Ich antworte mal mit meinem eigenem Halbwissen
- Welche Kameras gibt es und wofür eigenen sie sich
Hm nunja, dazu kann oder will ich nicht viel sagen. Imgrunde gibt es ja kleine Kompaktkameras, die man sich in die Hosentasche stecken kann. Dann noch deine Bridgekameras, etwas größer, jedoch noch recht leicht. DSLRs, größer und schwerer, dafür auswechselbare Objektive (gibt es inzwischen auf für Kompaktkamera ähnliche Kameras -> Nikon 1), größerer Sensor.
Die "Highend" Modelle unter den DSLRs sind diese mit Kleinbild-Sensoren (auch Vollbild genannt). Dieser ist der größte handelsübliche Sensor.
- Welche Werte sagen was aus und welche sind an einer Kamera wichtig? / Welche Einstellungen/Werte an einer Kamera verwende ich wozu und wie beeinflussen sie das Bild?
Ein Thema, zu welchem man Bücher füllen kann.
Fange ich mal mit dem
Sensor an.
Es gibt auch hier mehrere Arten, ich beziehe mich nur mal erst auf die Größe. Faustregel - Größer ist immer besser.
Stell dir einen Sensor vor, mit Flächeninhalt A. An der Kamera stellst du 10 Megapixel ein. Das heißt, die 10 MP werden auf die Fläche A gleichmäßig verteilt. Jeder Pixel hat somit eine Fläche von A/10 Mio.
Stell dir einen Sensor vor, mit Flächeninhalt A/2. An der Kamera stellst du 10 Megapixel ein. Das heißt, die 20 MP werden auf die Fläche A/2 gleichmäßig verteilt. Jeder Pixel hat somit eine Fläche von (A/2)/10 Mio.
Jeder Pixel hat nun nur noch halb so viel Platz wie im ersten Beispiel. Die Wahrscheinlichkeit, dass Bildrauschen und Farbfehler auftreten, ist also wesentlich höher. Und jetzt stell dir mal den Unterschied zwischen einem Vollformatsenor (ca. 36x24mm) und dem Sensor einer Handykamera vor (geschätzt weniger als 10mm Breite) vor.
Du siehst, schon hier gibt es gewaltige Unterschiede.
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Die
Brennweite ist dir bestimmt auch schon bekannt.
Bei Spiegelreflex und Bridge inzwischen werden diese immer in Bezug auf Vollformatsensoren angegeben. Der "echte" Wert der Brennweite ist bei kleinen Sensoren um einiges geringer.
Stell dir wieder eine Vollformatkamera vor, mit einem Objektiv mit Brennweite 50mm. Sprich, ca. 5cm. Bei einerm Handy ist die echte Brennweite viel geringer. Wo sollten auch 5cm ins Handy passen? Die Werte werden also vergleichbar gemacht, indem der Quotient der Sensoren hinter dem Objektiv mit der kleineren Brennweite multipliziert werden.
Doch was sagt die Brennweite nun im Endeffekt aus?
Umso größer die Brennweite, desto höher der Zoom (Auch wenn dieses Wort nur im Marketingbereich genutzt wird) Hier eine gute Grafik dazu:
http://www.lupus-electronics.de/bilder/LE171_brennweiten.jpg
Es sind verschiedene Brennweiten dargestellt (auch wenn diese Werte in der Fotografie nicht für DSLRs üblich sind). Zum Vergleich an Nummernschild. Der rote Bereich hat eine niedrige Brennweite, in diesem Beispiel auf dem Bild wäre nicht nur das Nummernschild, sondern auch noch das ganze Auto, vermutlich auch noch Passanten vom Bürgersteig sichtbar.
Im anderem Extrembeispiel bei 12mm ist im grauen Bereich nur noch ein Teil des Schildes zu erkennen. Es wurde imgrunde "gezoomt".
Beide Fälle wären also unpassend für den Einsatzzweck. Optimal wären hier 6mm. Alle Zeichen des Schildes sind im Bildausschnitt, und es ist trotzdem noch lesbar. (Im roten Bereich wären die Buchstaben evtl. nicht mehr lesbar, für den Fall, dass die Blitzkamera nur sehr sehr wenig Pixel hätte)
Es gibt also Zoomobjektive, welche verschiedene Bereiche an mm Brennweite einstellen können. Standardmäßig sind das 18-55mm. 18 wäre hier ein Weitwinkel (um ganze Häuser zu fotografieren), 55mm schon eher stark gezoomt (Steht man damit auch wieder vor einem Haus, würde man evtl nur Tür + Fenster fotografieren können)
Dazu nochmal Beispielgrafiken:
http://www.lightgrabbers.com/online-fotokurs/beispiele/brennweiten.html
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Komme ich noch zur
Blende. Die Blende ist durchaus kompliziert anfangs, doch ein wichtiges Werkzeug (besonders bei guten Objektiven) und kann viel im Bild ausmachen.
Die Blende bezeichnet den Quotient aus Brennweite und Blendenöffnung. Umso größer die Öffnung, desto kleiner die Blende, bspw. f/2.8. Wenn die Blende ganz klein sein soll, dann wäre ein guter Wert f/8.0 (Wenn die Sonne lacht, Blende 8!)
Was passiert mit kleiner Blendenöffnung?
Es fällt wenig Licht auf den Sensor. Problem: Das Bild wird zu dunkel. Kennt jeder bestimmt von billigen Kameras (sofern ohne Blitze fotografiert), bzw. das Bild wirkt verschmiert und verwaschen. Denn wenn wenig Licht reinkommt, muss die Zeit verlängert werden, in der Licht einfällt. (Verschlusszeit) Und wackelt man dann, gibt es Schlieren (sofern man nicht mit Stativ fotografiert!)
Was passiert mit großer Blendenöffnung?
Es fällt viel Licht auf den Sensor, die Verschlusszeit kann verkürzt werden. Es entstehen einfacher scharfe Bilder. Nachteil einer großen Öffnung ist allerdings, dass der Hintergrund unscharf wird. Manchmal ist das ein gutes stilistisches Mittel, bspw. um bei Potraitfotos den Hintergrund unscharf darzustellen, den Mensch scharf. Öffnet man die Blende hier zu stark, könnte es passieren, dass nur noch die Nase scharf ist - und der Rest des Gesichtes ist schon im Hintergrund.
Hier noch eine Grafik zu Verschlusszeiten und Öffnungen:
http://www.etest.de/user-files/Image/Kaufberatungen/blende.jpg
Hier zum Thema Unschärfe:
http://images.fotocommunity.de/bild...rait-d33c5440-ea5f-42f5-a53c-da02f9301f46.jpg
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Ein weiteres wichtiges Werkzeug ist der
ISO Wert. Er bestimmt über die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Der Sensor hat ein bestimmtes Grundrauschen, bei ISO 100 kaum bemerkbar auf den Fotos. Damit sich Licht (welches als elektrische Spannung gemessen wird) eindeutig kennzeichen und später als farbiges Pixel darstellen lässt, muss die Spannungsdifferenz von Grundspannung zur erzeugten Spannung des Lichtes groß genug sein.
Fällt nun wenig Licht ein - die Blende ist schon weit geöffnet und die Verschlusszeit an der Grenze zum Verwackeln - kannst du nun also den ISO Wert erhöhen. Dieser sorgt dafür, dass ein farbiges Pixel weniger einfallendes Licht benötigt. Damit wird der Sensor nun also lichtempfindlicher. Bei ISO 200 wird doppelt so viel Licht als bei ISO 100 aufgenommen. (Deshalb sieht die Staffelung auch wie folgt aus: 100, 200, 400, 800, 1600.. usw-
So weit so gut, doch wo ist der Haken? - Wie schon erwähnt, besitzt der Sensor eine eigene Grundspannung. Wird der ISO Wert so hoch geschraubt, sagen wir mal 6400, dann kann der Sensor kaum noch Unterscheiden, was "echtes" Licht ist, und was die Grundspannung von ihm selbst wird.
(Ein Vergleich: Wenn du dein Handy über AUX an eine Stereoanlage angeschlossen hast, ist die Übertragung meistens gut und ohne Rauschen. Wenn du die Ausgabelautstärke am Handy sehr leise machst, hörst du aus der Stereoanlage natürlich auch kaum was. Wenn du also nun an der Anlage lauter stellst, hörst du wieder deine Musik - aber auch ein Rauschen der Übertragung)
Gute Sensoren zeichnen sich also dadurch aus, dass sie selbst bei hohen ISO Werten (um die 800-1600) einigermaßen passable Bilder machen, ohne extremes Rauschen. Als Faustregel kann man sagen - je niedriger der Wert, desto höher die Bildqualität. ISO 100 ist ein recht gängiger Wert. Es gibt jedoch einige Kamera mit ISO 50 oder auch höher - meine DSLR hat ein Minimum von ISO 200.
Inzwischen sollten die meisten Kameras bis ISO 400 gute Bilder machen, ab 1600 sieht man dann oft schon schnell die Qualiunterschiede.
Ein Beispielfoto mit unterschiedlichen ISO Werten:
http://www.portraitprofis.de/blog/wp-content/uploads/ISO-Werte1.jpg
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Nachbearbeitung ist auch nicht zu unterschlagen!
Bilder werden bei mir IMMER auch im RAW Format aufgenommen. Die SD Karte wird schneller voll, doch es sind auch mehr Bildinformationen gespeichert. Damit lässt sich bspw. in Photoshop Camera Raw viel nachträglich ändern. Die Belichtung kann wirklich noch um eniges verbessert werden. Tiefen aufhellen, Spitzen abdunkeln. Rauschen etwas abdämpfen und/oder schärfen. Farbtemperatur geändert werden, warm/kalt. Ein langes Thema.
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Abschließend zur Frage wegen Kauf:
DSLRs sind eines der technischen Bereiche, wo die Alterung nicht so schnell vorangeht.
Meine Alpha ist von 2009 und immernoch aktuell. Es passen auch Objektive, zu einer Zeit, wo es noch keine digitalen Kameras gab. (Alte Minolta Objektive)
Die größten Unterschiede zwischen Marken und Jahren sind vor allem Sensorqualität, Ausstattungen, Autofokuszeiten.
Der meiner Meinung nach größter Nachteil einer Bridge ist, dass sich das Objektiv nicht wechseln lässt. Während bei einer DSLR die Werte des Standard(Kit) Obketiv recht unwichtig ist (wer es proffesioneller machen möchte kauft sich auf kurz oder lange neue und bessere), ist es bei Bridgekameras wirklich wichtig, da nicht wechselbar. Ein Blende über f/3.0 ist für meinen Geschmack schon zu wenig. Wobei es natürlich auch hier große Preisunterschiede gibt, einhergehend damit Ausstattung und Qualität.
Bei einer DSLR ist mir ein rauscharmer Sensor wichtiger als 0,1 Sekunden schnellerer Autofokus. Handlichkeit, sprich Ergonomie ist auch nicht außer Acht zu lassen. Genauso ist es mit dem Gewicht, große schwere Klopper sind auf Dauer wirklich anstregend zu halten und eher nicht für unterwegs gedacht.
Auf jeden Fall: Reviews lesen, Leute fragen. (Und nicht bei MediaMarkt und Co)
- Welches Equipment brauche ich und wozu?
Anfänger brauchen nicht sofort das Top Equipment. Es gibt für viele Dinge eine provisorische Lösung.
* Stativ ist gedacht, um die Kamera für lange Belichtungen ruhig zu halten (Nachthimmelfotos etc); Selbstpotraits; Orte erreichen, die man sonst nicht so schnell erreicht (Stativ als Armverlängerung in Verbindung mit Selbstauslöser)
Lässt sich erstmal ersetzen durch andere feste Oberflächen - Tische, und so weiter.
* Funkauslöser können durchaus hilfreich sein: Selbstpotraits; kein verwackeln bei Langzeitbelichtungen durch Klicken des Auslösers; wie auch immer. Alternative: Selbstauslöser
* Aufsteckblitz: Bessere und natürlichere Belichtung
Natürlich gibt es noch einiges mehr. Doch ein gutes Foto gelangt oft nicht aufgrund Top-Equipment, sondern aus dem Gefühl für das Foto. Welche Perspektive, welche Lichtstimmung, Verschlusszeiten, Blende. Nachbearbeitung.
- Gibt es Grundregeln zu beachten für verschiedenen Situationen
Es gibt zwar keine Grundregeln, die man immer befolgen sollte, doch gibt es natürlich Tipps für Anfänger. Gute Fotos enstehen jedoch auch oft, indem diese Regeln bewusst gebrochen werden.
Mal zu deinen Beispielen
keine Bewegung (Landschaften, Objekte)
Landschaften mit großer Blende (=> bspw f/8), ISO Wert niedrig, Belichtungszeit kann durchaus höher sein; falls zu dunkel Stativ oder eben Fläche.
langsame Bewegungen (Personen, Portraits)
Recht kleine Blende, jedoch darauf achten, dass nicht wichtige Teile unscharf werden (bspw. f/3,5); Belichtungszeit sollte nicht zu lang sein - 1/100 ist schon oft an der Grenze. Hängt jedoch auch ab von Bildstabilistator. Einfach mal Testen, bis wann Bilder scharf sind (eine ruhige Hand hilft natürlich auch). Notfalls ISO erhöhen. Letzte Möglichkeit interner Blitz.
schnelle Bewegung (Tiere, Verkehr)
Mittlere bis große Blende, da Scharfstellen schwer werden kann. Verschlusszeit natürlich so kurz wie möglich, basiert natürlich auf Tempo des Objektes. ISO auch mal auf 800 packen.
Doch beachte: Manchmal sind lange Belichtungszeiten stilistisch besser (meine subjektive Einschätzung): Ein fahrrendes Auto fotografieren, wobei man die Drehung der Räder noch erkennen kann erwirkt viel mehr Dynamik und Geschwindgkeitsgefühl im Foto als ein eingefrorenes Auto. Die richtige Zeiten zu finden sind auch hier pure Übungssache.
Lichteffekte (Fotografieren bei Dunkelheit usw)
Stativ oder andere nicht wackelnde Ebene fast unabdingbar für Nachhimmel, Lichtspuren und ähnliches (Fahrende Autos bei Dunkelheit, Sternenhimmel)
Lange Belichtungszeit für solche Fotos, um absichtlich verwaschene Lichtstreifen zu erzwingen.
Möchtest du dagegenhin "normal" Fotos machen von Menschen, wird es schon schwieriger. ISO höher, so weit, bis das Rauschen noch okay ist. 1600 ist da so meine Grenze, wenn das Foto gut werden soll. Blende reiße ich dann auch auf, sonst kann ich es ganz vergessen! Belichtungszeit geht dann schonmal bis 1/10. Oder noch länger. Dazu Kamera dann mal irgendwo stabilisieren und dann abdrücken, wenn die Szene nicht zu schnell ist.
Klappt das auch nicht, wirst du um den Blitz nicht herum kommen!
Allgemein ist zu Sagen, dass es kein Rezept für tolle Bilder kommt.
Übung macht viel aus. Ideen kommen, neue Perspektiven, andere Brennweite, Blende..
Sage mal so - was keiner sehen will, sind Fotos, die jeder schon tausend Mal gesehen hat. Bilder von Oma vom letzten Ausflug zum Rheinufer (sorry!)
Generell Motive, die aus Augenhöhe aufgenommen wurden, sind langweilig. Höher oder tiefer lässt den Betrachter eine halbe Sekunde länger darafschauen. Perspektive kann alles verändern.
- Was muss/kann ich mit geschossenen Bildern machen?
Dazu hatte ich oben schon was geschrieben. Zuerst reichen auch die JPEGs, damit lassen sich auch einige Verbesserungen durchführen. Ein freies Programm dazu ist GIMP, Bilder reinladen und mit Kurven, Kontrast, und so weiter rumspielen.
Die RAWs unterstützt GIMP nicht von Haus aus, es könnte aber ein Plugin geben. ich selbst nutze Photoshop dazu, ist aber nicht kostenlos (vielleicht kommst du günstig durch die Uni oder ähnlich ran)
Kurz zu RAW - RAW ist in dem Sinne keine Bilddatei. RAW sind alle Bildinformationen, die auf den Sensor fielen.
JPEGs, die die Kamera prdouziert, sind schon von der Kamera selbst bearbeitet worden. geschärft, Kontraste, und so weiter. Vor allem aber auch komprimiert. ein JPEG hat pro Pixel 8 Bit, ein RAW bis zu 16 Bit.
Ein JPEG Pixel hat somit 256 verschiedene Helligkeits-/Farbstufen, während ein RAW mit "nur" 12 Bit schon 4096 Stufen. Damit lassen sich Korrekturen mit viel genauerem und größerem Spielraum bearbeiten und schließlich als fertiges Bild in JPEG exportiert.
- Welche Software gibt es, welche ist wofür geeignet und wie unterscheiden sie sich?
Wie erwähnt, PS als oberste und teuerste Klasse, oder für Einsteiger reicht GIMP (mit raw Plugin wäre das top)