warum Männer zwar als Machos auftreten [...]
Es lohnt sich Aussagen mal auf das andere Geschlecht zu beziehen:
"Warum Frauen zwar still und zurückhaltend sind [...]"
Da würde zu recht geschrien werden: Verallgemeinerung, kann man so nicht sagen, liegt man Patriachat etc.
Aber beim Mann - und das ist die übliche Argumentationslinie - 'der ist nunmal so', 'der ist selber Schuld'.
Wenn meine Glaubwürdigkeit in Frage gestellt wird, lade ich ein, meinen akademischen Lebenslauf zu sichten.
'Ich hab Ahnung weil schau Lebenslauf' danach klingt das ein wenig. Aber es ist allzu unkonkret alles.
Nur, wenn Trolle extrem hartnäckig sind. Die höfliche Korrektur macht die meisten übrigens aggressiver als das Ausblenden. Aber ich gehe damit auch nicht ihretwegen so offen um, sondern um anderen Frauen zu zeigen, dass es möglich ist, diesem Bullshit - um mal einen, nun, Fachausdruck zu nutzen - öffentlich etwas entgegenzusetzen: Es ist möglich, sich zu wehren und gleichzeitig mit den eigenen Botschaften und Projekten weiterzumachen.
Löblich. Das einzige was mir zuweilen fehlt ist die Erkenntniss, dass es zu jedem Themen diskutierende gibt, trollende gibt, Hassredner gibt, das ist kein spezifisch feministisches Problem.
In meinem Buch beschreibe ich eine grundlegende moralische Asymmetrie zwischen Männern und Frauen. Es herrscht die Erwartung, dass eine Frau Bestimmtes bereitstellt: emotionale Güter wie Liebe, Aufmerksamkeit, Zuneigung, aber auch etwa Haus- oder Erziehungsarbeit. Gleichzeitig fühlen Männer sich moralisch berechtigt, diese Dinge zu beanspruchen und sie sich sogar einfach zu nehmen. Weil dieses Arrangement unfair ist, fühlt sich diese Dynamik für Frauen wie eine Pflicht an, für ihn aber wie ein moralisch berechtigter Anspruch
Blendet komplett aus, dass es an Männer ebenso Erwartungen gibt. Man denke z.B. an die Versorgerrolle. Hier zeigt sich wieder mal, dass eine Grundthese des Feminismus falsch bzw. schlecht ist: Nämlich, dass es sinnvoll sei, sich auf die Probleme von Frauen zu fokussieren und die andere Seite weitesgehend auszublenden und zu einem 'whataboutism' zu degradieren. Man kann 'die Rolle der Frau' aber nicht denken ohen 'die Rolle des Mannes' und man kann nicht eines sinnvoll einzeln problematisieren.
Dieses patriarchalische Arrangement macht Männer hochgradig abhängig von Frauen, ja - er ist ein man-child: dominant und bedürftig zugleich.
Bemerkenswerte Aussagen für eine Szene die ja gerne kontern mit 'DEN Feminismus gibt es doch gar nicht', aber von 'die Männer' darf man offenbar sprechen.
Beispielhaft ein umgedrehter Satz: "Dieses Arrangement macht Frauen hochgradig abhängig von Männern, ja sie sind Prinzessinnen: zurückhaltend und aufreizend zugleich"
dass aus dieser männlichen Fragilität Gewalt entstehen kann, mein Beispiel dafür ist immer der Massenmörder Elliot Rodger
Nennt mich pingelig, aber wenn wir erst von Männern und dann von Massenmördern sprechen hielte ich ein 'extremes Beispiel' als Formulierung mindestens angebracht.
Eine Couch ist ein Beispiel für ein Möbelstück und ein Massenmörder ist ein Beispiel für die typische männliche Fragilität. Interessant.
wie quälend es für ihn war, dass Frauen ihm keine Liebe und Sex "schenkten" und ankündigt, jede einzelne "blonde Schlampe" umzubringen - und im Anschluss sechs Menschen ermordete. Er nahm es nicht nur als Enttäuschung wahr, dass keiner mit ihm zusammen sein wollte, er hatte das Gefühl, ihm würde etwas vorenthalten, das ihm zustehe.
Das hat nur bedingt damit zu tun, dass er ein Mann ist, sondern liegt vielmehr einer Narzistischen Persönlichkeitsstörung zugrunde Und ist also eher ein Beispiel für stark ausgeprägten Narzismus + X und weniger für typisches männliches Denken.
Außerdem ist doch real das Mitgefühl für Männer, und selbst für Massenmörder, extrem ausgeprägt.
Im Gegenteil ist Mitgefühl für gewaltätige Frauen deutlich ausgeprägter. Gewalt von Frauen ausgehend wird als weniger schlimm wahrgenommen bzw. als gerechtfertigt
weil sich aus dieser Perspektive der Fokus auf die Opfer verschiebt, es dann darum geht, womit Frauen umgehen müssen und weniger darum, was Männer fühlen. Es ist schwierig, genau herauszufinden, ob jemand wirklich in einem tiefsten Inneren hasserfüllt ist oder nur unsicher - für das Opfer, das mit den Konsequenzen leben muss, ist es aber auch nicht relevant.
Diese Perspektive würde ich mir Donna Hylton wünschen, eine bekannte Feministin, Rednerin auf dem Woman's March 2017 und verurteilte Vergewaltigerin und Gewalttäterin.
Da habe ich nämlich ganz ausführliche Interviews schon gelesen, wie das ganze denn passieren konnte, warum sie ja gar nicht so richtig beteiligt gewesen sein will und dass das ja an ihrer Vergangenheit (= an bösen Männern) auch lag etc.etc.
[...] beides kann ja aber durchaus auch Ergebnis seines Handelns sein, seines eigenen Scheiterns.
Das finde ich sehr spannend. Und etwas traurig. Das Feministen Männer gerne mal in eine zutiefst kapitalistische 'Verlierer'-Schublade stecken. Bei Männern gebe es natürlich keine Probleme, keine Erwartungshaltungen, keine Gesellschaft und keinen gesellschaftlichen Druck deswegen sind die 100% selber verantwortlich und ggf. dann halt Verlierer. Frauen können keine Verlierer sein, nur Opfer vom System.
Dazu kommt, dass genau diese 'sei kein Verlierer' Erwartungshaltung an Männer solche Taten wie die Rodgers noch befeuert. Der kriegt keine Frau ab? Was für ein ein Verlierer.
Jordan Peterson, einem Psychologieprofessor und YouTube-Star, der mit seinen Thesen sexistischen Ideologien in die Hände spielt.
Wird einfach mal als Prämisse hergenommen. Journalist als neutrale Instanz? Nur geheuchelt, aber hier ja nichtmal mehr. Das nennt sich nicht Journalismus, sondern 'Platform bieten'.
seine Trolle auf Twitter kamen trotzdem. Gar nicht mal so sehr mit Beschimpfungen
Schon doof, wenn selbst die sogenannten 'Trolle' (= Menschen mit anderer Meinung) nichtmal richtig feindselig sind. Aber mal sehen was sie aufgefahren haben:
viele versuchten, mir mangelnde Expertise nachzuweisen, indem sie etwa die Anzahl von Petersons und meinen Publikationen verglichen. Naja, er ist 20 Jahre älter als ich und hat natürlich mehr gearbeitet - wenn man das denn überhaupt gelten lassen will als valides Vergleichsmittel.
Moment mal...:
Wenn meine Glaubwürdigkeit in Frage gestellt wird, lade ich ein, meinen akademischen Lebenslauf zu sichten.
Also für eines muss man sich dann doch entscheiden. Wenn man als Glaubwürdigkeitskriterium den eigenen Lebenslauf heran zieht muss man damit leben, dass andere das auch machen.
War viel zu einfach zu zerpflücken, deswegen wollte ich es eigentlich lassen. Aber da ja indirekt Bedarf bekundet wurde... ;-)