Daseinsberechtigung von kompakten Videokameras/"Camcorder"?

[Pleitgengeier]

(Diese Frage interessiert mich schon eine ganze Weile und Google spuckt darauf nur triviale Antworten oder >5 Jahre alte Threads aus, deren Inhalt heute sicher nicht mehr aktuell ist)

Früher war der Unterschied ja ganz einfach: Fotoapparate "speicherten" ihre Bilder auf Filmen und später auf (damals einige MB großen) CF-/SD-Karten, Camcorder/Videokameras dagegen auf Magnetbändern wie VHS oder kleineren Formaten und später auf DVD.
Heute speichert alles auf SDHC-Karten die mittlerweile an der 100GB-Schwelle stehen und ich frage mich daher: Welche Daseinsberechtigung haben die - immer noch im aus der VHS-Zeit bekannten Format gehaltenen - "Camcorder" in Zeiten, in denen selbst günstige Kompaktkameras in FullHD mit >=30fps aufnehmen?
Ich kann mir noch vorstellen, dass das Format zum "unterwegs Filmen" angenehmer ist, aber angenommen ich filme auf einem Stativ, welche Vorteile bietet eine kompakte Videokamera gegenüber einer aktuellen DSLR?

Vergleicht man die Abteilungsgröße in den üblichen Elektronikgeschäften (MM, Saturn,...) hat man nicht den Eindruck als würden die "Camcorder" demnächst vom Markt verschwinden.

 

[Cybercat]

Vielleicht ist es nur Gewohnheit.
Camcorder werden bequem mit einer Hand gehalten haben in dem Griff die Taste für Aufnahme und Motorzoom.
DSLR ist übrigens die Abkürzung für "Digitale Spiegelreflexkamera"

Eine DSLR wird halt beidhändig geführt. Die lässig mit einer Hand zu halten geht nicht. Erst recht nicht wenn man mal während der Aufnahme ranzoomen möchte.
Habe schon mehre Videos mit meiner DSLR gemacht. Eine Hand halt am Objektiv. Geht auch, die Qualität steht der eines Camcorders in nichts nach.
Es ist nur die Art der Bedienung die das Dasein der Camcorder heute noch rechtfertigt. Würde ich regelmäßig Videos machen, würde ich mir auch wider einen Camcorder holen.
Mein letzter war einer mit Video8. Da es aber nur mal hin und wieder kurze Clips sind (Meistens von meinen Katzen) reicht mir da die DSLR vollkommen aus.

 

[Pleitgengeier]

@Cybercat: Danke, wieder einiges gelernt

Dann streiche ich die Anschaffung eines Camcorders mal von der Liste

Bezüglich DSLR habe ich da was verwechselt, wie nennt man dann dieses Mittelding zwischen billigen Digitalkameras und DSLR?

 

[Cybercat]

Aehhhh Systemcamera. Da kann man die Objektive tauschen. Sind aber ansonsten ne ganz normale Digicam. Ich glaube das ich hier Zustimmung finde wenn ich mal behaupte das man da die Finger von lassen sollte.
Meine letzte war eine die als Sucher auch einen kleinen TFT-Monitor hatte. (Aber noch keine Systemcamera war) Man konnte mit einer Taste zwischen dem Mini-TFT oder dem "großen" Bildschirm wechseln.
Aber eine DSLR ist halt die Königsklasse. Kaufe ich mir ein größeres Modell kann ich die Objektive weiter benutzen. Bei einer Systemcamera ist da Sabbat.


Edit: Eine DSLR würde eigentlich auch zu den Systemcameras gehören. Aber es weiß eigentlich jeder was damit gemeint ist. Die anderen haben halt keinen Spiegel.
Haben einen normalen separaten Sucher oder leiten das Bild halt auf einen Mini-Bildschirm um.

 

[KaPiTN]

Ich mag Video-Kameras mit Pistolengriff. Die passen in die Hosentasche.

 

[FrostAgent]

@Cybercat:

Also ich würde dir nicht zustimmen.
Neben den Systemkameras findest du zwischen Kompaktkamera und DSLR nämlich noch die Bridge. Die würde ich nicht empfehlen. Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes.

Die Systemkamera füllt quasi die Lücke zwischen Kompaktkamera und DSLR, wozu die Bridge nie im Stande war. Die Bildqualität gegenüber einer normalen Kompaktkamera ist aufgrund des größeren Sensors nochmal eine Ecke besser, dazu ist sie eben deutlich kompakter als eine Bridge und man hat die Möglichkeit des Objektivwechsels.


Ein Camcorder kann sich durchaus noch lohnen, das hängt mit dem Einsatzgebiet und dem Budget, sowie den eigenen Ansprüchen zusammen. Eine DSLR käme vermutlich ein Stück weit teurer. Darüber hinaus erfordert das (filmische) Arbeiten mit einer DSLR etwas mehr Übung und Wissen. Ein vernünftiger Camcorder besitzt meistens bereits einen guten Bildstabilisator und Autofokus, bei der DSLR wäre das unter anderem vom Objektiv abhängig. Dazu ist die Aufnahmezeit bei einem Camcorder in aller Regel länger.

Wie gesagt, es hängt davon ab, was, wie und wo du filmen möchtest, ob du bereit bist etwas mehr auszugeben und dich intensiver mit der Materie und auch der Nachbearbeitung auseinandersetzen möchtest.

Ich denke, dass man auf jeden Fall zu dem Fazit kommen kann, dass Camcorder immer noch eine Daseinsberechtigung haben, auch wenn der Markt etwas kleiner geworden sein mag.

 

[gelöschter Benutzer]

Camcorder haben oft größere Sensoren als Kompaktkameras bei derselben Auflösung, was zu einer höheren Lichtempfindlichkeit führt. Auch sind Software und DSP auf Videos ausgelegt, bei vielen günstigen DSLRs macht Filmen keinen Spaß. DSLRs mit "angenehmer" Videofunktion kosten auch schnell 1000€+ ohne Objektiv (z.B. die Canon EOS 7D).

Kompaktkameras machen bei genauerer Betrachtung nur Scheißfotos und genauso schlechte Videos. Das taugt vielleicht für eine kurze Dokumentation eines Kindergeburtstags, aber mehr auch nicht. Bei Betrachtung auf größeren Bildschirmen fällt dann schnell der geringe Dynamikumfang und die extrem krasse Rauschkorrektur auf. Bilder wirken dann einfach nur noch platt. Ein guter Camcorder wird vermutlich bessere Videos machen als eine gute Kompaktkamera, meistens sind auch die Mikrofone besser.

Wenn man übrigens einen richtig geilen "Camcorder" sucht, empfehle ich die Black Magic Cinema Camera. Die kostet mit "nur" 1985€+ deutlich weniger als vergleichbare professionelle Filmkameras, bei Sony-Modellen kostet eine ordentliche 2K-Kamera schon mal mehr als 6000€. Im Preisbereich der Black Magic Cinema Camera bekommt man bei Sony nur Camcorder mit fest eingebautem Objektiv.

 

[FrostAgent]

Kompaktkameras können ebenfalls sehr gute Bilder machen. Es hängt immer viel vom Anwender ab, aber ich würde die Dinger nicht verteufeln, damit lässt sich wirklich sehr gute Arbeit leisten.

Darüber hinaus lassen sich bei richtiger Umgehensweise auch mit vermeintlich günstigen DSLR gute Videos erzeugen (600D, 700D usw.). Vor allem mit einer anderen Firmware wie Magic Lantern erhöhen sich Handling und Möglichkeiten noch einmal.

 

[gelöschter Benutzer]

OT: Funktioniert Magic Lantern auch mit meiner 650D?

Habe auf der Nightly-Seite zwar einen Download gefunden aber bei nem 700€-Gerät will ich das ungern bricken.

 

[FrostAgent]

Funktioniert, die Version ist jedoch noch in der Alpha, soll aber bereits einigermaßen stabil laufen.

http://www.magiclantern.fm/forum/index.php?topic=7473.0
https://www.youtube.com/playlist?list=PLK5scuXMuLNmDW0m4IesEOGB5P5zYLY24

 

[Cybercat]

@phre4k: Vielleicht sollte man bei Vorschlägen und Beispielen nicht in den Profibereich vordringen sondern bei einer Art Camcorder bleiben und vergleichen den Papa auch bei einem Tagesausflug im Zoo dabei hat.
Als ich mir meine DSLR geholt habe, habe ich auch nicht bei Hasselblad geschaut was die so haben

 

[drfuture]

Also ich würde ebenfalls nicht sagen das eine Systemkamera nichts ist... sehe eher den Spiegel als ein unnötiges Bauteil an und denke das die Digitale Spiegel-Reflex Kamera eher den Spiegellosen Platz machen wird - auch wenn es noch ein wenig dauern wird.
Die Sucher-TFT's sind inzwischen durchaus auch schon so hoch aufgelöst das man dort keine Pixel mehr erkennt. Dazu ist die Systemkamera wesentlich kompakter und leichter. Bei einem festen Standard wie MicroThird passen auch die Objektive - oft sogar über Hersteller hinweg. Einzig die größe des Sensors ist bei den größeren, dann aber auch wesentlich teureren DSLR ein Ausschlaggebendes Kriterium. z.B. eine Vollformat-Systemkamera ist mir nicht bekannt ... eigentlich schweift das hier aber vom Thema ab

Was hier noch nicht erwähnt wurde ist die Art der Speicherung - ich denke nicht ohne Grund gibt es noch immer Camcorder mit DV Kasetten - und wohl auch Profi-Kameras zeichnen oft weiterhin auf Magnetbänder auf (außer sie sind dann so leistungsfähig das sie raw auf Platte schreiben können).
Die Qualität auf dem TV oder TFT mag keinen unterschied machen - aber die Qualität der Daten zwischen einer DV-Kassette mit Roh-Daten und einem schon komprimierten mpeg-Film ist gegeben - und gerade beim Nachbearbeiten und noch x-mal schneiden usw. baut man sich immer mehr Verluste ein.

 

[gelöschter Benutzer]

Als ich mir meine DSLR geholt habe, habe ich auch nicht bei Hasselblad geschaut was die so haben

Ein "normaler" Camcorder kostet 600€ statt die Black Magic mit ~2400€ inkl. Objektiv. Das ist 1/4.

Eine normale DSLR kostet 600€ inkl Objektiv, eine Hasselblad 25.000€ mit Digirückteil. Das ist 1/41

 

[eraser]

Also wenn man viel filmt, mag man das sicher nicht mit der DSLR machen. Mal davon ab, dass sie um Welten unhandlicher ist, hört man den AF ohne externes Mikrofon und der Fokus sitzt auch nicht immer direkt. Ausserdem hat man immer das bekannte "pumpen" im Bild.

Will man mit der DSLR immer bei gleichem Abstand auf zB einem Stativ filmen, mag das schon klappen. Ansonsten muss der AF entweder kontinuierlich sein (laut, immer wieder falscher Fokus, Akkuverbrauch), oder ich muss laufend selbst nachfokussieren und aufpassen.
Ich weiss jetzt auch nicht, wie das bei anderen Marken ist, aber bei meinen Nikons ist das auch keinesfalls als "günstiger" anzusehen. Die 5100 zb hat nur ein Mono-Mikrofon und 30FPS. Die 7100 kann Stereo und 60FPS. Kostet aber schon rund nen Tausender ohne Objektiv. Belichtungseinstellungen sehe ich aber im Video-Modus auch hier leider nicht sofort im LiveView.
Dazu muss dann noch eine SHDC-Karte rein die was kann, weil man auch Fotos machen möchte. Die sind ebenfalls nicht billig, wenn's mal größer sein soll (bzw. auch die kleinen sind schon scheissteuer).

Logo - ist die DSLR eh schon da und man filmt nur ab und an mag das ja eine Option sein. Will man allerdings das Hauptaugenmerkt auf Filmchen legen, rate ich klar vom Kauf einer DSLR ab.

 

[FrostAgent]

Auch hier gilt: Es hängt von den persönlichen Präferenzen ab und dem was man unter welchen Umständen erreichen möchte. Die Lautstärke und der Flow des Autofokus hängen vom Objektiv ab und dort gibt es selbst im günstigen Bereich akzeptable Lösungen. Bei einem etwas ambitionierteren Engagement fällt das interne Mikro sowieso relativ schnell weg, wodurch der Autofokus problemlos etwas lauter sein dürfte.

Meinen Erfahrungen nach leistet der Autofokus oft sehr gute Arbeit und auch Bewegtaufnahmen sind mit etwas Übung zu meistern ohne teure Steadycam oder anderes Equipment. Hier hilft oftmals schon ein einfaches Stativ und die besagte Übung für tolle und ruhige Aufnahmen.

Eine pauschale Ablehnung der DSLR finde ich äußerst gewagt. Es hängt einfach immer davon ab was man möchte, wie man es möchte und was man bereit ist an Zeit und Geld für Ausrüstung und Übung zu investieren. Nicht umsonst werden ganze Filme mit DSLR gedreht.

 

[eraser]

Eine pauschale Ablehnung der DSLR finde ich äußerst gewagt.

Pauschal wurde auch nichts abgelehnt und von einer teuren Steadycam war hier keine Rede. Andere Ausnahmen beschrieb ich ebenfalls bereits.

Kurz: Für zB den Familienpapa der mal das Baby, Feier oder nen Privatporno abfilmen möchte, ist imho die 200 Euro günstige HD-Cam das Mittel der Wahl. Die wandelt das direkt in ein günstiges Format um wie DivX, ist handlich, hat einen Akku, der vmtl 3x solange für den Zweck funktioniert, ich kann entspannt filmen, es ist nicht weiter wild wenn die mal runterfällt und ich hab' sicher sogar noch ein kleines Videoprogramm dabei.

 

[gelöschter Benutzer]

Da reicht dann aber auch ein Smartphone mit guter Kamera, oder?

 

[KaPiTN]

Ich weiß nicht. Bedienbarer Zoom und Stativgewinde muß schon sein.

 

[FrostAgent]

@eraser:

Stimmt, die Steadycam habe ich ins Spiel gebracht, ich wollte nur darauf hinaus, dass man selbst ohne ein solches Equipment gut arbeiten kann.

Logo - ist die DSLR eh schon da und man filmt nur ab und an mag das ja eine Option sein. Will man allerdings das Hauptaugenmerkt auf Filmchen legen, rate ich klar vom Kauf einer DSLR ab.

Das liest sich für mich schon ziemlich pauschal a la "Anspruch: Nur filmen = keine DSLR" - Natürlich vollkommen in Ordnung, wenn du nun sagst, dass du das so nicht meintest.

Für den Privatporno und die Taufe der Nichte können im Prinzip auch eine günstige Kompaktkamera und ein 5€-Stativ ausreichen.
Das sind generell Sachen die sich am besten an direkten Beispielen erklären lassen, - wenn jemand sagt ich will dies und jenes im Austauch für dies (Geld) und jenes (Zeit, Motivation,..) damit ich dieses und jenes (Ergebnis) erreichen kann.

 

[godlike]

Vieles wurde hier ja schon gesagt. Es braucht eindeutig mehr Know-How mit einer DSLR anständige Videos zu drehen. Hab jetzt schon an mehreren Filmen mitgewirkt und das Handling ist wirklich nicht immer einfach. Manuell Schärfe ziehen muss man dann ja auch noch wenn man gute Ergebnisse haben möchte (der AF ist zumindest bei der EOS 5D und dem 24-70 einfach zu krass). Für den Amateur der damit einfach nebenher im Urlaub Filmen will ist das wohl einfach nix.