Ukraine und die Invasion aus Russland

Putin träumt nicht von der UDSSR, sondern von Großrußland. Und das ist ebensowenig neu, wie seine Bewunderung für Autokraten.
Das hat wohl nur keiner sehen wollen oder es hat nicht interessiert.

Putin ist Anhänger der Vorstellung vom gesamtrussischen Volk, bestehend aus Großrussen (vereinfacht Russen), Belarussen (vereinfacht Belarussen), Kleinrussen (vereinfacht Ukrainer), mit den gemeinsamen Vorfahren der historischen Rus.

Diese Einigkeit dürfte er durch den Einfluß aus dem Westen gefährdet sehen. Ich nehme an, daß er sich wirklich nicht als Aggressor sieht, sondern als Befreier, also, daß er das, abgesehen von aller Rhetorik, wirklich glaubt.

Er hat mehrfach gesagt "Russland ist wo Russen sind", ob sie dazu gehören wollen, oder nicht.
Alle die nicht dazu gehören wollen sind halt Nazis.

KaPiTN schrieb:

Ich nehme an, daß er sich wirklich nicht als Aggressor sieht, sondern als Befreier.

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Je nachdem, wieviel oder eher wie wenig Realitätskontakt (Berater, Geheimdienstinformationen, Medienkonsum) er noch hat, kann das durchaus dasselbe sein.

Es hat schon seinen Sinn, warum es in vielen Ländern eine Amtszeitbegrenzung gibt oder gab. In Russland, China und der Türkei wurde die abgeschafft.

Ich glaube er weiß mittlerweile sehr genau was Sache ist, es ist ihm einfach egal und er will einfach nur seine Interessen durchsetzen.
Falls er dennoch nicht umfassend informiert sein sollte über den Kriegsverlauf und die Folgen für Russland, dann wird er spätestens bei Kenntnisnahme einen erweiterten Selbstmord vorziehen und nicht zu seiner Verantwortung stehen.
Erweitertet Selbstmord heißt dann, wenn er schon untergeht dann richtig, und alle anderen auch.
Irgendwie nicht so die schöne Vorstellung, ich hoffe es kommt anders.

BurnerR schrieb:

Das Narrativ ist ganz klar, die ukrainische Bevölkerung ist mehrheitlich Nazis, deswegen müssen wir da jetzt rein marschieren.

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Nazis ist natürlich Schwachsinn.
Ein extremer Nationalstolz, vielleicht auch Nationalismus, ist sicher bei vielen vorhanden.
Ich meine, mal im Ernst, ich weiß nicht wie ihr das machen würdet, aber wenn ich hier in einer ähnlichen Lage wäre würde ich meine Familie nehmen und fliehen.
Ich würde keinesfalls meine Familie in Sicherheit bringen um dann wieder zurück zu gehen um "für mein Land" zu kämpfen.
Zu welchem Preis? Die eigenen Kinder als Waisen aufwachsen zu lassen?
Irgendwie geht das schon sehr in Richtung übersteigerter Nationalstolz.
Wenn ich alleine wäre, ohne Verpflichtungen sähe das anders aus. Aber sobald man eine Familie hat sollte meiner Meinung nach die Verantwortung für die Familie an erster Stelle stehen und keinesfalls die Verantwortung für sein "Heimatland".

Ich weiß nicht. Für das Land zu kämpfen ist ja auch eine Form der Wahrnehmung der Verantwortung für seine Familie, die man da umsetzt, besonders weil man da ja seine Wurzeln, seinen Lebensmittelpunkt und auch seinen sozialen Mittelpunkt hat. Ich würde das nicht zwingend automatisch mit übersteigerten (fragwürdigen) Nationalstolz verbinden. Es ist auch schwer sich da reinzuversetzen, weil ich würde, mit oder ohne eine Familie zu haben, abhauen und woanders mein Glück suchen.

Ich glaube es liegt auch an der Tatsache, dass die Ukrainer die Zeit der Sowjetunion noch kennen und in sowas in der Art nicht mehr reinwollen. Die sind ja quasi bis zur Unabhängigkeit in den 90ern vollständig immer angeschissen worden. Erst der ganze scheiß im zweiten Weltkrieg und dann eben noch das Leben in der Sowjetunion. Ich glaub das sitzt drin und da will man nicht mehr zurück. Ich denke das kann man sich als Bürger der alten Bundesrepublik nicht so recht vorstellen. Da ging es ja quasi seit dem 2. WK bergauf, während es für einige Staaten im Warschauer Pakt erst mal gar nicht so recht besser wurde. Ich bin zwar in der DDR geboren, aber zu jung um davon was mitbekommen zu haben und das Gefühl beschreiben zu können. Die Ukrainer wollten aus der SU und haben das geschafft und jetzt sehen sie das quasi unter anderem Namen wiederkommen mit den gleichen komischen Vorzeichen. Dazu kommen die krassen Anzeichen für einen Vernichtungs- bzw. Auslöschungskrieg, den die Russen da zu kämpfen scheinen. Ich glaub dieses Wissen oder diese Befürchtung macht etwas mit einem und bringt einige dazu, dass man da auch zu Mitteln greift (Waffen und Widerstandskampf), die wir hier vielleicht nicht nachvollziehen können. Weil auch wenn die Ukraine aus deutscher Sicht ein armes Land ist und einen Lebensstandard bietet, der weit unter einem westeuropäischen Standard liegt, so stehen Sie in Bezug auf Russland ja trotzdem noch besser da. Das konnte man an den Berichten lesen, wo Russen zu Hause berichteten, wie wohlhabend die Ukrainer doch seien.

Weil auch wenn es Sowjetunion heißt oder hieß, war es ja auch nur eine Form von Großrussland und seine Zuträgerstaaten. Also Union im Sinne von alle gleich und gleichwertig, war es ja nicht. Die Interessen dieser Länder wurden immer den Interessen von Russland untergeordnet.

Buschfunk schrieb:

Für das Land zu kämpfen ist ja auch eine Form der Wahrnehmung der Verantwortung für seine Familie, die man da umsetzt, besonders weil man da ja seine Wurzeln, seinen Lebensmittelpunkt und auch seinen sozialen Mittelpunkt hat.

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Ich bin halt der Meinung eine geflüchtete Familie kann im Ausland (vielleicht auch nur vorübergehend) gut leben.
Wenn aber die Kinder als Waisen aufwachsen müssen weil die Eltern sich aus Nationalstolz geopfert haben halte ich das für ein deutlich größeres Drama für die Kinder.

Kann gut sein und dem würde ich mich grundsätzlich auch anschließen, aber ich denke, sowas ist perspektivisch immer eine höchst individuelle Entscheidung, die jeder auf Grundlage der eigenen Erfahrungen und Horizont für sich höchst unterschiedlich trifft.

Also ich kenn ca. 5 millionen gründe für die Ukrainer nicht von den Russen besetzt werden zu wollen...

Natürlich, das steht ja außer Frage.

Die einzige nennenswerte rechtsaussen-Bewegung in der Ukraine war das Azov-Bataillon. Das waren usprünglich 300 Freiwillige die wirklich sehr rechts standen. Die dazugehörige rechtsaussen-Partei kam bei Wahlen nie über 5%, derzeit unter 2%.

Inzwischen sind die Gründer des Azov-Verbandes (sie sind kein Regiment mehr)und die meisten extremen Rechten aus der Gruppe ausgestiegen. Das Regiment wurde umstrukturiert und mit 3000 Freiwilligen regulär in die ukrainischen Streitkräfte integriert.

In der gesamten Existenz des Azov-Verbandes ist kein einziger fremdenfeindlicher Übergriff bekannt geworden.

Im Gegenzu sitzen in der russischen Duma zu 70% rechtsextreme Parteien. Und ethnische Übergriffe auf Ukrainer erfolgen täglich.

Ach und was die Grenzverletzungen angeht: Es gab zwischen 2014 und 2022 insgesamt 135.000 Grenzverletzungen von der russischen auf die ukranische Seite. Kleine Artillerieüberfälle mit ein paar Toten, ein Scharfschütze hier und da. Im Gegenzug haben selbst die russischen Einheiten nie mehr als 300 Übergriffe der ukrainischen Seite bestätigt. Während des Waffenstillstandes kamen 7000 Ukrainer auf ukrainischem Boden ums Leben und angeblich 70 Russen auf russischer Seite.

Die angeblichen Übergriffe der Ukraine sehen meistens so aus:
Eine russische Artilleriestellung greift eine ukranische Grenzstellung an.
Eine ukrainische Drohne steigt auf und vernichtet die Artilleriestellung.
Die Russen heulen "Foul Play!"

Crass Spektakel schrieb:

Die einzige nennenswerte rechtsaussen-Bewegung in der Ukraine war

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Nach deutschen Maßstäben, amerikanischen, russischen oder ukrainischen?

Crass Spektakel schrieb:

Ach und was die Grenzverletzungen angeht: Es gab zwischen 2014 und 2022 insgesamt 135.000 Grenzverletzungen von der russischen auf die ukranische Seite. Kleine Artillerieüberfälle mit ein paar Toten, ein Scharfschütze hier und da. Im Gegenzug haben selbst die russischen Einheiten nie mehr als 300 Übergriffe der ukrainischen Seite bestätigt. Während des Waffenstillstandes kamen 7000 Ukrainer auf ukrainischem Boden ums Leben und angeblich 70 Russen auf russischer Seite.

Die angeblichen Übergriffe der Ukraine sehen meistens so aus:
Eine russische Artilleriestellung greift eine ukranische Grenzstellung an.
Eine ukrainische Drohne steigt auf und vernichtet die Artilleriestellung.
Die Russen heulen "Foul Play!"

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Das interessiert mich, kann man da irgendwo mehr dazu lesen?

Eventuell ist mal ne Zeitlinie hilfreich:
https://www.lpb-bw.de/chronik-ukrainekonflikt

Seedy schrieb:

Eventuell ist mal ne Zeitlinie hilfreich:
https://www.lpb-bw.de/chronik-ukrainekonflikt

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Eher nicht.

Sprichst du für alle?

Nee?

Seedy wird sich einfach nicht auf deinen Post beziehen...
Sorry, ich musste das jetzt einbringen, ich befürchtete ihr beide seid wie zwei unterkritische Massen und zusammen ergebt ihr eine kritische Masse mit den bekannten Konsequenzen

Fetzi schrieb:

Seedy wird sich einfach nicht auf deinen Post beziehen...
Sorry, ich musste das jetzt einbringen, ich befürchtete ihr beide seid wie zwei unterkritische Massen und zusammen ergebt ihr eine kritische Masse mit den bekannten Konsequenzen

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überkritische Masse. Ansonsten ack.
Zurück zum Thema?

Ne kritische Masse passt schon auch, überkritisch natürlich auch:

Aber ja, ein Beleg/Quelle für die Zahlen von Crass Spektakel wäre nett.
Ansonsten muss man das glatt als Erfindung einordnen, das wäre ja schade.