser Thead hier auf der ersten Seite der Google Suchergebnisse. Wenn du englisch kannst, findest du allerdings beim Ketamine Advocacy Network noch Menschen, mit denen du dich austauschen kannst und die sicher auch sehr schätzen würden, wenn du ihnen kurz von deiner enorm positiven Erfahrung berichten würdest!

Wie hier im Thread erwähnt, war Ketamin bei mir persönlich letztendlich - von der kurzfristigen Rausch- und Dissoziationswirkung abgesehen - völlig wirkungsfrei. Umso mehr freut es mich, dass es eben doch immer mehr Leute gibt, bei denen so eine phänomenale Wirksamkeit nachgewiesen werden kann. Es kann sich für die klinische Psychiatrie wirklich lohnen, an dieser Geschichte dicht dranzubleiben.

Weiterhin alles Gute und berichte dann doch gerne mal, wie es dir nach der vierten oder fünten Infusion ergangen ist.
 

DerFuchs

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Hallo liebe Leute aus dem Internet,

als erstes möchte ich sagen, dass ich mich sehr über die PN von Mitch gefreut habe,
welche recht schnell nach meinem Beitrag hier bei mir im Postfach eintrudelte...
Es tut gut zu merken, dass dieses "Experiment" bei mir, auf eine Art und Weise Begleitung gefunden hat.
Umso mehr Respekt habe ich vor der Tatsache, dass Mitch den Test aufs Exempel damals wohl ohne vorherig bekanntes Threat im Forum durchführte.
Denn in diesem Fall bestand natürlich auch die große Chance, dass dieses Experiment einfach keine Beachtung finden würde.
Dies ist ja auch ein Teil des Problems bei Depression: Die Isolation.
Du kannst experimentieren soviel Du willst: Ein Feedback von "außen" scheint es nicht zu geben.
Das "Außen" kommuniziert mit Dir genauso wenig, wie das "Innere"...
Zumindest ist dies so ein fieser Teil der Depression, an welchen ich mich erinnere.
Es ist ein wenig so, als würde das Schiff auf einen Eisberg zusteuern und der Kapitän steht wortlos auf der Brücke, während die Crew immer panischer schreit und fragt, in welche Richtung sie jetzt abdrehen soll...
Der "Führer" (bitte entschuldigt dieses im Deutschen historisch gesehen doch sehr negativ belastete Wort) hat aufgehört zu entscheiden. Und das Problem der Crew besteht darin, dass nicht die nötige Zeit besteht, einen neuen Entscheider zu wählen.
So schippert das Schiff seelenruhig auf den Eisberg zu und alle erkennen, dass der Zustand des Kapitäns vielleicht menschlich verständlich ist - aber eben auch das größte Unglück von Seefahrern bedeuten wird.
Was den Kapitän des Schiffes angeht. Dieser scheint bis zu diesem Zeitpunkt nie die wirkliche Erfahrung von Angst gemacht zu haben. Vielleicht glaubte er dies. Aber es war eben nicht die Angst, die einen dermaßen Paralysiert, dass man unfähig ist, sich zu entscheiden...
Dieses Beispiel würde hinter Depressionen Angst vermuten lassen. Das ist aber leider, denke ich, nicht so...
Es ist wahrscheinlicher, dass der Kapitän nur aus einem Grund nichts sagt: Er ist der Einzige, der weiß, was passieren wird. Seine Entscheidung ist es, die diese Situation beeinflusst. Und da er mit dieser Entscheidung allein da steht - wird ihm bewusst, dass er alleine ist. Und dadurch ist es ihm Wurst, ob das Schiff nun auf den Eisberg zusteuert, links oder rechts an ihm vorbeifährt...
Sein größter Wunsch besteht auf einmal nur darin: Das irgendjemand da ist, der mit ihm seine Entscheidung teilt... Und da er weiß, dass er sterben wird, wenn er auf diesen Eisberg zusteuert, verknüpft er mit diesem Wissen eventuell die Hoffnung, dass sich dann etwas ädern wird. Das er "danach" entweder einfach nicht mehr da ist. Also allein minus allein = 0. Oder, dass etwas passiert, dass "über seiner Entscheidung steht"... Auch dann wäre er nicht mehr alleine und hätte die Gewissheit, es gibt etwas, dass da ist...
Denn: Selbst wenn er sagt: "Leute, wir drehen nach links", wird er dieses Gefühl nicht los, dass da keiner da war, der ihm dies sagte. Und er steuert dem entsprecht sowieso immer auf einen Eisberg zu. Selbst wenn dieser hier nun vielleicht durch seine Entscheidung umgangen würde...
Und damit meine ich: Weder das Fräulein Mitgefühl oder der Anstandsbube: Trauer... Noch die Dame "Liebe" oder der Knabe "Hass" helfen ihm. Und in meinem Beispiel war da noch die Oma "Hoffnung", welche möglicherweise dazu beitrug, dass er sich dafür entschieden hatte, "auf den Eisberg zuzusteuern..."...
Wie gesagt: Bei mir persönlich ist es dieser Teil, der gerade zum Glück nur ein Teil ist und nicht mehr mein Leben, der die Depression ausmacht: Die vollkommene Stagnation und Einsamkeit...
Eigentlich ist man in so einem Moment (Augenblick und Ewigkeit in einem) nicht depressiv. Man ist die Depression!
Was ich hier gerade anspreche sind alles mehr oder weniger Metaphern für Gefühlszustände, die die Depression aber leider nicht ist.
Es ist das "Nicht-Gefühl"... Zumindest aus meiner Erfahrung heraus. Sollte es bei Dir anders sein, so würde ich mich freuen, irgendwie zu erfahren, was es für Dich ist!

Und jetzt komme ich von dieser Anekdote zu dem Punkt, aus welchem ich angefangen habe, hier zu posten:

Es geht ja darum, ob Ketamin das Potential hat, die Depression zu "besiegen". Beziehungsweise sie einfach aus dem persönlichen Leben zu streichen...
So einfach ist es wohl nicht...
Zumindest nicht bei mir!

Gestern hatte ich die zweite Infusion.
Ich muss dazu sagen, dass ich persönlich zu diesem Zeitpunkt nicht den Eindruck hatte, überhaupt noch eine Infusion zu benötigen.
Es ging mir einfach gut!

Aus 2 Gründen nahm ich die Infusion trotzdem:
1. Ich hatte mich für eine Behandlung entschieden, bei der ich davon ausging, dass eben einfach "weiter" gemacht werden müsse
und
2. Schien mir der Arzt nicht den Eindruck zu machen, als sei es jetzt denkbar, einfach keine Infusion mehr zu nehmen...

Ich schreibe hier so ausführlich drüber, denn es kann sein, dass dies ein entscheidender Wendepunkt für Dich in der Behandlung Deiner Depression ist.
Ich werde nie erfahren, ob das, was ich nun schildere vielleicht anders Verlaufen wäre, wenn ich die zweite Infusion einfach abgelehnt hätte...

Deshalb rufe ich Dich auf, solltest Du auch an einer Ketamintherapie aufgrund einer Depression teilnehmen, sich in einem solchen Moment ruhig auch "gegen die vorherige Entscheidung" zu entscheiden. Und einfach kein Ketamin mehr zu nehmen. Zumindest solange, bis Du Dich wieder "schlecht" fühlst... Denn: Warum etwas ändern, wenn es jetzt einfach "gut" ist?

Da ich mich aber dafür entschieden hatte, die mit dem Arzt vorher abgesprochene Behandlung durchzuführen und es nicht auf einmalige Wirkungen beruhen zu lassen, machte ich einfach weiter, in der Hoffnung, dass ich in Wirklichkeit immer noch depressiv war und dies eben nur nicht wirklich merkte...

Nun gut.
Folgendes:
Ketamin hat, wie Mitch richtig aufführt, eine sehr berauschende Wirkung.
Der "Trip" war beim zweiten Mal allerdings nicht mehr soooo lang, wie beim ersten Mal.
Mit "Trip" meine ich die schon am ersten Infusionstag nach zu lesende "Eisberg schmilzt"-Erfahrung...
Dafür meine ich mich daran zu erinnern, dass ich Halluzinierte... Nicht negativ... Es war schon sehr interessant, wie die Bäume vor meinem Fenster auf einmal zu einem Jungle wurden und überall irgendwelche Blumen aufploppten - aber gefühlt waren die 40 Minuten dieser Behandlungszeit eben kürzer...
Ich weiß auch noch, dass ich irgendwann realisierte, dass kein Tropf an meinem Arm hing. Er schien irgendwann ab gemacht worden zu sein, ohne dass ich es gemerkt hatte...
Dadurch wiederum bekam ich das beklemmende Gefühl, mich zu fragen, wo ich denn in der Zwischenzeit gewesen war, wenn nicht in dem Raum...

Ich will es kurz halten:
Alles in allem würde ich es wie folgt formulieren:
Ich hatte irgendwie negative Gefühle!
Und das ist nicht schön... Das war sehr merkwürdig... Und überhaupt nicht das, was ich wollte beziehungsweise, was ich mir von der Ketamintherapie wünschte... Einerseits...

Kurz nach der Infusion fragte ich mich ernsthaft, ob diese negativen Gefühle, der Zweifel, die Angst, das Hungergefühl, die Benommenheit, der Verwirrtzustand nicht alles in allem Zeichen dafür waren, dass sich die "schwarzen Wolken der Depression" wieder neu formiert hatten. Das die Depression eben nicht weg war... Das die Therapie also eben nicht wirkte...

Nach wie vor habe ich gerade diesbezüglich keine Antwort drauf... Vielleicht wird Ketamin diese Wolken irgendwann nicht mehr "davonspülen" und ich lebe dann wieder im "Dauerregen" in einer "dunklen Welt" - eins ist mir momentan jedoch bewusst:

Ich erlebe immer noch ein Wechselbad von Zuständen, Situationen und Gefühlen. Alles sprudelt auf mich ein und ich fühle mich in gewisser Hinsicht "Energiegeladen". Da ich ja Bi-Polar bin gesellt sich deshalb die Sorge dazu, in eine Manie abzudriften...
Und dann wieder aufzuwachen, und vor einem Scheiterhaufen zu stehen, von dem man weiß, dass er mal das eigene (schöne) Leben war und von dem man weiß, dass man selbst es war, der es zerstörte... Und wieder in Depression zu verfallen...

Nun aber zum Ketamin und meiner momentanen Einschätzung:

Ehrlich gesagt wäre es meines Erachtens unrealistisch zu glauben, das Leben sei "nur schön". Und es gehört dazu, diese "schönen Momente" ziehen zu lassen und die negativen Momente zu erleben. Die Betonung liegt hierbei jedoch auf erLEBEN...
Und genau das macht für mich (nach wie vor) den Unterschied zu dem Zustand, vor Beginn der ersten Ketamininfusion aus...
Ich habe durch die zweite Infusion nun so eine Art "Kehrseite der Medaille" abbekommen...
Trotzdem ist das Leben nicht mehr grau in grau...

Ich werde am morgigen Tag darüber mit meinem Arzt reden, an welchem auch geplant ist, die dritte Infusion zu nehmen. Abgesehen davon, möchte ich ihn auf diesen Forumsbeitrag hinweisen. Eventuell hat ja auch er Interesse, über seinen Eindruck meiner "Entwicklung" zu berichten...

Ferner habe ich am Montag einen Termin mit meinem Psychiater.
Durch die "Negativwallungen" nach der zweiten Infusion und meiner Angst vor dem Abdriften in eine Manie werde ich außerdem meinen Ketamin therapierenden Arzt darum bitten, vor meiner 3. Infusion vielleicht Kontakt zu meinem Psychologen bzw. Psychiater aufzunehmen...
Es besteht die Befürchtung, dass er, abhängig von seinem Hintergrund als Facharzt für Anästhesiologie, zu wenig über die Wechselwirkung von Depression und Manie bei Bi-Polaren weiß... Zumindest weniger, als die sogenannte "Fachwelt der Psychologen und Psychiater"...

Es bleibt weiterhin zu bemerken, dass ich in den letzten 2 Tagen ungewöhnlich spät ins Bett gegangen bin. Also: besser gesagt, zwischen 3 und 4 Uhr und jeweils morgens schon wieder zwischen 7 und 9 wach war.
Allerdings auch durch Verabredungen gebunden. Ich wäre sicher gerne etwas länger im Bett geblieben.
Trotzdem habe ich mir vorgenommen, heute meine Schlafhygiene zu beachten und heute mal vor Mitternacht schlafen zu gehen...
Ferner möchte ich sagen, dass ich immer noch den Eindruck habe, recht viele Aufgaben zu erledigen und mich über die Möglichkeiten freue. Sicher ist auch ein kleiner Teil "Aufschieberitis" dabei - der jedoch eindeutig anders ist, als bei einer Depression.
Es fällt mir momentan nicht schwer, Prioritäten zu setzen!

So.
Ich freue mich, hier meinen Redeschwall schriftlich zu Papier gebracht zu haben:
Ich hoffe, ihr habt ein wenig Freude dran...

Gruß,

Michel
alias
DerFuchs

PS: Eines möchte ich trotzdem berichten: Köln ist in letzter Zeit mit Wolken behangen. Dies können, denke ich, auch andere Menschen "Zeitzeugen" und "Medien" nachweisbar machen.
Bei beiden Infusionen war es jedoch merkwürdiger Weise so, dass ich innerhalb der Behandlungszeit aus dem Fenster schaute und bei beiden Malen kam es zu einem "Wolkenbruch" und sie verflogen im "wahrsten Sinne des Wortes"...
Sollte dies beim dritten Mal auch so sein, werde ich anfangen zu glauben, dass Ketamin für mich das Wetter ändert ;)
 

Ferni

Guest

F
Hallo DerFuchs,

danke für deine Zeit alles niederzuschreiben.

Ich bin 22 und männlich. Genau den selben Scheiss den du beschreibst, hab ich auch. Es ist wie ein Schleier der einem den Geist vernebelt. Ich kann nicht im moment leben und fühle nichts. Alles ist sinnlos. Wo meine Mitmenschen sich freuen, stehe ich einfach nur da und zucke quasi mit den Schultern. Es ist dieses lähmende Gefühl des zeitlosen dahinvegetierens. Alles ist einem scheiss egal. Ich kann mich aufs Sofa legen und stundenlang auf die leere Decke schauen.

Es dauerte etwas bis ich realisierte dass ich ein Problem habe. Nach langem sich-schleifen-lassen ging ich letzte Woche zum Arzt und besorgte mir eine Überweisung für eine psychiatrische Behandlung. In meiner Stadt ist eine Tagesklinik. Ich sollte schon längst dort hin gehen aber ich tu es nicht. Ich weiß nicht was mich erwarten wird.

Ich wohne nicht weit von Berlin entfernt und werde mich in der Charite erkundigen, falls der Impuls hoch genug ist es zu tun. Denn die meiste Zeit gammel ich nur rum. Ich möchte das nicht. Ich möchte wieder leben, so wie vorher!

Mal schauen..
 

Gast

Guest

G
  • Thread Starter Thread Starter
  • #58
@DerFuchs:

Es ist m.E. in solch einer intensiven Phase der Selbstbeobachtung, wie du sie unmittelbar nach den Infusionen und in der unmittelbaren Folgezeit (also derzeit) durchlebst, nicht möglich, die Wirkung objektiv zu beurteilen, weil ein gewisser Erwartungsbias und je nach Persönlichkeitsstruktur auch eine Placebo-Komponente mit reinspielt bzw. reinspielen kann. Wenn Ketamin nach den Regeln der Chemie und der regelrechten Physiologie spielt, gibt es nur eine Möglichkeit: Entweder es wirkt, oder es wirkt nicht. Eine zweite oder dritte Infusion ändert an den hirnchemischen Manipulationen, die das Ketamin bei der ersten Infusion erwirkt hat, auch nach dem aktuellen Stand der Forschung nichts. Die Ketamin-Responder, die in den bisherigen Studien dokumentiert sind, blieben versuchsübergreifend stabil (wenn es nicht so ist - bitte darauf hinweisen).

Ich weiß, dass der Arzt, bei dem du warst, keine klaren Angaben hinsichtlich der zu erwartenden Wirkungen macht und er ein bisschen understatet. Dies mag damit zusammenhängen, dass er von vorhnerein gerne Placebo-Effekte reduzieren möchte bzw. auch das Suizid-Risiko gering halten will. Aber die bisherigen Erkenntnisse lassen eben schon darauf schließen, dass gilt: Entweder es wirkt, oder es wirkt nicht - und zwar spontan, spätestens nach der zweiten Infusion.

Ich würde es weiter probieren und versuchen - wenn das geht - mich zu entspannen und die Selbstbeobachtung - wenn auch das geht - ein bisschen reduzieren. Bildlich gesprochen - den Fokus ein wenig von innen nach außen nehmen und aus dem Augenwinkel schauen. Der sicherste Indikator ist wohl übrigens wohl die Umwelt - wenn es um spontane Veränderungen der Psyche geht (die eben oft nicht gleichermaßen spontan objektiv einschätzbar ist) gibt die Umwelt ein deutliches und unmissverständliches Feedback. Wenn die Leute überzufällig häufig plötzlich anders auf dich reagieren, kann das schon ein Hinweis sein, dass sich was getan hat.
 

DerFuchs

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@Ferni:

Hallo Ferni,

die Zeit, alles nieder zu schreiben ist ja so ne relative Geschichte. Ich bin sicher dankbar darum, es getan zu haben.
Noch dankbarer bin ich allerdings, dass es auch gelesen wird und wohl auch auf die ein oder andere Weise aufgenommen!
Das Wissen: Hey: Da kommt Feedback ist sehr schön!

Was Deine Depression angeht. Oder vielleicht auch nur die sogenannte "depressive Episode" - so kann ich Dir sagen, dass
ich froh bin, gerade selber nicht in diesem Zustand zu sein. Im Gegenteil: Ich habe das Gefühl in mir zu sein.
Während der Depression stand ich buchstäblich immer neben mir.
Ich wollte irgendwie ich sein und hatte keine Ahnung mehr davon, was das überhaupt war. Dieses "Ich"...
Und ich hatte auch diesen Aspekt, dass ich Erinnerungen an eine Zeit hatte, wo ich "lebte"...
Der Wunsch, dass alles irgendwie wieder so sein sollte wie früher, gepaart mit der Gewissheit, dass sowas ja unmöglich ist, war ziemlich unerträglich...
Das war aber auch komisch. Denn trotzdem ich wusste, dass ich einmal da war, tat auch diese Erinnerung nichts mit mir.
Ich war eben nicht ich. Ich war die Depression.
Oder die Depression war ich.

Nach wie vor habe ich keinen blassen Schimmer, was die Depression eigentlich WIRKLICH ist.
Es ist u. A. der Zustand des Nicht-Seins. Aber vielleicht ist es auch einfach eine Stoffwechselstörung im Hirn.
Aber eben auch nur zum Teil...
Aber lustiger Weise, habe ich, seitdem ich nicht mehr wirklich weiß, was eine Depression ist, wieder eher das Gefühl zu wissen, wer ich bin. Was mich ausmacht. Was meine Stärken und Schwächen sind... Wo meine Grenzen liegen.
Ich kann Dinge wieder als etwas wahrnehmen.

Das Starren an die Decke. Oder das (mehr oder weniger verschwitzt) im Bett herumliegen. Das alles ist Teil meiner Biographie...
Und es ist einfach nur ein scheiß Teil... (Sorry für diesen Ausdruck)...
Ein Bett sollte ein Ort sein, der einem Energie gibt. An dem man wieder zu sich kommt. Welcher einem Schutz und Geborgenheit bietet.
Jetzt tut er das auch wieder.
Als ich die Depression war, konnte ich solange im Bett liegen, wie ich wollte: Energie kam da nicht.

Alles war einfach irgendwie da - aber es machte keinen Sinn. Für andere vielleicht. Aber für mich nicht...

Komischer Weise schreibe ich gerade wieder von meiner Depressionserfahrung, dabei wollte ich auf Dich eingehen und Dich ermutigen, es zu tun: Geh in die Tagesklinik. Und wenn Du merkst, dass hat keinen Effekt, dann geh in einen stationären Aufenthalt. Und wenn Du dann immer noch merkst, dass sich da nichts ändert: Probier alle möglichen Medikamente / Antidepressiva (in Absprache mit dem Arzt/Psychiater) aus, die Du verträgst. Ich würde mit "natürlichen" Präparaten wie Johanneskraut anfangen und die "Pharma-Chemiekeule" dann langsam erhöhen...
Parallel dazu: Begebe Dich in eine Therapie. Probiere verschiedene Therapien aus, wenn es nötig ist...
Vor allem mach eines Dir bewusst: Du hast Zeit!
Wenn es heute nichts wird und morgen nichts wird, dann vielleicht übermorgen...
Setz Dich nicht unter Druck. Versuche den Zustand zu akzeptieren.
Diesen Spruch fand ich immer am beschissensten: "Den Zustand akzeptieren. Hallo? Es fühlt sich an, als würde da gerade mein Haus abfackeln, als ob ich tierische Zahnschmerzen hätte, meine Tochter bedroht und gleichzeitig noch ein Terroranschlag in meiner Stadt ausgeübt - Achja: Und es fühlt sich so an, als wäre das alles Realität, aber als ob es mir scheiß egal ist! und ich soll diesen Zustand akzeptieren?"
Welchem "Patienten" sagt man denn bei Zahnschmerzen: "Akzeptieren Sie bitte den Zustand"...?
Also: Ich würde sagen: Geh zum Arzt. Lass Dich untersuchen...

Das alles meinte ich nicht, als ich Dir sagte: "VERSUCHE es zu akzeptieren" - ich meine damit eher: Begebe Dich so schnell wie möglich an eine Stelle, von der Du irgendwie ausgehen kannst, dass sie Dir hilft. Versuche es zu akzeptieren. Damit meine ich: Es ist Teil Deines Weges. Das was jetzt gerade passiert. Es ist da. Und deshalb nimm es einfach wahr. Es ist vielleicht gerade sowieso das einzige, was Du tun kannst. Vielleicht sagt es Dir ja was? Außer diffusem Mist...?"

Irgendwann in meiner Jugendzeit. Kurz nach einem gebrochenen Herzen. Meinem ersten Liebeskummer, schrieb ich folgende Verse:
"Die Aufgabe, sich selbst zu entdecken, bleibt einem Menschen im Leben als Einziges erhalten"...
...

Was ich damit sagen will: Ich glaub, da ist was dran... Könnte es etwa sein, dass ich in meinem Leben mal etwas "Wahres" gesagt, beziehungsweise "geschrieben" habe?

Es ist Deine Aufgabe, Dich selbst zu entdecken...

Wo bist Du, wo ist die Depression...?
Ich will Dir nicht schreiben:
Hey Ferni,
bleib cool. Alles easy. Schieb Dir ne Infusion Ketamin rein und alles ist wieder (locker).
Denn so ist es glaube ich nicht...
1. Kann es gut sein, dass das Zeug bei Dir nicht wirkt --und 2. war Ketamin bei mir das letzte Mittel, welches ich ausprobiert habe...
3. Weiß ich nicht, wie lange es hält.
Deshalb habe ich mir fest vorgenommen, jetzt, wo ich wieder "weiß" was ein Ziel ist, mir auch welche zu setzen.
Irgendwann dieser Tage werde ich hier vielleicht mal eine kleine persönliche Zielsetzung posten... Und euch dann davon berichten, wie es sich anfühlt, diese zu erreichen / erreicht zu haben...
Ziele waren in der Zeit meiner Depression ein gedanklicher Schlag in meine Fresse. (Sorry: Irgendwie hab ich es gerade mit den Kraftausdrücken)...
Lustiger Weise scheinen all diese Aktivitäten, die ich vor Ketamin ausprobiert habe, jetzt auch zu wirken. Ich meine damit Dinge wie Atemübungen, Meditation, Sport oder Freunde treffen...
Das Schönste ist, dass ich mich wieder Lachen höre und mich selbst darüber erfreuen kann.

Sollte aber das professionelle Surrounding, welches Du jetzt hoffentlich bald aufsuchen wirst, nachdem Du alles mögliche ausprobiert hast, genauso ratlos sein, wie Du, dann bin ich gespannt auf Deinen Erfahrungsbericht bezüglich Deines Umgangs mit Ketamin und Depression!
Was mir immer wieder Mut gemacht hat waren folgende Sätze, die es zum Glück auch oft im Internet zu lesen gibt:
Depression ist heilbar.
Lass Dir helfen! Helf Dir selbst! Du wirst wieder einen Weg zu Dir finden, da bin ich mir sicher!

Hey Ferni:
Depressiven Menschen wird nachgesagt, dass sie sehr sensibel sind. Vielleicht ist das ein Anfang?

Liebe Grüße aus Köln,

Michel

--- [2015-09-17 11:33 CEST] Automatisch zusammengeführter Beitrag ---

Guten Morgen liebe Netzgemeinde,

irgendwie bemerke ich, dass ich mich von dieser: "Objektiv-Subjektiv", "Schwarz-Weiß", "Gut-Böse" - Sicht lösen will...
Beziehungsweise: Es schon getan habe...
Zu dieser Sichtweise gehört auch die bewertende Fragestellung: "Fühl ich was - oder fühl ich nichts?"...
Sich einerseits als Teil der Gesellschaft, der Menschheit, des Universums zu sehen und gleichzeitig eben genau diese Komponenten zu sein - das ist Momentan ein recht verwirrender Zustand, in dem ich mich befinde...
Jede noch so erfolgte Beurteilung einer Situation ist meines Erachtens "subjektiv" - Nur das "Alles-ist-Eins"-Ding, "Gott" oder wie auch immer - auf jeden Fall dasjenige, was auf mich schaut, kann mich objektiv beurteilen. Ich kann es nicht... Ich kann immer nur meinen Standpunkt verändern.
Nur Dasjenige, dass "alles" weiß, alles berücksichtigt, jeden subjektiven Blickwinkel kennt, kann eine "Objektive" Einschätzung der Lage vollziehen...
Und auch diese Einschätzung meinerseits bleibt eine "subjektive" Auffassung...
Ein anderer kann sagen: "Um Objektiv zu sein, musst Du einfach von subjektiv auf objektiv wechseln"...
Und auch an dieser Einschätzung ist was Wahres dran...
Wie auch immer.
Mitch (Der Gast) hat recht, wenn er sagt, dass es für ihn nicht möglich ist, in einer "Phase der intensiven Selbstbeobachtung die Wirkung von Ketamin objektiv zu beurteilen..."...
Wer aber kann das?

Ich möchte hierzu Folgendes schreiben:
Seitdem ich auf der Welt bin, gehe ich davon aus, dass ich in einer "Phase der intensiven Selbstbeobachtung" bin!
Dies wiederum würde bedeuten, dass ich nie eine objektive Einschätzung der Lage haben werde, oder? Vielleicht am Ende meines Lebens?

Was meine Situation angeht, so kennt ihr natürlich überhaupt nicht meine Lebensumstände...
Ihr wisst nicht, in welcher Villa ich lebe, wie viel Sport ich treibe und so weiter...
Ihr habt immer nur die Möglichkeit, das, was ihr hier lest, auf euch selbst zu beziehen...

Eine "objektive" Formulierung könnte Textmäßig so lauten:

Sehr geehrten Damen und Herren,

der Member, der sich in diesem Forum "DerFuchs" nennt, hat mit der Infusion von Ketamin dazu beigetragen, dass sich
seine Gedankenstruktur und sein Empfinden geändert hat. Diese Veränderung führte dazu, dass er in diesem Forum Beiträge verfasste, die zweifelsohne nur seiner subjektiven Objektivität angehören...
Wirklich objektive Berichte über die Wirkung von Ketamin bekommen sie vielleicht hier: www.wikipedia.de
Diese sind deshalb "objektiv", da sie von mehreren "subjektiven Sichtweisen" gemeinschaftlich zu "einer" subjektiven Sichtweise formiert wurden...
Es bleibt zu bemerken, dass "DerFuchs" von einer Wirkung schreibt. Also festzuhalten, dass es eine Wirkung (bei ihm) gibt, bei der Infusion von Ketamin. Auch scheint diese sich auf sein Bewusstsein ausgeübt zu haben.



Bevor ich mich in diesem Forum zu Wort meldete, hatte ich KEINE Erfahrung mit Ketamin gemacht.
Weder, dass ich Leute kannte, die schon mal Ketamin verwendeten (als Droge oder als Heilmittel),
noch, dass ich Menschen kannte, die überhaupt KETAMIN kannten.

Für mich geht es hier darum, die Wirkung und die Erfahrung, welche ich im Umgang mit Ketamin und Depression mache, zu dokumentieren und zu teilen.

Um auf die Frage zurück zu kommen: Wirkt Ketamin bei Depression?
Auf jeden Fall war eine recht schnelle Wirkung bei mir innerhalb der ersten 48 Stunden spürbar.
Ich hatte wieder Spaß, Freude und konnte Lachen.
Alles in allem deutliche Anzeichen dafür, dass ich nicht depressiv war/bin.

Körperliche Nebenwirkungen habe ich bisher auch keine erlebt.

Die Sorge, "manisch" zu sein, hat sich mittlerweile auch verflüchtigt - auch wenn ich mit dem Arzt nach wie vor darüber sprechen werde...
Ich bin gerade einfach "normal" drauf...

Um ehrlich zu sein, möchte ich dem entsprechend schreiben:
Bei mir wirkt Ketamin und ich bin froh, dass ich die Therapie mache.

Um ehrlich zu sein, verspüre ich gerade auch den Wunsch, mich insgesamt von der Depression (ganz) zu verabschieden.
Dies wird dem entsprechend auch ein (mehr oder weniger schneller) Abschied von meinen Beiträgen hier im Forum.

Liebe Liebe,
das Du gegangen bist,
das konnte ich nicht fassen,
viele Nächte fühlte ich mich so einsam und verlassen.
Was bleibt ist die Erinnerung. So zuckersüß und Sonnenrot.
Doch fühl ich in mich jetzt hinein,
fühl ich so gar nichts: Außer: Tod!
Es konnte Dich doch garnicht geben - es konnte so nicht sein.
Denn was bleibt dem Menschen hier im Leben als das Hoffen und das Wissen:
Hier bin ich allein!

-----

Ich glaube nicht mehr an die Liebe.
Nein: An die Liebe glaub ich nicht.
Den glaubte ich noch an die Liebe,
wären diese Zeilen voll von Liebe,
und ganz bestimmt auch ein Gedicht!
 
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DerFuchs

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Guten Morgen liebe Netzgemeinde,

da ich euch gerne auf dem Laufenden halten möchte und da mittlerweile einige Zeit vergangen ist, schreibe ich eben diesen Beitrag hier ins Forum:
Ich habe die Ketamintherapie (vorerst) beendet.
Und zwar in Absprache und gegenseitigem Einverständnis mit dem Arzt aus Köln, der diese Therapie anbietet.
Wir sind uns darüber einig gewesen, dass Ketamin eine schnelle und positive Wirkung bei mir hat(te).
Soll heißen: Ich bin nicht mehr depressiv.
Auch bin ich nicht manisch - was mir wiederum meine Außenwelt bestätigt, die bei einer bi-polaren Störung ja immer sehr wichtig ist, in Anbetracht auf die seelische Erkrankung.
Soll heißen: Bei unserem dritten Treffen gab es schon keine weitere Infusion mehr.
Der Arzt aus Köln war selber etwas überrascht, wie positiv Ketamin sich bei mir auswirkte.
Trotzdem ich in dem Moment, als ich erfuhr, dass wir die Therapie jetzt erst einmal (und hoffentlich für immer) aufhören würden,
da diese rauschende Wirkung schon ein gewisses "Abenteuer" verspricht, etwas enttäuscht war, war ich andererseits sehr froh, da ich offenkundig nicht mehr depressiv war und es theoretisch immer die Möglichkeit gäbe, mich mit Ketamin wieder zu behandeln, sollte ich doch wieder in den depressiven Zustand fallen.
Sprich: Der Arzt bot mir an, mich jederzeit bei ihm zu melden, sollte ich wieder in Depression verfallen sein.
Mittlerweile ist ja ein kleiner Zeitraum vergangen...
Zwar ändern sich die Lebensumstände nicht mit einem Fingerschnippsen - meine Sicht auf diese hat sich allerdings sehr wohl geändert.
Ich rauche zwar immer noch, manchmal wie ein Schlot - aber ich verurteile mich nicht mehr so dafür und "akzeptiere" dieses Laster, wohl wissend, dass es eben eins ist, welches ich auch in Zukunft irgendwann mal ändern werde. Um ehrlich zu sein: Es macht mir einfach in gewisser Hinsicht einfach Spaß...
Und um bei Spaß zu bleiben: Ich war seit langer (sehr langer) Zeit mal wieder auf den Kölner Straßen unterwegs und mischte das Nachtleben auf...
Wie gesagt: Ich fühle mich wieder. Und das fühlt sich verdammt gut an!
Solltest Du also bisher verzweifelt alle Mittel ausprobiert haben, so empfehle ich Dir Ketamin.
Das "ungute und unbeschreibliche Gefühl", welches ich seit 2011 hatte - und welches zu einem Horrortrip und Besuchen in mehreren Psychiatrien führte, hat sich einfach in Luft aufgelöst...

Ich halt Euch auf dem Laufenden.

Liebe Grüße,

Michel
 
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